Flüchtlinge berichten von ihren Erfahrungen Foto: factum/Granville

Im Alten Feuerwehrhaus in der Böblinger Straße hat der gleichnamige Freundeskreis für Flüchtlinge ein Willkommensfest veranstaltet. Diese berichteten auch von ihren Erlebnissen.

Stuttgart - „Singen macht man gemeinsam – genauso wie essen“, erklärt Barbara Rochlitzer. Sie ist die Mitsprecherin vom Freundeskreis Flüchtlinge Böblinger Straße. Um sie herum im großen Saal des Alten Feuerwehrhauses in Heslach stehen am Sonntag bunt geschmückte Tischreihen.

Es ist das Willkommensfest für Geflüchtete, organisiert vom Freundeskreis. Der Anlass? Raiko Grieb, Bezirksvorsitzender Süd, beschreibt es so: „Wir haben einen Brauch in Deutschland: Wer in eine neue Umgebung kommt, lädt seine Nachbarn ein und man lernt sich kennen.“

Damit der Rahmen stimmt, haben alle etwas mitgebracht: Die Deutschen haben Kuchen gebacken, die Flüchtlinge haben Essen gekocht. Eine, die hervorragend kocht und einen großen Anteil an der Zubereitung der Speisen hatte, ist die 29-jährige Mulualem Hagos. Seit drei Monaten lebt sie in Stuttgart, nun versucht sie sich zurechtzufinden, die neue Kultur und deren Sprache zu lernen. „Du musst gleich damit anfangen, denn jeder Monat der vergeht, ist verloren.“ Trotzdem: „Deutsch ist schwer“, sagt sie. „Vor allem, wenn du die meiste Zeit unter deinesgleichen bist. Wir müssen arbeiten – dann lernst du die Sprache leichter.“

Die viele freie Zeit ist ein Problem

Die viele freie Zeit ist ein Problem. Auch Amir Ahmed (36) hat damit zu kämpfen. Wie Hagos stammt er aus Eritrea; ist vor mehr als einem Jahr gekommen. Er spricht schon gut deutsch – „ausreichend“, wie er es mit einem scheuen Lächeln nennt. Aber das reiche nicht aus: „ Die Ungewissheit belastet uns sehr, ebenso wie das viele Nichtstun!“ Deshalb kümmert er sich um die anderen Geflohenen, versucht sie zu motivieren und einzubinden.

Unterstützung findet Ahmed beim Freundeskreis. Dort haben sich Menschen zusammengetan, die helfen wollen. Es sind 70 bis 120 Studenten und Schüler, Künstler und Firmenangehörige; viele von Ihnen hätten selbst Migrationshintergrund, wie Barbara Rochlitzer sagt.

Viele Errungenschaften des Freundeskreises

Sie berichtet stolz von den vielen Errungenschaften des Freundeskreises: „Ein Freifunker hat freies Internet ermöglicht, wir bieten fünf ehrenamtliche Sprachkurse an. Andere begleiten Flüchtlinge zu Ämtern oder zum Arzt.“

„Es fühlt sich so gut an, in Deutschland zu sein – sicher und freundlich“, freut sich Hagos. Ahmed ergänzt: „ Zum ersten Mal fühle ich mich wie ein Mensch. Am Sonntag auf dem Fest ist das alles weit weg, hier essen neue Nachbarn Seite an Seite und schließlich singt ein Chor aus Flüchtlingen und Deutschen „We are the World.“