Glücklich, wer bei diesem Wetter einen Schlitten hat Foto: Kaufmann

Früher Wintereinbruch macht typische Winterartikel in vielen Läden zu Mangelware.

Stuttgart - Der frühe Wintereinbruch hat typische Winterartikel zur Mangelware gemacht: Schneeschippen, Streusalz und Schlitten sind in vielen Läden und Baumärkten der Region zurzeit ausverkauft. Nachschub rollt in der Regel zögerlich. Auftausalz wird inzwischen aus Osteuropa nach Stuttgart gekarrt.

Hat schon mal jemand davon gehört, dass im Sommer Badeklamotten und Sonnenschirme ausverkauft sind? In diesem Winter aber ist alles, was das Leben im Schnee erleichtert, kaum zu bekommen. "Bereits Mitte Oktober war der erste Lkw mit Streusalz abverkauft", erinnert sich Gunter Keuper, Geschäftsführer des City-Baumarkts am Stuttgarter Westbahnhof. "Die nächsten 24 Tonnen waren dann innerhalb von zwei Tagen weg."

Als Ende November heftige Schneefälle selbst tiefste Stuttgarter Talkessellagen in ein rutschiges Wintermärchen verwandelten, gingen Auftaumittel bei allen Händlern weg wie warme Semmeln. "Wir sind seither ausverkauft", bestätigt Boris Bohonko, Geschäftsführer der Untertürkheimer Bauhaus-Filiale. Wo üblicherweise 200 Paletten mit 40 Tonnen Streusalz stehen, herrscht gähnende Leere. Bei Obi und Co. sieht es nicht besser aus.

300 Schippen an einem Tag

Dasselbe Bild bei den Schneeschippen. Als die ersten Flocken des Winters fielen, gingen im City-Baumarkt am Westbahnhof binnen Tagesfrist 300 Stück davon über die Ladentheke. "Kaum ausgepackt, waren sie schon weg", sagt Geschäftsführer Keuper. Mangelware in der Region sind auch Kinderschlitten. "Da sieht es seit dem Wintereinbruch sehr schlecht aus", heißt es branchenweit. Selbst in den großen Internet-Portalen wie Amazon findet sich stets der Hinweis "derzeit nicht verfügbar".

Sicheres Indiz für knappes Angebot bei hoher Nachfrage sind steigende Preise. Tankstellen verkaufen Streusalz im 25-Kilo-Sack inzwischen problemlos für 19,90 Euro. In Baumärkten kostete die gleiche Gebindegröße bislang gerade mal die Hälfte. "Der Einkaufspreis hat sich fast verdoppelt", erwähnt Keuper.

Kommunen werden bevorzugt

Mit Hochdruck versuchen die Händler, ihre Regale mit Winterartikeln wieder zu füllen. Nicht immer gelingt es. "Bei unserem Salzlieferanten kommen wir zurzeit nicht zum Zug", sagt Marktleiter Bohonko. Die Heilbronner Südwest-Salzwerke bevorzugten derzeit kommunale Streudienste bei der Versorgung mit dem begehrten Stoff. Groß- und Einzelhändler müssen andere Bezugsquellen finden.

"Wir erwarten heute eine Salzkarawane aus Rumänien", sagt Bohonko, wo er fündig wurde. Vier Lastwagen mit 800 Paletten Auftaumittel sollen im Laufe des Freitags in Untertürkheim ankommen. "Viele Lieferangebote erweisen sich bei genauer Prüfung als unseriös", schildert Gunter Keuper die unübersichtliche Marktsituation. Vor allem bei Offerten aus Polen sei Vorsicht geboten. "Die dortigen Salzproduzenten kämpfen derzeit mit technischen Problemen", weiß der Geschäftsführer. Nun hofft er auf Nachschub über einen Einkaufsring - Liefertermin noch unbekannt.

Nachfrage überfordert Hersteller

Schwierig ist auch Nachschub an Schneeschaufeln und Schlitten zu beschaffen. "Wie Sonnenschirme ordern wir diese Saisonartikel nur einmal im Jahr", so Bauhaus-Leiter Bohonko. Die Hersteller hätten ihre Jahresproduktion darauf ausgerichtet. Auf plötzliche Nachfrageschübe könnten die Firmen deshalb schlecht reagieren. Doch im winterlichen Notstand helfen Alternativen.

"Streusplitt und Vulkangranulat haben wir noch auf Lager", können viele Händler umweltfreundlichen Ersatz für Streusalz bieten. Statt Schneeschippen empfiehlt Gunter Keuper seinen Kunden stählerne Stoßscharren, mit denen sich Eisbeläge sogar besser entfernen lassen. "Wir haben noch Schneefräsen anzubieten", nennt Kollege Bohonko eine Alternative, deren Anschaffung sich aber nur für Großeinsätze lohnt. Und als Ersatz für Schlitten finden sich in den Regalen oft noch Poporutscher und Bobs aus Plastik.

Keine Versorgungsprobleme gibt es offenbar bei Frostschutzmitteln und Türschlossenteisern für Kraftfahrzeuge. Wenigstens mal eine gute Nachricht aus den Baumärkten der Region.