Die Standorte für Windräder sind oft strittig Foto: dpa

Die Stadtwerke Stuttgart haben Ende Juli für 28 Millionen Euro einen Windpark in einem Waldgebiet im Hessischen Bad Hersfeld gekauft. Der Aufbau der sechs Windräder am Wehneberg läuft. Jetzt meldet sich die Bürgerinitiative „Rettet den Stadtwald“ aus Bad Hersfeld zu Wort.

Stuttgart - Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) haben Ende Juli für 28 Millionen Euro einen Windpark in einem Waldgebiet im Hessischen Bad Hersfeld gekauft. Der Aufbau der sechs Windräder am Wehneberg läuft. Jetzt meldet sich die Bürgerinitiative „Rettet den Stadtwald“ aus Bad Hersfeld zu Wort. Der Standort sei unwirtschaftlich, die Rotoren bedrängten Anwohner und Natur, das Projekt sei „konfliktbeladen“, so die Gegner.

Die Initiative stellt auch Grundsatzfragen: „Darf eine Großstadt den Energiebedarf an „ökologischem Strom“ auf Kosten weit entfernter Gemeinden und der dort lebenden Menschen befriedigen?“ Für Markus Gressmann von der Initiative stellt die Stuttgarter Entscheidung ein „unethisches Investment dar“. Dass Stuttgart „unter grüner Führung“ so agiere, verwundere ihn.

Dem SWS-Aufsichtsrat war der Widerstand vor Ort zumindest in groben Zügen bekannt, sagen die Stadträte Michael Kienzle (Grüne) und Matthias Oechsner (FDP). Es sei aber erläutert worden, dass nicht mit gravierenden Behinderungen zu rechnen sei. „Uns lag auch ein sehr umfangreiches Dokument zu den umwelt- und energierechtlichen Schwierigkeiten vor“, so Oechsner.

Man habe über den Eingriff in den Wald und die Lage diskutiert. „Die Bebauung ist dort deutlich weiter entfernt als vom Feuerbacher Tauschwald“, sagt Oechsner. Den Stuttgarter Standort für zwei Windräder hält der Apotheker für „völlig ungeeignet“. Im September wollen die Stadtwerke die einjährige Windmessung abschließen, bis Dezember die Wirtschaftlichkeit klären. Ob der Standort Vorgaben des Natur- und Artenschutzes erfüllen kann, wird das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) entscheiden.

In Bad Hersfeld begrenzte das RP Kassel die Betriebszeiten. Bei Kranichwanderungen müsse abgeschaltet werden, ebenso vom 1. April bis zum 31. Oktober nachts bei Fledermausflug, sagt RP-Sprecher Michael Conrad. Nach zwei Jahren werde Bilanz gezogen. Diese Einschränkungen und Gesetzesänderungen „haben unsere Wirtschaftlichkeit verschlechtert, nicht die der Stadtwerke“, sagt Alexander Koffka vom Windpark-Verkäufer Abo AG aus Wiesbaden. Lärmprobleme, wie sie die Bürgerinitiative behaupte, seien möglich, beim eingesetzten Analgentyp nicht bekannt, so Koffka.

Die Stadtwerke haben am Donnerstag Kontakt zur Initiative aufgenommen. „Wir haben ein Gespräch vereinbart“, sagt Sprecher Michael Isenberg, man wolle sich mit der Kritik auseinandersetzen. Gressmann begrüßt das Angebot.

Der Aufbau von Anlagen tangiere auch „grüne Heilsgüter wie die Fledermaus oder das Landschaftbild“, sagt Michael Kienzle. Standorte für Windräder zu finden sei schwierig. Kienzle hofft, dass das von den Stadtwerken neu angebotene Pachtmodell für private Solaranalgen in Stuttgart greift. Dann könne mehr Ökostrom direkt beim Verbraucher erzeugt werden.