Ministerpräsident Winfried-Kretschmann (Grüne) bei einem Windpark in Sulzbach-Laufen. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagt einen Umschwung beim Windkraftausbau voraus. Doch stimmt das überein mit den nackten Zahlen?

Winfried Kretschmann (Grüne) sieht eine Trendwende beim Windkraftausbau. „Der Wind hat sich gedreht“, sagte der Ministerpräsident in Sulzbach-Laufen. Aktuell seien rund 100 Anlagen genehmigt, aber noch nicht am Netz. „133 Anlagen sind im aktuell im Genehmigungsverfahren, 178 Anlagen befinden sich im Stadium der Projektvorstellung. Damit seien zusammen mehr als 400 Windkraftanlagen, die in der Pipeline sind.

Kretschmann hat für 2024 das Ziel von 100 neuen Windrädern gesteckt. In diesem Jahr hält er aber nur 30 Inbetriebnahmen für realistisch. Der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber ist allerdings skeptisch, ob die Trendwende tatsächlich kommt.

Zuletzt stand das Land beim Bau von Windkraftanlagen im bundesweiten Vergleich nicht gut da. Die Fachagentur Windenergie an Land klagte jüngst über den schleppenden Windkraftausbau im Land. Demnach gingen im Südwesten im ersten Quartal des laufenden Jahres nach vorläufigen Zahlen nur fünf Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 18 Megawatt neu ans Netz. Bundesweit stieg die Zahl der Windräder im gleichen Zeitraum um 117 Anlagen.

Baden-Württemberg steht im bundesweiten Vergleich nicht gut da

Besonders wichtig ist laut dem Verband die Zahl der Genehmigungen. Hier lag Baden-Württemberg zuletzt weit hinter anderen Flächenländern: Laut Bundesnetzagentur wurden im Jahr 2022 in Baden-Württemberg nur 41 Windkraftanlagen genehmigt. In Niedersachsen waren es hingegen 196 neue Räder, in Nordrhein-Westfalen 184. Im selben Zeitraum wurden im Südwesten auch nur 9 neue Windkraftanlagen errichtet, in NRW hingegen 68 und in Niedersachsen 67.

Die Opposition ist daher skeptisch, ob die Trendwende wirklich eintritt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber sieht einen „riesigen Spagat zwischen Wollen und Werden“. „2022 hatten wir einen Zuwachs von Null Anlagen, denn neun neue Anlagen ersetzen neun alte Anlagen“, sagte er. Von mehr als 80 Anlagen, die seit zwei Jahren genehmigt seien, seien nicht einmal eine Handvoll fertig.

Die Landesregierung macht die früheren Ausschreibungsbedingungen für das Abschneiden verantwortlich und hat sich deshalb dafür eingesetzt, die Genehmigungsverfahren für Windanlagen zu beschleunigen. Nach Angaben des Staatsministeriums liegen zwischen Genehmigung und Bau einer Anlage im Schnitt inzwischen nur noch zwei Jahre. Die Anlage in Sulzbach-Laufen war binnen acht Monate genehmigt worden.