Rubén Barrio Arrea sei ihr Sorgenkind gewesen, sagt Franka Zanek, die das Winnender Azubi-Projekt gestartet hat. Foto: Ines Rudel

Vor knapp fünf Jahren ist Rubén Barrio Arrea aus der spanischen Partnerstadt nach Winnenden gezogen. Er konnte kaum deutsch, hat aber eine Lehre gemacht und eine feste Stelle im Wunnebad bekommen. Aber nun zieht es ihn zurück.

Winnenden - Er lächelt ein bisschen verlegen. Aber die Neuigkeit muss raus: „Ich gehe zurück nach Spanien“, sagt Rubén Barrio Arrea. Franka Zanek, die Ruben an diesem sonnigen Tag im Spätherbst nach längerer Zeit mal wieder trifft, will zunächst gar nicht glauben, was sie da hört.

Sie war damals, als Ruben und eine Handvoll weitere junge Leute aus der spanischen Partnerstadt Santo Domingo de la Calzada nach Winnenden kamen, als Wirtschaftsfördererin der Stadt die Koordinatorin des ehrgeizigen Azubiprojekts. Seit rund eineinhalb Jahren arbeitet Franka Zanek allerdings bei der Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd. Sie leitet die Stabsstelle Flüchtlinge, hält nur noch lose Kontakt zu ihren einstigen Schützlingen, die Spanien vor gut viereinhalb Jahren wegen der grassierenden Arbeitslosigkeit verlassen hatten um in der Partnerkommune beruflich durchzustarten.

Bis Ende des Jahres ist Ruben noch im Wunnebad.

Warum nur kehrt Ruben Winnenden den Rücken? Das will Franka Zanek jetzt ganz genau wissen. Der junge Mann sei ihr „Sorgenkind“ gewesen, weil er zunächst nur schlecht deutsch gelernt hatte. Aber Ruben hat sich durchgebissen und sogar als erster von allen Winnender Spaniern seinen Abschluss in der Tasche gehabt. Seit rund einem Jahr ist er Fachangestellter für Bäderbetriebe, kurz Bademeister. Er wurde mit Kusshand eingestellt, Bademeister werden fast überall in der Republik gesucht.

Der Job im Wunnebad Winnenden mache ihm großen Spaß, das hat Ruben noch im Frühjahr gesagt und erklärt, dass er länger bleiben wolle. Ein bisschen Geld verdienen, dann womöglich einen älteren VW-Bus kaufen und auf Europatour gehen. Das war sein Plan. Also Ruben, fragt Franka Zanek: Warum? Er habe Heimweh. Heimweh nach Spanien, nach den Freunden, nach der Familie – und auch nach der Lebensweise. In Spanien sei einfach mehr los, auf den Straßen, in den Bars. Und, ganz wichtig, seine spanische Freundin, die auch seit gut drei Jahren in Winnenden lebt und in einem Kindergarten arbeitet, sei fest entschlossen, zurückzukehren. Also sagt auch Ruben: adios, Winnenden. Bis Ende des Jahres ist Ruben noch im Wunnebad.

„Ich brauche Wärme und Sonne.“

Hat er Pläne für die Zeit danach? Gibt es heute in Spanien mehr Jobs als früher? Ruben ist optimistisch, wie fast immer. Wird schon schief gehen. Das mit dem Deutsch lernen und der Lehrabschluss – hat schließlich auch geklappt. Ja, er habe konkrete Pläne, für die nächsten Monate jedenfalls. Sagt’s und grinst. Er habe die Möglichkeit, als Lasterfahrer zu arbeiten – bei einem Kumpel, der übergroße Graffiti-Kunstwerke an Fassaden zaubert. Und im Sommer werde er sicher auch in Spanien einen Job in einem Freibad finden, von Mai bis September. Weiter plant Ruben nicht. Er weiß nur eins: „Ich brauche Wärme und Sonne.“ Der deutsche Winter mache ihn fertig, sagt Ruben. Wer weiß, womöglich ziehe es seine Freundin und ihn ja auf die spanische Insel Gran Canaria, dort lebe ein Teil der Verwandtschaft der Gefährtin, sicherlich würden dort Bademeister gesucht, die gut deutsch sprechen.

„Du bist jetzt eine begehrte Arbeitskraft“, sagt Franka Zanek. Und Ruben erklärt, er wolle auf jeden Fall „eine Türe nach Deutschland offen lassen“, sich bei allen Freunden und Bekannten, auch beim OB Hartmut Holzwarth, verabschieden. Ganz bestimmt werde er zu Besuchen wieder kommen. Und wenn das mit den Jobs in Santo Domingo de la Calzada nicht klappen sollte, dann, sagt Ruben, komme er halt für länger zurück. „Gerne nach Schwäbisch Gmünd“, sagt Franka Zanek. Auch dort würden Bademeister und Erzieherinnen für die Kindergärten gesucht. Dann sagt Ruben, er habe „Panik“ vor dem letzten Tag im Wunnebad. „Ich weine bestimmt.“