Die Reiterstaffel der Stuttgarter Polizei hat ihr Maskottchen verloren, das Shetlandpony Mini. Foto: dpa

Shetlandpony Mini war 25 Jahre bei der berittenen Abteilung der Stuttgarter Ordnungshüter.

Stuttgart/Ostfildern - Das Leben ist kein Ponyhof, zumindest nicht, wenn man Pony bei der Reiterstaffel der Stuttgarter Polizei ist – genau diese Ansicht vertritt ein Teil der dortigen Beamten spätestens seit vorigen Freitag. An jenem Tag hat der Tierarzt, wie jetzt bekannt wurde, das Shetlandpony Mini eingeschläfert. Ohne dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, die genaue Krankheit des Maskottchens der Reiterstaffel zu ergründen und sein Leben womöglich zu retten, lautet der Vorwurf. Einige Polizeireiter sind geradezu entsetzt über „die Herzlosigkeit“ der kommissarischen Leiterin der Reiterstaffel. Die junge Kollegin habe quasi im Alleingang den Tod von Mini verfügt.

Das Tier sei nicht mehr zu retten gewesen, sagt hingegen Polizeisprecher Olef Petersen nach Rücksprache mit dem zuständigen Tierarzt, das Einschläfern also „ein ganz normaler Vorgang“. Mini war offenbar nicht erst seit wenigen Tagen krank. Das Shetlandpony litt laut Petersen schon seit mehreren Wochen immer wieder an Koliken. Die Schmerzen seien zuletzt immer schlimmer geworden.

Mitglieder der Reiterstaffel, die aus Furcht vor Repressalien nicht namentlich genannt werden wollen, schildern den Vorgang anders: Mini sei am Sonntag vor einer Woche schwer erkrankt. Eine spezielle Untersuchung hätte Klarheit über die Ursache und eine mögliche Folgebehandlung liefern können. Doch die kommissarische Leiterin habe diese Untersuchung „aus Kostengründen abgelehnt“, wie es einer der Beamten formuliert. Schon zu dem Zeitpunkt habe die Kollegin verfügt, das Tier einschläfern zu lassen, so sich sein Zustand weiter verschlechtere. Dann habe man Mini fast eine Woche lang „ in Schmerzen dahinsiechen lassen“.

Geld sammeln "wurde unterbunden"

Am vorigen Freitag wurde Mini schließlich eingeschläfert. Mehrere Polizeireiter hatten offenbar noch angeregt, für Mini zu sammeln, um eine letzte Untersuchung durch den Tierarzt möglich zu machen. Die Polizeioberkommissarin „hat das unterbunden“. Kein angemessener Umgang mit „einem Symbol der Reiterstaffel“, findet der Beamte. Unter dem etatmäßigen Chef der Reiterstaffel, Stähle, wäre so ein Vorgehen unmöglich gewesen. Wenn andernorts Tierschutzbestimmungen nicht eingehalten würden, schreite die Polizei ein, „und hier verhalten wir uns selbst nicht korrekt“. Das spreche sich herum und schade dem Renommee der Polizeireiterstaffel.

Die Leiterin der Reiterstaffel war am Dienstag nicht im Dienst und stand daher für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Polizeisprecher Olef Petersen bestätigt den Vorgang aber im Wesentlichen. Dennoch rät er, „die Sache nicht allzu hoch zu hängen, auch wenn Emotionen verständlicherweise hochgekocht sind“. Das Shetlandpony Mini, seit 1987 Teil der Reiterstaffel, sei immerhin schon 28 Jahre alt, für ein solches Tiere beinahe ein biblisches Alter.

Prinzip Gnadenbrot statt Schlachter

Dessen wochenlange Behandlung habe bereits mehrere Tausend Euro gekostet. Am Freitag habe die Kollegin vor der Wahl gestanden, Mini nochmals aufwendig untersuchen oder einschläfern zu lassen. Der Doktor hat demnach die Ansicht vertreten, „dass Mini nicht mehr auf die Beine kommt, weshalb die Kollegin und der Tierarzt für Einschläfern plädiert haben“, sagt Olef Petersen. Der Tierarzt habe nochmals bestätigt, eine weitere Untersuchung wäre unverhältnismäßig gewesen. Ein Fehlverhalten bei der jungen Polizeioberkommissarin könne er, Petersen, daher nicht feststellen.

Offenbar fürchten bei der Reiterstaffel einige um den guten Ruf. „Wir sind bekannt dafür, dass wir uns um unsere alten Pferde kümmern“, gibt Sprecher Petersen zu Protokoll. Gnadenbrot statt Schlachter laute das Prinzip. So verbrächten etliche ehemalige Stuttgarter Polizeipferde ihren Lebensabend auf dem Gut Aiderbichl. Die Einrichtung nimmt sich auf ihren Gnadenhöfen in Bayern und Österreich Tieren an, um ihnen zu einem würdigen Dasein zuverhelfen.

Shetlandpony Mini hatte zuletzt leiden müssen – und wurde erlöst? Laut Tierarzt ja. Ob sich die Reiterstaffel ein neues Maskottchen zulegt, ist derzeit offen.