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Die fünf Männer können sich retten - 14 Verdächtige nach Anschlag bei Winterbach festgenommen.

Winterbach - Eine Brandstiftung hätte fünf junge Ausländer das Leben kosten können: In der Nacht zum Sonntag haben mehrere dem rechtsextremen Lager zugerechnete Männer eine Hütte in Flammen gesetzt, in die sich die Italiener und Türken nach einer Prügelei geflüchtet hatten. Sie entkamen dem Feuer.

Der erste Anruf bei der Polizei geht um 1.43 Uhr ein. Einer der Ausländer meldet eine sich anbahnende Schlägerei, bittet um Hilfe. Der Tatort liegt außerhalb von Winterbach (Rems-Murr-Kreis), im Gewann "Gereutle". An einem Feldweg, der von der Bergstraße von Winterbach in den kleinen Teilort Engelberg abzweigt, ist es wohl zufällig zu dem unheilvollen Aufeinandertreffen von drei Italienern und sechs Türken mit den etwa 20 Rechten gekommen: Beide Gruppen waren am Samstagabend zum Partymachen hergekommen.

Auf der einen Seite des Feldwegs, fast versteckt hinter einer Böschung, steht die kleine Hütte, vor der die Ausländer, alle laut dem Waiblinger Polizeisprecher Klaus Hinderer um die 20 Jahre alt, feiern. Auf der anderen Seite, wenige Meter nach oben versetzt, befindet sich das Grundstück eines als rechtsextrem bekannten 35-Jährigen aus dem Rems-Murr-Kreis.

Noch ist nicht alles bekannt, was in dieser Nacht geschehen ist. Doch nach den bisherigen Ermittlungen begann die Auseinandersetzung auf dem asphaltierten Feldweg, der so schmal ist, dass Spaziergänger ausweichen müssen, wenn ein Auto kommt. Hier soll einer der Rechten mit seinem Auto einen der Ausländer leicht angefahren haben.

Andere Feiernde von beiden Seiten kamen dazu, und "es entwickelte sich zunächst eine verbale Auseinandersetzung", so Hinderer am Sonntag am Tatort. Doch schnell sind den Worten Handgreiflichkeiten gefolgt. Wer den ersten Schlag geführt hat, ob außer Fäusten auch Stöcke oder andere Schlagwaffen benutzt wurden, ist noch offen. Fest steht, dass die Türken und Italiener vor der zahlenmäßigen Übermacht flüchteten - vier von ihnen schlugen sich in die Büsche, fünf verbarrikadierten sich in der Hütte. Von dort kamen kurz vor zwei Uhr zwei weitere, panische Notrufe.

14 Verdächtige wurden festgenommen

Mehrere dem rechten Spektrum zugerechnete Männer waren den Ausländern die wenigen Schritte gefolgt - und hatten die kleine, etwa 2,50 Meter breite und vier Meter lange Hütte angezündet. "Dass es mehrere waren, war am Stimmengewirr zu hören", berichtet Hinderer. Ob die Täter einen Brandbeschleuniger wie Benzin benutzten, wird die Untersuchung der Kriminaltechniker zeigen. Die fünf jungen Männer jedenfalls stürmten ins Freie und rannten davon. Einer verletzte sich dabei leicht. Von den Brandstiftern sahen sie offenbar keinen mehr. Aufgelauert jedenfalls haben die Täter ihnen nicht. Als die Polizei eintraf, war auch die Party der Rechten beendet. Nur einer war noch da - er schlief in einem Auto.

Die Polizei hat mit zahlreichen Streifen haben nach den mutmaßlichen Tätern gefahndet. Acht Verdächtige wurden in der Gegend um Winterbach bis zum Sonntagmorgen gefasst. Sie sind laut Hinderer 18 bis 35 Jahre alt. Weitere sechs wurden im Lauf des Tages in Gewahrsam genommen.

Unter den Festgenommenen befindet sich auch der 35-jährige Grundstücksbesitzer, der das Fest mit Gleichgesinnten offenbar veranstaltet hat. Ein weißes Partyzelt steht neben seiner Hütte, eine mobile Toilette befindet sich gleich direkt daneben. Die dem rechtsextremen Lager zugerechneten Feiernden stammen zum Großteil nicht aus dem Rems-Murr-Kreis. "Allein drei sind aus dem Saarland", weiß der Polizeisprecher. Ihr Gastgeber ist als rechter Agitator "dem Staatsschutz bestens bekannt", weiß Hinderer.

Am Nachmittag nach dem nächtlichen Feuer scheint die Sonne auf verkohlte Hüttenbalken. Die Tür liegt am Boden. In der kleinen, angebauten Laube sind zwei hölzerne Sitzbänke schwarz. Auf einem Tisch liegen angesengte Brötchen und Papierteller. Daneben Saitenwürste, die noch genießbar zu sein scheinen. Wild durcheinander liegen auf dem Boden sechs weiße Gartenstühle aus Plastik. Auch ein Stromaggregat, eine Steckdosenleiste und ein Verlängerungskabel liegen herum.

Noch in der Tatnacht war eine 15-köpfige Ermittlungsgruppe eingesetzt worden. Die 14 Tatverdächtigen sind hinter Gittern. Gegen sie wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Voraussichtlich heute werden sie einem Haftrichter vorgeführt.