Angelique Kerber wartet nach ihrem Comeback als Mutter weiter auf den ersten Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier. Alexander Zverev meistert dagegen seine erste Aufgabe in Wimbledon problemlos.
French-Open-Finalist Alexander Zverev hat seinen Weg zum ersehnten ersten Grand-Slam-Titel mit einem ungefährdeten Auftaktsieg begonnen, Angelique Kerber bei ihrem Wimbledon-Comeback die nächste herbe Enttäuschung hinnehmen müssen. Während sich der Tennis-Olympiasieger problemlos 6:2, 6:4, 6:2 gegen den Spanier Roberto Carballes Baena durchsetzte, ist für Kerber auch der Rasenklassiker gleich wieder vorbei.
Die frühere Wimbledon-Siegerin musste sich bei ihrer Rückkehr als Mutter an den Ort ihres großen Triumphs von 2018 der Kasachin Julia Putinzewa 5:7, 3:6 geschlagen geben. Für sie erfüllte sich damit die vage Hoffnung nicht, dass der Londoner Rasen die Trendwende für ihre düstere Grand-Slam-Bilanz mit ausschließlich Niederlagen in diesem Jahr werden könne. Auch bei den Australian Open und den French Open kam das Aus in der Auftaktpartie.
Kerber mit Fehlstart und ohne Selbstvertrauen
Gegen die unangenehme Gegnerin Putinzewa erwischte Kerber einen Fehlstart und lag 0:3 hinten, ehe sie sich in die Partie biss. Auch dann quittierte sie Fehler weiterhin mit einem unzufriedenen Kopfschütteln und haderte mit sich. Insgesamt war der Kielerin das mangelnde Selbstvertrauen anzumerken. Anfeuerungsrufe der deutschen Fans halfen nicht. Ihrer Gegnerin gelangen deutlich mehr direkte Punktgewinne. Nach 78 Minuten musste Kerber schon wieder enttäuscht ihre Tasche packen.
Zverev war dagegen bester Laune. Nach Jan-Lennard Struff und Daniel Altmaier ist der Hamburger der dritte deutsche Teilnehmer der Herren-Konkurrenz, der die Chance auf Runde drei hat.
Trost vom Neffen nach Paris-Niederlage
„Ich bin glücklich, wie ich das Turnier angefangen habe“, sagte Zverev. Entspannt plauderte er aus, dass sein kleiner Neffe ihn nach dem verlorenen French-Open-Finale in Paris damit trösten wollte, dass eben er in der nächsten Zverev-Generation einen Grand-Slam-Titel gewinnen wolle. Das bleibt aber natürlich das große Ziel des Weltranglisten-Vierten.
Erstmals fühlt sich Zverev in Wimbledon nach eigenen Worten so richtig als Titelanwärter. Er habe früh in seiner Karriere entschieden, Rasen zu hassen, verriet er. Jetzt habe er entschieden, das Spiel auf Rasen zu lieben. Und er habe das Gefühl, wenn einer zwei großartige Wochen erwische, könne er viel erreichen auf diesen schönen Courts. „Und ich hoffe, dass ich das bin“, sagte der 27-Jährige.
Er fühle sich dieses Jahr auf Rasen besser und könne das hoffentlich in den nächsten Partien zeigen. Sein nächster Gegner Marcos Giron aus den USA dürfte ein härterer Prüfstein werden.
Siegemund verbessert deutsche Bilanz
Bei den Damen ist wie für Kerber auch für Tatjana Maria zwei Jahre nach ihrem sensationellen Halbfinaleinzug das besondere Wimbledon-Gefühl schon wieder Geschichte. Jule Niemeier musste auf ihren ersten Einsatz noch warten. Ihre Partie wurde wegen des Regens verschoben.
Allein Laura Siegemund hübschte die bisher trübe Bilanz der Damen mit ihrem Zweitrunden-Einzug auf. Von zwei Regenpausen ließ sich die Schwäbin nicht aufhalten und überzeugte beim 6:4, 6:1 gegen Kateryna Baindl aus der Ukraine. Das schlechte Wetter nahm die Metzingerin dabei eher gelassen. „Das ist ja hier eher normal, dass es Regenunterbrechungen gibt. Wenn einen das schon rausbringt, ist man hier am falschen Ort“, kommentierte die Doppelspezialistin.
Im Kampf um den Einzug in die dritte Runde steht die Metzingerin gegen die Wimbledon-Siegerin von 2022, Jelena Rybakina aus Kasachstan, vor einer deutlich schwierigeren Aufgabe. „Gegen so Leute gibt es so viel Taktik nicht. Es geht darum, dem massiven Druck standzuhalten, der schon mit dem Aufschlag und dem Return kommt“, sagte Siegemund: „Da habe ich gar nichts zu verlieren – gerade auf Rasen nicht. Dass sie eine Weltklassespielerin ist, steht außer Frage.“
Olympia-Doppel Kerber / Siegemund
Nach ihrem Sieg kündigte Siegemund an, dass sie bei den Olympischen Spielen mit Kerber im Doppel antreten werde. „Ich habe mit Angie telefoniert, und sie hat gesagt, sie würde gern mit mir spielen“, sagte die Metzingerin (36). „Sie möchte dann Doppel spielen, wenn sie wirklich Medaillenaussichten hat und da wirklich was reißen kann. Und dann ist das für mich die beste Option gewesen.“ Olympia ist das nächste große Ziel für Kerber in diesem Sommer. Sie muss sich dafür aber wieder auf den von ihr weniger gemochten Sandplatz umstellen.