Winfried Hermann (Grüne) ist mit der Diskussionskultur in seiner Partei nicht zufrieden. (Archivbild) Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg Winfried Hermann redet seiner eigenen Partei ins Gewissen. Er fordert mehr Mut, mehr Kontroverse und eine Portion Selbstkritik.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann wünscht sich von seiner grünen Partei wieder mehr Mut zur Kontroverse und auch Selbstkritik. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zu seinem 70. Geburtstag (19. Juli) sagte er in Stuttgart: „Was ich manchmal bei den Grünen vermisse, ist: Wir waren früher eine freche Avantgarde, im Denken und in unseren Konzepten. Und vieles von dem, was vor 30, 40 Jahren frech, avantgardistisch war, ist heute Mainstream.“

Darauf müssten die Grünen reagieren, meinte der Parteilinke. „Ich finde schon, dass – wenn man so im Mainstream, in der Mitte angekommen ist – man trotzdem ab und zu die Aufgabe hat, auch mal rebellisch was Kritisches zu sagen, was der Mainstream halt noch nicht denkt und macht.“

Unzufrieden ist Hermann mit der Diskussionskultur in seiner Partei. „Was den Grünen auch gut anstehen würde, ist Selbstkritik. Manche grünen Meetings sind ein einziges sich gegenseitig Loben, Wertschätzen und sich Bedanken.“ Zwar seien das gute neue Umgangsformen im Vergleich zu früher. „Wenn allerdings in wichtigen politischen Debatten ein Großteil der knappen Redezeit damit bestritten wird, dass man sich wechselseitig dankt und lobt, dann ist es auch keine Debatte. Man muss sich auch mal andere Meinungen, Streit und Kritik zumuten, ohne dass man den anderen gleich runterputzt oder den Zusammenhalt zerstört.“