Formaler Bescheid über Sanktionen für EY Foto: dpa/Soeren Stache

Die Milliardenpleite von Wirecard liegt mehr als drei Jahre zurück. Wirtschaftsprüfer von EY sollen zuvor ihre Berufspflichten verletzt haben. Die Sanktionen dafür stehen seit Monaten fest – nun wird EY auch formal zur Kasse gebeten.

Mehr als acht Monate nach der Entscheidung ist die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY förmlich über die im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal verhängten Sanktionen informiert worden. Der Bescheid ist am Freitag eingegangen, wie ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Ob EY dagegen Einspruch einlegen will, war zunächst unklar: Der Bescheid werde derzeit geprüft. Dann werde über das weitere Vorgehen entschieden, hieß es.

Die Abschlussprüferaufsicht Apas hatte bereits im April mitgeteilt, Ernst & Young (EY) und einzelne Wirtschaftsprüfer zu sanktionieren. Der förmliche Bescheid stand seitdem allerdings aus. EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren Dax-Konzerns Wirecard über Jahre hinweg testiert.

Eine Apas-Kammer hatte bei der Prüfung der Wirecard-Abschlüsse in den Jahren 2016 bis 2018 Verletzungen der Berufspflichten als erwiesen angesehen. EY muss deshalb nach früheren Apas-Angaben eine Geldbuße von 500 000 Euro zahlen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft darf zudem bei Unternehmen von öffentlichem Interesse zwei Jahre lang keine gesetzlichen Abschlussprüfungen durchführen. Dabei geht es um sogenannte Neumandate - bestehende Mandate sind ausgenommen. Es handelt sich bei dem Verfahren um das größte, das die Apas nach eigenen Angaben bislang durchgeführt hat.

Anklage gegen ehemaligen Finanzvorstand

Darüber hinaus wurden fünf Wirtschaftsprüfer mit Geldbußen von 23 000 Euro bis 300 000 Euro sanktioniert. Zur Höhe der Geldbußen insgesamt machte die Apas im April keine Angaben. Ob die Prüfer ihre Bescheide ebenfalls erhalten haben, war zunächst nicht bekannt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, zu dem die Apas gehört, war am Freitagnachmittag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

Der börsennotierte Zahlungsdienstleister Wirecard war im Sommer 2020 zusammengebrochen. Zuvor hatten der Vorstand einräumen müssen, dass 1,9 Milliarden Euro angeblich auf südostasiatische Treuhandkonten verbuchte Erlöse nicht auffindbar waren. Dem früheren Wirecard-Chef Markus Braun und zwei Mitangeklagten wird seit Dezember 2022 wegen Verdachts des Betrugs mit Milliardenschaden für die kreditgebenden Banken in München der Prozess gemacht. Braun bestreitet die Vorwürfe. Er sitzt in Untersuchungshaft.

Erst am Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft München nun auch gegen einen ehemaligen Wirecard-Finanzvorstand Anklage erhoben. Ihm wird vorgeworfen, mit anderen Konzernumsätze vorgetäuscht zu haben. Mit den fingierten Finanzzahlen sollten demnach die Aktienkurse beflügelt und Bankkredite erlangt werden.