Bei Großbottwar (Kreis Ludwigsburg) sollen maximal zwei Anlagen möglich sein. Für Ingersheim ist gar kein weiteres Windrad vorgesehen. Doch hier könnte noch ein Türchen aufgehen.
Mit ambitionierten Zielen waren die Hardtwaldkommunen vor fast zwei Jahren angetreten. Um die Energiewende zu forcieren, sollten im Forst bei Großbottwar gemeinschaftlich acht Windräder realisiert werden. Einen ersten Dämpfer erhielt das Vorhaben jedoch, als sich mit Erdmannhausen einer von acht Anrainern ausklinkte. Dann stutzte der Verband Region Stuttgart (VRS) das anvisierte Areal in seinem ersten Entwurf für künftige Vorranggebiete zurecht, berücksichtigte lediglich den nordwestlichen Teil. Die überarbeitete Fassung brachte nun einen abermaligen Nackenschlag.
Die Regionalversammlung hat in ihrer jüngsten Sitzung einen Entwurf abgesegnet, in dem das Areal weiter radikal eingedampft wurde, von zuletzt 8 auf jetzt 2,45 Hektar. Der VRS-Chefplaner Thomas Kiwitt schätzt, dass dort vielleicht noch ein oder zwei Windräder montiert werden können. „Eine genaue Zahl lässt sich schwer sagen. Das hängt unter anderem vom Zuschnitt der Korridore und der möglichen Anordnung der Anlagen ab“, erklärt er.
Kiwitt stellt auch klar, dass die Region keinen Spielraum für eine größere Fläche im Hardtwald sieht. „Es geht um die erforderliche Freihaltung der Platzrunde um den Flugplatz Völkleshofen. Damit ist die jetzt entfallene Fläche definitiv nicht als Vorranggebiet geeignet“, erläutert der VRS-Chefplaner.
Ein Hintertürchen bleibt jedoch für ein zweites Windrad in Ingersheim offen. In der Gemeinde dreht sich bislang die einzige Anlage überhaupt im Kreis Ludwigsburg. Die Energiegenossenschaft als Betreiber hatte sich für einen zweiten Standort starkgemacht. „Der Vorschlag ist aber mit unseren Kriterien nicht vereinbar. Das Wunschgebiet liegt zu nah an der Wohnbebauung und in Teilen in einem Wasserschutzgebiet und grenzt auch an ein Naturschutzgebiet. Die verbliebene Restfläche wäre zu klein für ein Vorranggebiet“, erklärt Kiwitt.
Er und sein Team hätten jedoch von der Regionalversammlung den Auftrag mit auf den Weg bekommen, in den nächsten Wochen zu prüfen, ob sich in Ingersheim nicht doch ein geeignetes Areal finden ließe. Falls ja, würde die Fläche vor der erneuten öffentlichen Auslegung im Sommer noch in den Entwurf aufgenommen. „Das ist in der ganzen Region der einzige Standort, der bis dahin noch hinzukommen könnte“, betont Kiwitt. Im Herbst soll ein Knopf an den Regionalplan gemacht werden.
Umzingelung mit Windrädern soll verhindert werden
Schon ad acta gelegt wurden indes zwei bisherige Vorrangflächen in Oberstenfeld. Aus Rücksicht auf eine Nachbarkommune, wie Kiwitt sagt. „Die Gemeinde Spiegelberg hätte sonst gewissermaßen von Windrädern umzingelt werden können. Das soll damit verhindert werden“, erklärt der VRS-Chefplaner. Nur minimal reduziert und mit einer Größe von rund 36 Hektar weiter im Rennen bleibe indes ein Gebiet nordöstlich des Oberstenfelder Teilorts Prevorst. „Dafür sind auch immer mal wieder Anfragen von Investoren eingegangen“, sagt der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann. Aber das Interesse sei bisher nur lose gewesen. „Allerdings könnten dort niemals, wie anfangs im Hardtwald geplant, acht Windräder entstehen“, betont er.
Als Erfolg verbucht es der Rathauschef, der einen Wechsel auf den Oberbürgermeister-Sessel in Sindelfingen anstrebt, dass die beiden anderen Standorte auf der eigenen Gemarkung gestrichen wurden – aber auch zwei potenzielle Areale im Rems-Murr-Kreis auf Tuchfühlung zu Prevorst. „Wir hatten beim Verband Region Stuttgart Bedenken angemeldet, dass sonst eine Umzingelung droht. Unser Ziel wurde also erreicht und unser Anliegen berücksichtigt“, sagt Kleemann.
Steinheimer Bürgermeister findet die Entwicklung bedauerlich
Weniger glücklich über die aktuelle Entwicklung zeigt sich Thomas Winterhalter, Bürgermeister von Steinheim, eine der Anrainerkommunen des Hardtwalds. „Es ist schade, dass das Gebiet stark zurechtgestutzt wird. Die Konstellation war so günstig, wie man sie wahrscheinlich nicht oft in der Region findet“, sagt er. „Die betreffende Fläche hätte sich zu 100 Prozent in der Hand der beteiligten Städte und Gemeinden befunden. Wir hätten also die Planungshoheit gehabt. Und bis auf Erdmannhausen haben sich alle Kommunen darauf verständigt, den Bau von Windrädern zu forcieren. Wir hätten also auch zügig in die Prüfung von konkreten Standorten einsteigen können“, erklärt Winterhalter. „Aber wir müssen es jetzt so akzeptieren wie es ist“, konstatiert er.
Eher zähneknirschend nimmt man auch in der Branche der Windrad-Projektierer den Beschluss der Region zum Hardtwald auf. „Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass das geplante Vorranggebiet deutlich erweitert und nicht verkleinert wird“, sagt ein potenzieller Investor, der namentlich nicht genannt werden möchte. Aktuell prüfe man, welche Konsequenzen die Flächenreduzierung für das Projekt habe. „Die Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieprojekten hängt generell von vielen Faktoren ab. Natürlich bietet eine große Fläche mehr Potenzial als eine kleine“, erklärt er. Aber auch eine Einzelanlage könne „wirtschaftlich umsetzbar sein. Dies hängt von den Randbedingungen vor Ort ab.“
Acht Kommunen am Ruder
Korridor
Die verbliebene, 2,5 Hektar große Vorrangfläche für Windräder im Hardtwald befindet sich in einem schmalen Korridor, der in nördlicher Richtung wenige hundert Meter oberhalb des Hardy-Pfads endet und am südlichen Ende vom Griesberg begrenzt wird. Der Hardtwald hat eine Gesamtfläche von rund 1100 Hektar, liegt zwischen Großbottwar und Aspach im Rems-Murr-Kreis.
Pioniere
Das Windrad in Ingersheim ist bis heute das einzige im Landkreis Ludwigsburg. Ans Netz ging es vor 13 Jahren. Es wird von einer Energiegenossenschaft betrieben, die gerne eine zweite Anlagen errichten würde – für die aber Stand jetzt im Regionalplan keine entsprechende Vorrangfläche ausgewiesen ist.