Soll seinen Posten räumen: Volkswagen-Chef Matthias Müller. Foto: dpa

Personelle Veränderungen bei Volkswagen: Chef Matthias Müller soll nach Informationen des „Handelsblatts“ als Konzernvorsitzender abgelöst werden.

Düsseldorf - Volkswagen-Chef Matthias Müller könnte schon in wenigen Tagen seinen Posten räumen: Der größte deutsche Autobauer erwägt „personelle Veränderungen im Vorstand“, wie er am Dienstag mitteilte, derzeit liefen Gespräche mit mehreren Mitgliedern des Aufsichtsrats und des Vorstands. Wie mehrere Medien nach der Ankündigung durch VW berichteten, soll Müller als Konzernchef gehen, sein Nachfolger soll VW-Markenchef Herbert Diess werden.

Volkswagen erklärte am frühen Nachmittag, das Unternehmen erwäge eine „Weiterentwicklung der Führungsstruktur für den Konzern“, die auch mit personellen Veränderungen im Vorstand verbunden wäre. Dazu könne auch eine „Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden gehören“, teilte der Autobauer mit Blick auf Müllers Posten mit. Der seit September 2015 an der VW-Spitze stehende Müller habe seine „grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken“. Das „Handelsblatt“ sowie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und die „Bild“-Zeitung berichteten anschließend unter Berufung auf Unternehmenskreise sowie informierte Kreise, dass Müller gehen müsse.

VW-Aufsichtsrat beschließt am Freitag

Demnach soll das der VW-Aufsichtsrat am Freitag beschließen. Markenchef Diess solle auf Müller folgen. Der „Bild“ zufolge planten die Eigentümer-Familien Porsche und Piëch den Führungswechsel seit mehreren Monaten, der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dieter Pötsch sei darüber informiert gewesen. Volkswagen selbst wollte sich über seine Mitteilung hinaus nicht äußern. Diese sei versandt worden, weil das die Regularien für den Finanzmarkt so verlangten, sagte ein Sprecher des Aufsichtsrats. Dass für Freitag eine Aufsichtsratssitzung geplant ist, wollte der Sprecher nicht bestätigen, die mögliche Personalie Diess wollte er ebenso wenig kommentieren.

Der Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sagte AFP, Müller sei „ganz ausdrücklich als Krisenmanager gekommen“ und der wichtigste Teil der Krisenbewältigung sei nun vorbei. Es sei insofern „richtig, wenn es jetzt in eine neue Richtung geht“. Zu Diess als möglichem Nachfolger sagte Pieper, dieser sei ein „sehr guter Kostenmanager“ und erscheine ihm die „beste Lösung als Nachfolger“ zumindest für die kommenden fünf Jahre zu sein. Der Autoexperte Frank Schwope von der NordLB sagte zur möglichen Personalie Diess, dieser habe „für wichtige Veränderungen bei VW gesorgt“ und sei Chef der wichtigsten Konzernmarke.

Müller hatte 2015 das Zepter übernommen

„Er wäre somit ein plausibler Kandidat für eine vermeintliche Vakanz.“ Müller hatte 2015 das Zepter von Martin Winterkorn übernommen, der wegen des Abgasskandals zurückgetreten war. Volkswagen hatte im September 2015 auf Druck von US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen unterschiedlicher Marken eine Software zur Manipulation von Abgaswerten eingebaut zu haben. Zuletzt geriet Müller wegen seines Millionengehalts in die Schlagzeilen.

Dem Geschäftsbericht von VW zufolge bekommt er für das Jahr 2017 eine Vergütung von gut zehn Millionen Euro - ein Plus von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Müller verteidigte die Vergütung jüngst mit der Relevanz des Unternehmens für die Volkswirtschaft sowie dem mit dem Posten verbundenen Risiko. Müllers Vertrag wäre eigentlich erst 2020 ausgelaufen.

„Man muss festhalten, dass die Entwicklung, die Volkswagen unter Matthias Müller genommen hat, erstaunlich positiv ist“, sagte Frank Biller, Autoanalyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) unserer Zeitung. VW hatte für das Geschäftsjahr 2017 Rekordzahlen präsentiert. Die Kosten des Dieselbetrugs habe VW unter der Ägide Müllers überraschend gut verkraftet, so Biller. Insgesamt belaufen sich diese bislang auf mehr als 25 Milliarden Euro. „Und er hat trotz der Krise nicht nur Vergangenheitsbewältigung betrieben, sondern wichtige Zukunftsprojekte im Bereich der Elektromobilität und der Mobilitätsdienstleistungen angestoßen.“