In weiten Teilen Deutschlands hat es wieder ordentlich geschneit. Foto: AP

Schneemassen und schulfrei für zehntausende Kinder: Der Winter hat wieder zugeschlagen.

Hamburg - Viel Schnee, wenig Salz und keine Schule für zehntausende Kinder: Der Winter hat in weiten Teilen Deutschlands erneut zugeschlagen. Während immer mehr Städte ihr Streusalz aufgebraucht haben, warnten Meteorologen, dass in einigen Regionen die stärksten Schneefälle dieses Winters noch kommen. In einigen Städten und Kreisen brach am Dienstag der Busverkehr zusammen. Hallen und Gebäude wurden wegen der Schneelast auf den Dächern vorsichtshalber geschlossen. Bei Glätte-Unfällen starben mehrere Menschen, Dutzende wurden verletzt. Zu der von der Außenwelt abgeschlossenen Ostseeinsel Hiddensee startete eine Luftbrücke.

 Nach den heftigen Schneefällen stürzte im sauerländischen Attendorn eine Firmenhalle ein. Dabei sei ein Autofahrer in seinem Wagen von umherfliegenden Teilen verletzt worden, sagte ein Sprecher der Polizei Olpe am Dienstagabend. Schon am Nachmittag drohte die 100 mal 40 Meter große Halle eines Unternehmens für Wasserleitungen zusammenzubrechen. Sie war deshalb geräumt worden. "Gegen 18 Uhr ist das Dach dann eingekracht", sagte der Sprecher.

 Mehrere Kommunen und Kreise schlossen inzwischen vorsichtshalber wegen hoher Schneebelastung ihre Hallen und öffentlichen Gebäude. Wuppertal meldete etwa 100 Schließungen, der Lahn-Dill-Kreis in Hessen etwa 20. Seit dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall Anfang 2006 sind viele Gemeinden vorsichtig geworden.

 Schulfrei in Schleswig-Holstein

 Am Mittwoch fällt wegen "härtester Winterverhältnisse" in Schleswig-Holstein der Unterricht aus. Ob die Kinder und Jugendlichen am Donnerstag wieder in die Schule müssen, blieb unklar. "Das wird von Tag zu Tag entschieden", sagte ein Ministeriumssprecher in Kiel. Auch in weiten Teilen Hessens, darunter Stadt und Landkreis Fulda, Hochtaunus oder Vogelsbergkreis, sowie im sauerländischen Olpe können die Schüler am Mittwoch zu Hause bleiben.

 Bereits am Dienstag fielen wegen Schnee und Glätte in vielen Gegenden der Unterricht oder zumindest einige Stunden aus - unter anderem in Nordfriesland, Teilen von Rheinland-Pfalz und Mecklenburg- Vorpommern sowie im Sauerland und Odenwald.

 Der Deutsche Wetterdienst warnte auch für Mittwoch in weiten Teilen Deutschlands vor chaotischen Straßenverhältnissen. Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern bat Autofahrer, nur die allernötigsten Fahrten zu unternehmen, auch wenn 150 Lastwagen mit Pflügen und Streugeräten bereitstünden.

 Unwetterwarnungen vom DWD gab es vor allem für Mittelgebirgslagen ab 400 Höhenmetern. Es könne Schneeverwehungen geben. Im Flachland wurden innerhalb von zwölf Stunden bis zu 10 Zentimeter Neuschnee erwartet, in höheren Lagen mehr als 20 Zentimeter. Am Mittwoch sollen sich die Niederschläge laut DWD auf die Südhälfte des Landes beschränken. In den nächsten Tagen sieht es für das Flachland nach Tauwetter aus. Ob dies eine durchgreifende Milderung und den Ende des Winters einleitet, ist jedoch fraglich.

 Hubschrauber für Hiddensee

 Die Ostseeinsel Hiddensee, nach wie vor vom Eis eingeschlossen, wurde am Dienstag per Hubschrauber versorgt. 40 von etwa 100 festsitzenden Touristen konnten ausgeflogen werden. Am frühen Nachmittag musste die Luftbrücke jedoch unterbrochen werden, als der Wind auffrischte und sich neuer Schnee ankündigte. Immerhin konnten die etwa 1000 Inselbewohner mit Möhren, Tomaten, Kartoffeln, Milch, Brot und Eiern sowie Medikamenten versorgt werden.

 In Schleswig-Holstein schlitterten auf der Bundesstraße 207 bei Heiligenhafen ein 20-Jähriger und sein 19 Jahre alter Beifahrer mit dem Auto gegen einen Sattelzug. Die Männer wurden eingeklemmt und starben noch am Unfallort. In Hannover stürzte ein 71-Jähriger auf eisglatter Straße und verletzte sich tödlich am Kopf.

 In Nordrhein-Westfalen zählte die Polizei innerhalb von 24 Stunden etwa 900 Unfälle, wie das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste berichtete. In Ahaus im Münsterland kam ein 36-Jähriger auf eisglatter Straße ums Leben. In Hamburg krachte es laut Polizei 200 Mal. Auch im Luftverkehr kam es zu Störungen. An Deutschlands größtem Flughafen Frankfurt wurden 50 innerdeutsche Flüge gestrichen. Täglich gibt es dort 1200 Flüge. Busse fuhren am Dienstag unter anderem im Odenwald oder in den niedersächsischen Städten Celle, Hildesheim und Osnabrück nicht.

 Knappes Streusalz

 Immer mehr Städte tun alles, um an Salz zu kommen, das zu einem sehr knappen Gut geworden ist. Die Stadt Heidelberg hat zum Beispiel Salz in Serbien bestellt - zum Preis von 195 Euro je Tonne, statt sonst knapp 80. "Der Markt hat auf die extrem hohe Nachfrage reagiert", sagte eine Sprecherin. Bei Auktionen werde Salz teilweise für mehr als 300 Euro je Tonne verkauft. In Berlin steigt die Stadtreinigung bald auf Splitt um, für sie ist es der härteste Winter seit 30 Jahren.

 Derweil herrschte im Südschwarzwald, auf der Schwäbischen Alb oder auch in der Rhön reger Betrieb an den Liften und auf den Loipen. Auch im Erzgebirge in Sachsen freute sich die Tourismus-Wirtschaft über eine erste Urlauberwelle nach Beginn der Winterferien in den Bundesländern Berlin und Brandenburg. "Wir sind fast ausgebucht. Am Ski-Hang herrscht Hochbetrieb", sagte Heidrun Fischer von der Gäste- Information in Oberwiesenthal. Die Sonne scheine: "Superwetter."

Auf dem größten See innerhalb Deutschlands, der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, misst die Eisdecke mittlerweile 26 Zentimeter, wie der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Waren mitteilte. "Wenn die Schneedecke nicht wäre, hätten wir wohl schon 40 Zentimeter dickes Eis."