Mosaik-Chef Philipp Nürk, Vanessa Hohl und Jalal Al-Khalil (v.l.) Foto: Caroline Holowiecki/cki

Im Ortszentrum von Stuttgart-Vaihingen gibt es ein neues Café, dort werden süße und deftige Speisen aus Syrien und Marokko serviert. Der Inhaber ist jedoch ein Deutscher. Wie kommt das?

Vaihingen - Auf der Theke steht arabisch anmutendes Teegeschirr neben nordafrikanischen Schmorgefäßen, fremde Gerüche hängen in der Luft. Vaihingen ist seit Kurzem um ein gastronomisches Angebot reicher, das etwas aus der Reihe fällt. Nach den Sommerferien hat an der Hauptstraße im Ortszentrum das kleine orientalische Tagescafé Mosaik eröffnet. Serviert wird für schwäbische Gaumen und schwäbische Ohren Exotisches. Tajine mit Rindfleisch und Pflaumen, Linsensuppe Addas, Schawarma, Couscous-Variationen oder Manti, eine Art Maultasche aus dem Morgenland. Zu Tee und Avocadomilch mit Nüssen gibt es zudem Gebäck oder Käse als Süßspeise mit so klangvollen Namen wie Kunafa, Majuka, Basbousa und Shaibiye. Die veganen, vegetarischen und fleischhaltigen Rezepte stammen aus Syrien und Marokko.

Ein Deutscher und ein orientalisches Restaurant – wie kam das?

Was auf den ersten Blick überrascht: Der Inhaber Philipp Nürk (40) ist ein Deutscher. Den Einfall, ein orientalisches Lokal zu eröffnen, hatte er gemeinsam mit seinem Freund Jalal Al-Khalil (46). Der wiederum ist ein gebürtiger Syrer, lebt aber seit 30 Jahren in Deutschland, und verheiratet ist er mit einer Marokkanerin. „Daheim bei uns wird nur syrisch oder marokkanisch gekocht. Wir hatten die Idee, ein Konzept anzubieten, das es so hierzulande selten gibt“, sagt er. Auch Philipp Nürk, der vor bald zwei Jahrzehnten zum Islam konvertiert ist, findet: „In Stuttgart ist die türkische Gastronomie gut vertreten, aber aus dem arabischen Raum gibt es wenig.“

Gesagt, getan. Jalal Al-Khalils Frau Salma kreiert die Rezepte und setzt sie unter anderem mit ihrer Kollegin Vanessa Hohl um, die zwei Männer haben beim Kaufmännischen das Sagen. Sie beide sind Gastro-Quereinsteiger. Philipp Nürk ist Sportlehrer und Heilpraktiker, sein Kumpel Jalal Al-Khalil arbeitet im Hauptberuf als Druck- und Medieningenieur. Angst vor der neuen Aufgabe hat der Café-Chef nicht. „Der Laden ist klein, das Risiko ist überschaubar“, sagt der Denkendorfer.

Auch ein Mann aus Pakistan hilft mit

Der Name Mosaik kommt nicht von ungefähr. Er steht für das bunt zusammengesetzte Team aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Auch ein Mann aus Pakistan hilft mit. Und die Kundschaft? Zu 90 Prozent Deutsche, erklären die beiden Männer. Viele Mitarbeiter aus den umliegenden Firmen und Rentner kämen zum Mittagessen.

Noch läuft die Findungsphase. Das Multikulti-Team tüftelt nach wie vor am perfekten Konzept. Aktuell ist von Montag bis Samstag jeweils zwischen 11 und 20 Uhr geöffnet, doch Philipp Nürk spielt mit dem Gedanken, auch Frühstück anzubieten, etwa mit Hummus, Oliven und Käse. Von November an sollen zudem Falafelgerichte auf der Karte stehen. „Wir wollen auch die Wünsche der Kunden erfüllen“, sagt Jalal Al-Khalil.