Nach dem Aus in Wimbledon wird Kerber auch den Platz eins der Weltrangliste verlieren. Foto: AP

Mit dem Aus bei Wimbledon ist Angelique Kerber auch nur noch formale die Nummer eins der Weltrangliste. Es könnte auch eine Erlösung für sie sein, kommentiert Heiko Hinrichsen.

London - Die vermeintliche Tenniskönigin Angelique Kerber hat ihr Achtelfinalmatch gegen die Spanierin Garbine Muguruza beherzt begonnen, nach ihrem gewonnenem ersten Satz aber hat die Deutsche bei ihrer Niederlage mit 6:4, 4:6, 4:6 einmal mehr der Mut verlassen. Also ist die 29-Jährige aus Kiel, die inzwischen nur noch formal die Nummer eins der weiblichen Tenniswelt ist, bereits in der Runde der letzten 16 ausgeschieden. Das ist eine erneute, tiefe Enttäuschung für die Vorjahresfinalistin im All England Tennis Club von London.

Wenn am nächsten Montag, nach dem Ende des Turniers von Wimbledon, die neue Weltrangliste erscheint, könnte Angelique Kerber das vielleicht gar als Erlösung empfinden. Denn dann dürfte die Deutsche, die in diesem Jahr noch kein Match gegen eine Spielerin aus den Top 20 gewinnen konnte, ihre Führung in der Weltrangliste los sein. Der Vorsprung, mit dem Kerber durch ihre Grand-Slam-Siege von Melbourne und New York in ihrem fantastischen Tennisjahr 2016 ins Rennen ging, der ist nämlich aufgebraucht. Und das, obwohl mit der schwangeren Serena Williams die beste Konkurrentin gar nicht mehr mitspielt.

Kerber muss den Neustart-Knopf drücken

Für Angelique Kerber, die gegen Muguruza immerhin durch Fitness und Kampfgeist überzeugte, gilt es nun den Neustart-Knopf zu drücken und die Dinge einmal grundlegend zu überdenken. Denn so kann es nicht weiter gehen. Dabei liegt ihr Hauptproblem im mentalen Bereich. Denn dem Druck, den sich Kerber als Nummer eins zuletzt vor allem selbst auferlegte, dem war und ist sie nicht gewachsen.

So hat das jähe Aus von Wimbledon auch seine gute Seite: Zur Riege der Topfavoritinnen bei den Grand-Slam-Turnieren zählt Angelique Kerber, die man in Wimbledon auf den kleinen Court Nummer zwei verbannt hatte, längst nicht mehr. Und das könnte für sie, so komisch es sich anhört, eine befreiende Wirkung haben.