Halt, hier geht’s nicht weiter! Ein Polizist sperrt die Heinestraße in Stuttgart-Degerloch wegen Schneeglätte Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Für den städtischen Streudienst ist jetzt die ganze Woche über Tag- und Nachtdienst angesagt. Reichlich Neuschnee gab es am Montag, ein Ende ist noch nicht abzusehen.

Stuttgart - Da sitzen auch Kontrolleure fest. Gerade haben sie die Fahrgäste eines SSB-Linienbusses auf den Fildern nach deren Fahrkarten überprüft, als der Bus nicht mehr weiterkommt. Weiße Pracht statt Schwarzfahrer. Bei der Ausfahrt aus einer Haltestelle in die Filderhauptstraße in Plieningen drehen die Räder durch, im Schneetreiben wird der Stau hinter dem Bus immer länger. Der Busfahrer kämpft – doch die Ganzjahresreifen sind nicht alpentauglich. Auf den Filderlinien der SSB haben die Busse teils erhebliche Verspätungen.

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Eine von vielen Winterszenen in Stuttgart, wo der Neuschnee am Montagvormittag vor allem auf den Fildern den Verkehr aufs Glatteis führte. Dabei blieben Fahrzeuge nicht nur liegen, es krachte auch: „In Stuttgart gab es 27 Unfälle in nur zwei Stunden“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Ein paar Kilometer weiter, in der Heinestraße in Degerloch, müssen Polizisten improvisieren. Die Karl-Kloß-Straße, die am Waldfriedhof vorbei Degerlochs Höhen mit Heslach verbindet, ist eher eine Bobbahn als eine Straße. Die Polizisten stellen sich den Autokolonnen in den Weg und machen den Rutsch-Test. Die Alternativstrecke zur Neuen Weinsteige muss bis gegen 11.30 Uhr gesperrt werden. Bis der Streudienst die Fahrbahn einigermaßen geräumt hat.

So ist das, wenn so eben mal fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee über Stuttgart niedergehen. „Das war wahrlich kein normaler Einsatztag“, sagt Annette Hasselwander vom städtischen Streudienst der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Allein im Filderbereich waren am Montag acht Winterdienst-Fahrzeuge im Einsatz. Dabei wurden etwa 45 Tonnen Salz gestreut.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Die Einsatztruppe der AWS „hat über die gesamte Woche Nachtdienst angesetzt“, sagt Sprecherin Annette Hasselwander. Tagsüber seien bis zu 33 Winterdienst-Fahrzeuge einsatzbereit, nachts können bis zu 21 ausrücken.

Der Wintereinbruch geht noch relativ zurückhaltend mit den Autofahrern um. Es bleibt zumeist bei Blechschäden. Auch im Esslinger Teil der Filder sowie zwischen Esslingen, Kirchheim und Nürtingen hat es auf schneeglatten Fahrbahnen „etwa 20 Unfälle gegeben“, sagt Polizeisprecher Christian Wörner. Der staunt darüber, dass manche Autofahrer immer noch sehr leichtfertig mit der Bereifung ihrer Fahrzeuge umgehen. „Eine 31-jährige Hyundai-Fahrerin hatte zwar vorschriftsmäßig Winterreifen moniert“, sagt Wörner, „doch die waren bis auf die Reifenkarkasse abgefahren.“

Den schlimmsten Unfall in der Region gab es in Weil der Stadt (Kreis Böblingen), auf der L 1182 zwischen Merklingen und Hausen. Ein 26-jähriger VW-Fahrer rutschte nach einer Linkskurve in den Gegenverkehr und kollidierte frontal mit dem Mazda eines 47-Jährigen. Der Verursacher erlitt schwere Verletzungen. Die Strecke musste zwei Stunden voll gesperrt werden.

Eine Stunde lang ging nichts mehr auf dem Stuttgarter Flughafen. Die Piste musste für den Räumdienst von 10 bis 11 Uhr gesperrt werden. Zehn Flieger hatten Verspätungen bis zu einer Stunde.

Der Stuttgarter Bus, die Fahrgäste und Kontrolleure in Plieningen sind übrigens am Ende doch irgendwie weitergekommen. Immerhin war die Rutschpartie im Busverkehr nicht ganz so schlimm wie in Sindelfingen. Dort gab es verbeultes Blech, als der Linienbusfahrer in der Gartenstraße die Kontrolle verlor und gegen eine Ampel rutschte. Der Schaden wird auf 7500 Euro geschätzt.

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