„Unwissenschaftlich und verheerend“: Mehrere Nabu-Gruppen kritisieren mit einem Schreiben die Entscheidung des Regionalverbands für Windkraft. Ein Grund sind seltene Vogelarten.
Ein Bündnis von sechs NABU-Gruppen im Umfeld von Hemmingen hat sich in einem Schreiben an den Regionalverband und die Regionalverbandsfraktionen gewendet. Diese kritisieren die Entscheidung des Regionalverbands für Windkraft als unwissenschaftlich und aus Sicht des Naturschutzes als verheerend. Ihr besonderes Augenmerk gilt dem Regenpfeiferacker bei Hemmingen. Dieser besitzt nach Angaben der Naturschützer aus Schwieberdingen-Hemmingen, Korntal-Münchingen, Ditzingen, Markgröningen, Sachsenheim und Vaihingen nicht nur herausragende Bedeutung über Baden-Württemberg hinaus.
„Wir setzen uns an vielen Orten für eine möglichst schnelle Umsetzung der Energiewende ein. Dazu gehören ohne Frage auch Windräder, auch im Kreis Ludwigsburg. Wir haben uns daher im Kreis Ludwigsburg nach den vorgelegten Planungen auf einen einzigen inakzeptablen Standort konzentriert: Denn seit mehr als zehn Jahren besteht bei Hemmingen eine professionell betriebene Zug- und Rastvogelbeobachtungsstation. Auf den Ackerflächen gerade auf Hemminger, aber auch auf Schwieberdinger und Eberdinger Gemarkung rasten Tausende seltener Vögel auf ihrem Weg von Skandinavien und Norddeutschland nach Südeuropa und Afrika“, sagt Nabu-Sprecher Thomas Gölzer.
Vögel vom Aussterben bedroht
Für die gefährdeten Kiebitze, Goldregenpfeifer, Kiebitzregenpfeifer und besonders die Mornellregenpfeifer sowie zahlreiche weitere teils windkraftsensible oder vom Aussterben bedrohte Vogelarten wie Bekassine, Brachvogel und Braunkehlchen, stellen die Ackerflächen zwischen Hemmingen, Schwieberdingen und Eberdingen nach Angaben der Vogelexperten des NABU einen besonders bedeutsamen Trittstein und Lebensraum dar. Sie benötigen solche offenen, meist oben auf Kuppen liegenden baum- und strauchfreien Ackerflächen, um ihre oft viele Tausend Kilometer langen Zugwege meistern zu können.
Bedeutsamkeit des Rastvogelplatzes betont
„Dem Regionalverband lagen umfangreiche Informationen zu diesem weit überregional bedeutsamen Rastvogelplatz vor. Der Regionalverband habe auch dies ignoriert. „Das ist unwissenschaftlich, naturschutzfachlich verheerend und ignoriert bedauerlicherweise zum jetzigen Stand ganz grundlegende Abwägungsgrundsätze zwischen Klimaschutz und Artenschutz.“ Gerade die Flächen auch auf Hemminger Gemarkung sollten als Windvorranggebiet gestrichen werden.