uf die Position von Lungenarzt Dieter Köhler beziehen sich immer wieder die Fahrverbotsgegner bei den Diesel-Demos in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Lungenarzt muss Zahlen in seiner Schadstoffberechnung korrigieren. Das ist peinlich. Und wer Forscher kritisiert, sollte selbst besonders gewissenhaft rechnen, meint Wissenschaftsredakteur Werner Ludwig.

Stuttgart - Es ist mehr als peinlich, wenn der Grenzwert-Kritiker Dieter Köhler jetzt selbst Fehler in seinen Berechnungen einräumen muss. Schließlich haben der Lungenarzt und seine Mitstreiter keine Gelegenheit ausgelassen, um Tausenden von Wissenschaftlern aus aller Welt interessengeleitete Forschung und die systematische Fehlinterpretation von Daten vorzuwerfen. Wer so hart austeilt, sollte beim Umgang mit Zahlen besonders sorgfältig sein. Sonst setzt er sich schnell der Gefahr der Unglaubwürdigkeit aus.

Echo aus Fachwelt verheerend

Dabei kann man über die Höhe der geltenden Grenzwerte durchaus diskutieren – insbesondere was Stickstoffdioxid (NO2) angeht, dessen alleinige Wirkung nicht so leicht nachweisbar ist. Denn die Anwohner stark befahrener Straßen sind immer einem Gemisch aus mehreren Schadstoffen ausgesetzt. Allerdings eignet sich das leicht zu messende NO2 gerade deshalb recht gut als Indikator für die Gesamtheit der verkehrsbedingten Emissionen.

Schon bisher war das Echo der Fachwelt auf Köhlers Vorstoß verheerend – zu Recht. Denn er hat nicht an Studien zu den Wirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit mitgewirkt – und wohl auch nicht die Mitunterzeichner seines Papiers. Neue Forschungsergebnisse haben sie bislang auch nicht vorlegt. Stattdessen wiederholen sie ihre bereits bekannten Standpunkte. Es kommt in der Wissenschaft zwar bisweilen vor, dass sich jemand gegen die gesamte Fachwelt stellt – und am Ende recht behält. Im Fall von Köhler und seinen Kollegen ist das aber kaum zu erwarten.