Vorstellung und Übergabe des „Medical Intervention Cars“ der Björn-Steiger-Stiftung an das Klinikum Stuttgart. Die Björn Steiger Stiftung fordert eine grundlegende Reform des Rettungsdienstes (Archivfoto). Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Der Rettungsdienst muss nach Ansicht der Björn Steiger Stiftung grundlegend umstrukturiert werden. Das deutsche System sei zu komplex, uneinheitlich und wenig vernetzt.

Die Björn Steiger Stiftung fordert eine grundsätzliche Umstrukturierung des Rettungsdienstes. Das deutsche System sei mehrschichtig, unterschiedlich geregelt und wenig bis gar nicht vernetzt, teilte die Stiftung am Montag in Winnenden bei Stuttgart mit. Die Rettungseffizienz werde durch veraltete Strukturen und gesetzliche Rahmenbedingungen ausgebremst. „Täglich sterben Menschen systembedingt, ohne dass ihre Angehörigen es erfahren“, sagte Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung.

 

Als „Europäischer Tag des Notrufs 112“ erinnert der 11. Februar an die 1991 europaweit eingeführte einheitliche Notrufnummer. Die Initiative dazu wurde in Deutschland durch Ute und Siegfried Steiger, die Gründer der Björn Steiger Stiftung, ins Leben gerufen.

Pierre-Enric Steiger (Mitte) bei der Übergabe des „Medical Intervention Cars“ der Björn-Steiger-Stiftung an das Klinikum Stuttgart (Archivfoto). Foto: Max Kovalenko/Max Kovalenko

Nicht in jedem Fall ist ein Rettungswagen nötig

Der Rettungsdienst, so die Stiftung, werde häufig durch nicht lebensbedrohliche Einsätze blockiert, wodurch er für echte Notfälle nicht verfügbar sei. Eine allgemein bekannte, funktionierende und akzeptierte 24/7-Anlaufstelle für Hilfesuchende fehle. „Es bedarf daher einer effektiven Patientensteuerung in den Leitstellen. Nicht in jedem Fall ist ein Rettungswagen nötig. Eine digitale Vernetzung aller Ruf- und Notrufnummern könnte den Rettungsdienst erheblich entlasten“, sagte Christof Constantin Chwojka, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung.

Die telefonische Anleitung zur Reanimation durch die Rettungsleitstellen sei entscheidend für lebensrettende Maßnahmen vor dem Eintreffen professioneller Hilfe. Doch Deutschland sei schlecht aufgestellt. „Nur etwa 36 Prozent der Rettungsleitstellen haben ein etabliertes Verfahren zur telefonischen Reanimation. Alles unter 100 Prozent ist inakzeptabel und kostet Menschenleben“, sagte Chwojka. Ein weiteres Problem sei die unzureichende Vernetzung der First Responder (professionelle ehrenamtliche Ersthelfer), die den Zeitraum bis zum Eintreffen des Rettungswagens oder des Notarztteams verkürzen. Ersthelfer-Apps funktionierten meist nur lokal und seien inkompatibel.