Eine Gruppe Vermummter soll in Winnenden einen Mann angegriffen haben. Foto: Phillip Weingand / www.geschichtenfotograf.de

Am Rande der Demo „Zusammen Gegen Rechts“ soll es einen Angriff auf einen AfD-Anhänger gegeben haben. Nun hat sich das mutmaßliche Opfer bei der Polizei gemeldet – und will selbst ihr gegenüber anonym bleiben.

Winnenden - Weil am Rande der Demonstration „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ am Samstag in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) ein Mann angegriffen worden ist, ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung. Das mutmaßliche Opfer hat sich nun bei der Polizei gemeldet. „Er hat sich als AfD-Sympathisant ausgegeben, wollte allerdings anonym bleiben“, so ein Polizeisprecher. Die Identität des Mannes sei unbekannt, allerdings habe er detailliertes Wissen über den Vorfall gehabt.

Die Polizei geht jetzt mehreren Spuren nach, darunter mehreren Aufnahmen von Überwachungskameras: „Laut Zeugenaussagen war das Vorgehen der Täter professionell, sie haben sich vermummt und nach der Tat umgezogen“, sagt der Polizeisprecher. Teile der Kleidung habe die Polizei sicherstellen können. Der Staatsschutz, der sich mit Straftaten mit politischem Hintergrund befasst, hat nun die Ermittlungen übernommen.

Rechte Facebookseite: „Patriot wollte sich auf Demo informieren“

Zu dem Vorfall hat sich auch die Facebookseite „Rems-Murr wehrt sich“, die der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht, zu Wort gemeldet. Laut ihrer Darstellung hätten sich „Vertreter aus dem patriotischen Spektrum“ auf der Demo „informieren wollen“ und seien gleich aggressiv angegangen worden. Einem von ihnen hätten auf dem Nachhauseweg fünf Vermummte aufgelauert, ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, ihn getreten und beleidigt. Ein vorbeifahrendes Auto, so die rechtsgerichtete Seite weiter, hätte die Angreifer aufgeschreckt, dadurch sei „Schlimmeres verhindert“ worden.

Am Samstagmittag hatten in Winnenden ungefähr 400 Menschen gegen Rassismus und Fremdenhass demonstriert. Dazu aufgerufen hatte ein linksgerichtetes Bündnis, zu dem unter anderem die Antifaschistische Linke, die IG Metall, die DKP, die Jusos und die Initiative Rems-Murr Nazifrei gehören. Anlass der Demonstration war ein Vorfall Ende August, bei dem zwei Bewaffnete in Winnenden Migranten rassistisch beleidigt und bedroht haben sollen. Von Seiten der Veranstalter war am Montag niemand für eine Stellungnahme zu dem mutmaßlichen Angriff am Rande der Demonstration zu erreichen.

Zahl politischer Straftaten ist angestiegen – die meisten kommen von rechts

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten war im Jahr 2017 deutlich angestiegen: Insgesamt 277 solcher Delikte ereigneten sich im Rems-Murr-Kreis. Fast 200 dieser Straftaten schreibt die Polizei Rechten zu. In 26 Fällen wurden Linke als Täter verdächtigt, hinter sieben Straftaten werden ausländische Ideologien vermutet.

Die Statistik erfasst auch Delikte wie Farbschmierereien. Die Zahl politischer Gewalttaten war laut der Polizei von elf auf acht zurückgegangen. Wie viele davon welchem Spektrum zuzuordnen waren, kann der Polizeisprecher nicht sagen.