Windkrafträder auf der Kuppe des Rosskopfs bei Freiburg. Auf dem nächsten Bild sehen Sie die Dimensionen des geplanten Windkraftrads in Ingersheim. Foto: dpa

Ludwigsburger Landratsamt genehmigt das größte und leistungsstärkste Windrad der Region.  

Ludwigsburg - Kein Problem durch Lärm: Nach einer monatelangen Prüfung hat das Landratsamt in Ludwigsburg die Genehmigung für ein bei Ingersheim geplantes Groß-Windrad erteilt. Bereits im Sommer 2011 könnte die fast 180 Meter hohe Anlage stehen - falls keine juristischen Klagen gegen die Entscheidung eingehen.

Für umweltfreundlichen Strom aus Windkraft gibt es im Landkreis nur einen einzigen denkbaren Standort - exakt an diesem Platz zwischen Ingersheim und dem zu Besigheim zählenden Weiler Husarenhof soll in den nächsten Monaten der größte Rotor der Region aus dem Boden wachsen. Auf einem Höhenrücken über dem Neckartal plant eine von Bürgern gegründete Energiegenossenschaft die Errichtung einer Großanlage, die Strom für etwa 4000 Menschen produzieren kann. Die Ausmaße des Windrads sind gewaltig: Auf einer Nabenhöhe von 138 Metern wird ein Rotor mit drei Flügeln und 82 Meter Durchmesser angebracht, die Nennleistung der von der Firma Enercon produzierten Anlage liegt bei 2000 Kilowatt. Zum Vergleich: Das vor gut zehn Jahren auf dem Grünen Heiner an der A81 bei Stuttgart-Weilimdorf errichtete Windrad ist gerade mal 70 Meter hoch.

Genossenschaft muss einen Hektar Streuobstwiesen schaffen

Das Landratsamt in Ludwigsburg will der Energiegenossenschaft in Ingersheim keine Steine in den Weg legen - am Donnerstag wurde die Genehmigung für die geplante Anlage mit kleineren Auflagen erteilt. "Wir haben sehr genau geprüft, ob alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten sind und erhebliche Nachteile für die Nachbarn ausgeschlossen werden können", begründete Landrat Rainer Haas die Entscheidung. Das Ergebnis der seit Mai 2010 andauernden Untersuchung fällt aus seiner Sicht eindeutig aus: "Weil das Windrad nicht gegen öffentlich-rechtliche Vorschriften verstößt, muss es von uns genehmigt werden. Als Behörde haben wir da keinen Spielraum."

Die von externen Gutachtern begleitete Prüfung des Windrad-Antrags hat ergeben, dass das Projekt keine relevanten Folgen für Menschen oder Nutztiere hat. Beim Lärm werden die gültigen Grenzwerte ebenso unterschritten wie beim Infraschall, auch elektromagnetische Felder und Ultraschall lassen keine Probleme erwarten. Der von den Gegnern des Windrads befürchtete "Discoeffekt" durch Lichtreflexionen der Rotorblätter - ein Markenzeichen früherer Windrad-Generationen, soll durch einen speziellen Lack ausgeschlossen sein.

Überschritten werden könnten die gesetzlichen Vorgaben nur beim Schattenschlag - allerdings betont der im Landratsamt für den Immissionsschutz zuständige Wolfgang Häberle, dass Verdunklungsgefahr durch die Rotorblätter nur bei seltenen Kombinationen von Sonnenstand und Windrichtung besteht. Dennoch muss das Windrad mit einer Abschalt-Automatik ausgestattet werden, falls die benachbarten Aussiedlerhöfe mehr als acht Stunden im Jahr (30 Minuten pro Tag) betroffen sind. Eine zweite Auflage betrifft den Naturschutz: Um den Eingriff auszugleichen, muss die Genossenschaft nicht nur 25.000 Euro zahlen und fast einen Hektar Streuobstwiesen schaffen, sondern auch den Rotmilan-Bestand überwachen.

Das Geld für den Bau der 3,5 Millionen Euro teuren Anlage hat die Ingersheimer Gruppe laut Sprecherin Hanne Hallmann bereits in der Kasse: "Die Finanzierung steht, wir haben 300 beteiligte Bürger", erklärte sie am Donnerstag auf Nachfrage. Ob die Gegner des Projekts gegen das Windrad klagen werden, ist noch unklar. Für einen Widerspruch, der durch die aufschiebende Wirkung den Bau vorerst blockieren kann, haben sie bis Mitte Februar Zeit.