Foto: dpa

Rund 400 Windräder drehen sich im Südwesten. Dabei gäbe es Potenzial für 4000, meint der Umweltminister. Doch die Landräte wollen klarere Regeln und mehr Zeit, um die Bürger mitzunehmen.  

Stuttgart - Landesregierung und Landräte streiten um Tempo und Bedingungen des Windkraftausbaus. „Wir machen selbstverständlich mit“, sagte der Präsident des Landkreistags, Helmut Jahn, den Stuttgarter Nachrichten. Man dürfe die Energiewende aber nicht von oben herab durchsetzen, sondern müsse die Bürger mitnehmen und ihnen die Ängste nehmen. In vielen Gemeinden tobe über dieses Thema ein massiver Streit: „Da gibt es bislang intakte Dörfer, die völlig auseinanderbrechen in Befürworter und Gegner.“ So etwas habe er in den 24 Jahren seiner Zeit als Landrat noch nie erlebt.

Jahn forderte von der Landesregierung außerdem eindeutigere Regeln: „Wir brauchen auch eine Klarstellung für den Artenschutz und für Landschaftsschutzgebiete, um zu sehen, wie die Landesregierung die Vorgaben ausgelegt haben will.“ Grundsätzlich seien die Landkreise bei der Genehmigung an Recht und Gesetz gebunden, könnten also die Verfahren kaum beschleunigen. Jahn: „Den geringen Spielraum, den wir haben, wollen wir aber im positiven Sinn nutzen.“ Auch der Gemeindetag forderte einen „realistischen Zeitrahmen“ für das komplexe Planungsverfahren.

Grün-Rot rechnet mit Windkraftboom ab 2014

Gleichwohl rechnet Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) im kommenden Jahr mit einem Boom beim Ausbau der Windkraft: „Der Eindruck, die erneuerbare Energie komme nicht voran, ist falsch“, sagte er in Stuttgart. Als Hilfestellung für Behörden, Investoren und Bürger wertet er einen von ihm in Auftrag gegebenen Potenzialatlas zur erneuerbaren Energie, der im Internet abrufbar ist. Dieser könne zwar die Planungen vor Ort nicht ersetzen, mache aber deutlich, welche Möglichkeiten es gebe. So weist die Karte ein Gesamtpotenzial von 4100 Windkraftanlagen in besonders windreichen Gebieten aus. Auch geeignete Dächer für Fotovoltaik sind erkennbar.

Die Regionalverbände werten den Atlas hingegen als „theoretische“ Liste von Anlagen, die bei weitem nicht alle realisierbar seien. Die Landtagsopposition spricht von grün-roten „Luftschlössern“