Seit Ende Juli auf dem Markt – Windows 10 Foto: dpa

Wie gut ist das neue Windows 10? Computerexperten verraten Stärken und Schwächen des neuen Betriebssystems.

München - Es hat sich über Wochen schon angekündigt – mit einem kleinen Windows-Icon in der Menüleiste. Seit vergangener Woche soll das neue Betriebssystem Windows 10 von Microsoft endlich den Nutzern zur Verfügung stehen – nur, es tut sich nichts. Dabei hat man alle Voraussetzungen erfüllt: Einen Rechner mit Betriebssystem Windows 8.1 oder Windows 7, man hat auf das Windows-Symbol geklickt und wurde in einem Pop-up-Fenster zur Reservierung des neuen Betriebssystems beglückwünscht. Und jetzt? „Jetzt heißt es warten“, sagt der Computerexperte vom Verbrauchermagazin des Deutschlandfunks, Stefan Römermann.

Und das soll sich laut Microsoft auch lohnen: Nachdem der amerikanische Softwarekonzern vor allem für Windows 8 viel Kritik einstecken musste, hat sich das Unternehmen mit einer Nachfolgeversion beeilt und dabei gleich eine Seriennummer übersprungen. Vor allem die Bedienung soll nun einfacher sein als beim viel gescholtenen Vorgänger.

„Besitzer einer gültigen Windows-7- oder Windows-8.1-Lizenz können im ersten Jahr kostenfrei auf Windows 10 umsteigen“, sagt Daniel Rottinger vom Telekommunikationsportal Teltarif.de. Daher auch das Mini-Icon, das schon Wochen im Voraus auf allen Rechnern erschienen ist, die diese Hard- und Software-Voraussetzungen erfüllen. Wer von Windows Vista oder gar XP umsteigen möchte, muss jedoch zahlen. Für Windows 10 Home werden dann laut Microsoft-Angaben 135 Euro fällig.

Die Reservierung ist notwendig. Denn: „Microsoft will das Update in Wellen verteilen“, sagt Jan Schüßler vom Computermagazin „c’t“. Daher haben auch längst noch nicht alle Nutzer, die sich dafür über das Icon registriert haben, das neue Betriebssystem bekommen

Windows 10 kehrt zum gewohnten Startmenü zurück

Auch die Hersteller von PCs und Laptops sind durch den straffen Zeitplan von Microsoft unter Druck geraten: Aktuell werden im Fachhandel immer noch viele Rechner mit Windows 8 angeboten – und kaum welche mit Windows 10. Computerexperte Schüßler sieht darin jedoch kein Problem: Die Geräte könnten schließlich kostenlos und schnell umgestellt werden.

Vom Umstieg profitieren vor allem jene Nutzer, die sich mit der Bedienung von Windows 8 nicht anfreunden konnten. „Microsoft hat die Gründe abgeschafft, aus denen man nicht auf Windows 8 umsteigen wollte, wie etwa die sperrige Doppel-Bedienoberfläche mit Desktop und Kachelansicht“, sagt Schüßler. Das bei Windows 7 übliche Startmenü kehrt in überarbeiteter Form zurück. Die für Touchscreens optimierten Apps im Kacheldesign existieren zwar nach wie vor, doch die Apps lassen sich auch wie althergebrachte Programme in Windows-Fenstern bedienen.

Und wer auf Mausklicks keine Lust hat, kann auch künftig mit seinem Computer reden. Denn Siri – das Sprachsystem von Apple-Produkten – bekommt nun Konkurrenz: Cortana heißt die neue Sprachassistentin, die bei Google Now auf Android-Handys Anfragen beantwortet und kleine Dienste erledigt. Neu an Bord ist zudem der Internetbrowser Edge, der in ersten Tests gut abschnitt. Microsoft mottet den Vorgänger, den regelmäßig kritisierten Internet Explorer, aber nicht komplett ein. Wenn eine Internetseite im Browser Edge nicht richtig angezeigt wird, können Nutzer zum Explorer wechseln.

Neu sind auch die virtuellen Desktops. Per Klick auf „Neuer Desktop“ in der Taskansicht können dabei neue Arbeitsbereiche eingerichtet werden – das kann für mehr Übersicht sorgen. Nutzer von hochauflösenden Bildschirmen profitieren zudem von einer „Snap Assist“ genannten Funktion, mit der sich Programmfenster einfach auf dem Schirm anordnen und fixieren lassen. Entsprechend moderne Hardware vorausgesetzt, erlaubt Windows 10 außerdem die biometrische Identifikation des Nutzers per Gesichtserkennung.

Bis Sommer nächsten Jahres kann man kostenlos umsteigen

Das von vielen gewohnte Media Center, mit dem sich etwa DVDs und CDs abspielen lassen, ist bei Windows 10 hingegen nicht mehr mit an Bord. Dafür müssen sich die Nutzer jetzt selbst ein Programm besorgen. Gute und kostenlose Alternativen zum Media Center findet man allerdings zuhauf, etwa in den Downloadbereichen der Onlineportale Heise.de und Chip.de. Nachgerüstet werden sollte zudem bei der Sicherheit, rät „c’t“-Experte Schüßler: „Nach der bisherigen Erfahrung ist der Tipp auf jeden Fall, einen gut getesteten Virenscanner zu benutzen.“ Eine zusätzliche Firewall sei nicht nötig – die mitgelieferte sei durchaus gut.

Wirklich beeilen müssen sich Computernutzer mit dem Upgrade allerdings nicht: Der kostenlose Umstieg ist ein Jahr lang möglich, und auch die beiden älteren Betriebssysteme werden voraussichtlich noch einige Jahre mit Updates versorgt.