Ministerpräsident Kretschmann findet die Debatte „abstrus“, ob der Islam dazugehört Foto: dpa

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht den Islam als Teil von Deutschland. „Der Islam gehört zu uns, weil wir hier Millionen von Muslimen haben.“ Die meisten Baden-Württemberger sind anderer Meinung.

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht den Islam als Teil von Deutschland. „Der Islam gehört zu uns, weil wir hier Millionen von Muslimen haben“, sagte der Regierungschef am Dienstag in Stuttgart. Er verstehe die „abstruse“ Debatte überhaupt nicht. Denn man könne nicht einerseits Muslime willkommen heißen, aber den Islam als nicht zugehörig erachten. „Das sind doch die einfachsten logischen Schlussfolgerungen.“ Hinter den „Verrenkungen“ stecke wohl eine Debatte über die Prägung unserer Gesellschaft, sagte der Regierungschef. Eine Mehrheit der Bürger in Baden-Württemberg glaubt indes, dass die westliche Welt und der Islam nicht zusammenpassen. Dieser Auffassung sind nach einer aktuellen Studie des Instituts Emnid für die Bertelsmann-Stiftung 68 Prozent der befragten Nicht-Muslime. 59 Prozent empfinden den Islam als bedrohlich.

Kretschmanns sächsischer Amtskollege Stanislaw Tillich hatte vor kurzem der Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) widersprochen, der Islam gehöre auch zu Deutschland. Muslime seien hier willkommen und könnten ihre Religion ausüben, so Tillich: „Das bedeutet aber nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört.“

Kretschmann plädierte zudem für Rücksicht gegenüber religiösen Gefühlen. „Nicht alles, was wir dürfen, sollen wir auch tun.“ Würden die gesetzlich gewährten Freiräume für Kritik und Karikatur bis an die Grenze ausgeschöpft, wäre das Miteinander erschwert. Er reagierte damit auch auf Aussagen des Medienbischofs der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und Rottenburger Bischofs, Gebhard Fürst, der mehr Respekt von Medien und Karikaturisten vor religiösen Überzeugungen gefordert hatte.