Die historische Ortsmitte in Echterdingen: Links auf der Illustration die geplante Energiezentrale, rechts daneben das Paulaner-Gebäude, das auch an das Wärmenetz angeschlossen werden soll. Foto: D'Inka Scheible Hoffmann Lewald Architekten/Archiv Natalie Kanter

Der geplante Bau der Energiezentrale in Echterdingen sorg für Diskussionen. Die Bürgerinitiative „Pro historische Mitte“ sammelt derzeit Unterschriften gegen die Errichtung in der Ortsmitte. Am Dienstag, 18. März, berät der Technische Ausschuss zum Baurecht.

Die Gefühle, die unter den Initiatoren von „Pro historische Mitte“ herrschen, sind gemischt. Auf der einen Seite freuen sich Beate Krämer, Eberhard Alber und Paul-Gerhard Armbruster darüber, dass sich bereits innerhalb weniger Wochen fast 500 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen den Bau der geplanten Energiezentrale im Ortskern von Echterdingen ausgesprochen haben. Gleichzeitig sind sie immer noch verärgert über die schwammige Aussagen der Verantwortlichen und fordern transparentere Kommunikation seitens der Stadt und der Stadtwerke.

 

In der Ortsmitte von Echterdingen ist ein Wärmenetz geplant – neben einem weiteren beim Hallenbad in Leinfelden derzeit das einzige in der Stadt. Mittelpunkt des Wärmenetzes soll eine sogenannte Energiezentrale sein. Gebaut werden soll diese neben dem ehemaligen Schulhaus. Bereits vergangenen Herbst stimmte der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen nach langer Diskussion mit einer Gegenstimme für den Bau der Heizzentrale, die in Zukunft Energiescheuer heißen soll.

Keine Heizzentrale zwischen denkmalgeschützte Häuser

Um gegen die Pläne der Stadt und der Stadtwerke vorzugehen haben Beate Krämer, Eberhard Alber und Paul-Gerhard Armbruster Ende letzten Jahres die Bürgerinitiative „Pro historische Mitte“ gegründet. „Eine industrielle Anlage gehört prinzipiell nicht in die Stadtmitte, sie gehört ins Industriegebiet“, sagt Beate Krämer, betont aber auch, sie seien keine „Anti-Bewegung und wollen einen konstruktiven Beitrag leisten, damit Leinfelden- Echterdingen die Klimaschutzziele erreichen kann“, gleichzeitig soll aber auch das historische Erbe bestmöglich erhalten bleiben.

Die Initiatoren sind nicht gegen das Wärmenetz per se, nur soll die zugehörige Heizzentrale nicht zwischen den denkmalgeschützten und stadtteilprägenden Häuser des Ortskerns stehen, wenn es nach ihnen geht. Die geplante Energiescheuer sei zu klobig, zu modern, zu industriell – kurzum: Sie füge sich nicht in das historische Ortsbild und ähnele einem Krematorium. Außerdem befürchten sie Lärm und Gestank. Knapp 500 Personen teilen diese Meinung.

„Fast 500 Stimmen sprechen eine deutliche Sprache und sollten von den Entscheidungsträgern nicht ignoriert werden“ sagt Krämer. In einem Brief an die verantwortlichen Entscheidungsträge vom 17. März fordern die Initiatoren einen kritischen Umgang mit dem Projekt der Stadtwerke. Ihr Eindruck: „Der Bau soll mit höchster Eile durchgepeitscht werden.“ Vom Bekanntwerden des Standortes bis zur Entscheidung seien gerade einmal sechs Monate vergangen, sagt Krämer. Außerdem wirft sie der Stadt vor, dass der Gemeinderat für eine Abstimmung über das Bauprojekt zu wenige Informationen hatte. Auch Bürgerinnen und Bürger fühlen sich laut Krämer zu schlecht informiert. „Die Bedenken und Sorgen der Anlieger nehmen wir ernst“, sagt Benjamin Dihm, Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen. Für Anregungen zum Beispiel zur Gestaltung der Fassade erklärt er sich offen.

Keine Konkreten Aussagen über Kosten

Peter Friedrich, Chef der Stadtwerke in Leinfelden-Echterdingen, berichtet, dass man sich mit der Bürgerinitiative getroffen und Argumente ausgetauscht habe. Man habe erklärt, warum man sich so entschieden habe. Klar sei: Am Ort und an der Ausgestaltung werde sich nichts mehr ändern, sagt Dihm. Was nun noch fehlt: das Baurecht. Am Dienstag, 18. März, berät der Technische Ausschuss dazu, eine Woche später hat der Gemeinderat zu beschließen. Der Wunsch der Bürgerinitiative, die Energiezentrale aus dem Ort zu verbannen, klappe nicht. „Dann wäre das Projekt nicht mehr finanzierbar“, sagt Peter Friedrich. Zu lang die Leitungen, zu groß der Energieverlust. Doch für die Initiatoren sind diese Aussagen zu unkonkret. Auch dazu, was die Wärme am Ende kosten soll, soll es noch keine genauen Auskünfte gegeben haben.