Der Wilhelmsplatz: Drei Stadtbahnlinien und viele Autos lassen stadtplanerisch nicht viel Spielraum. Foto: Maira Schmidt

Der Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt ist vielen Bewohnern des Stadtbezirk ein Dorn im Auge: Facebook-Nutzer machen Verbesserungsvorschläge.

Bad Cannstatt - Ob Kursaal, historisches Rathaus oder Daimlerplatz: Es gibt vieles im Bezirk, auf das die Bewohner stolz sind. Der Wilhelmsplatz gehört aber offensichtlich nicht dazu. Ein Bild des Platzes löst auf der Facebook-Seite unserer Redaktion ausschließlich negative Reaktionen aus. Als „einer der größten Schandflecken von Cannstatt“ bezeichnet ihn eine Bürgerin. „Traurig, aber wahr: architektonische Hässlichkeit hat einen Namen: Wilhelmsplatz Bad Cannstatt“, kommentiert ein anderer Nutzer des sozialen Netzwerks.

Doch die Bürger stören sich nicht nur an verwahrlosten Hausfassaden, „leer stehenden Laden-Löchern“ in der Unterführung zur S-Bahn, zu viel Beton und zu wenig Grün. Sie kritisieren auch die Verkehrssituation und machen Verbesserungsvorschläge. „Der Wilhelmsplatz zerschneidet das innere Bad Cannstatt mitten zwischen Marktstraße und Seelbergstraße“, schreibt etwa Dietrich Haaf bei Facebook. Als Fußgänger hetze man derzeit umgeben von Autos und Stadtbahnen über den Wilhelmsplatz. Viele würden die Fahrbahnen bei Rot überqueren. Sein Vorschlag: Die Fußgängerquerungen sollten durch Zebrastreifen erfolgen.

2002/2003 wurde Platz zuletzt „richtig umgebaut“

Bärbel Haag hat eine andere Idee: „Konkret fände ich schon mal super, wenn die bestehende Unterführung auch einen Ausgang auf die Mitte des Platzes zu der Stadtbahnhaltestelle hätte. Das würde vielen Fußgängern den oberirdischen Zickzack über die viel befahrenen Fahrbahnen ersparen“, schreibt sie im sozialen Netzwerk. Eine andere Facebook-Nutzerin regt an, „die Autos das kurze Stück unterirdisch fahren zu lassen.“ Auf diese Weise entstünde eine „riesengroße Fußgängerzone“.

Viele Verbesserungsvorschläge also; trotzdem kann Susanne Scherz vom Stadtplanungsamt den Bürgern keine allzu großen Hoffnungen machen, dass sich in naher Zukunft an dem unbeliebten Cannstatter Eingangstor etwas ändert. „Aktuell gibt es keine Planungen“, sagt die Stadtplanerin. Die jüngste Neugestaltung sei noch nicht sehr lange her. In den Jahren 2002/2003 habe man den Platz zuletzt „richtig umgebaut“.

Zuvor habe es dort gar keinen Platz gegeben

Der Bau der Stadtbahnlinie U 2 sei damals der Anlass gewesen. Genau hier liege auch das Problem. Am Wilhelmsplatz kreuzen sich drei Stadtbahnlinien (U 1, U 2 und U 13), die in unterschiedliche Richtungen weiterfahren. Das brauche Fläche und lasse aus stadtplanerischer Sicht nicht mehr viele Gestaltungsmöglichkeiten offen, sagt Scherz. Hinzu komme, dass der Wilhelmsplatz eines der Haupteinfallstore in die Stadt sei. Die Stadtplanerin spricht von einer „Verkehrsdrehscheibe“, wobei sie auch betont, dass dort nicht nur ortsfremde Autofahrer unterwegs seien. Als Stuttgarts größter Stadtbezirk würden die Bewohner von Bad Cannstatt selbst viel Verkehr produzieren. Solange der Wilhelmsplatz so stark befahren sei, gebe es dort stadtplanerisch wenig Spielraum. Eine wie auf Facebook vorgeschlagene Verlegung des Verkehrs unter die Erde ist laut Scherz keine Lösung. Durch die Mineralwasserquellen sei so etwas in Bad Cannstatt immer schwierig.

Die Stadtplanerin betont aber auch, dass sich die Fachleute, die vor gut zehn Jahren die Pläne für die Umgestaltung entwickelt haben, „Mühe gegeben haben“. Zuvor habe es dort gar keinen Platz gegeben. Die Busse hätten nicht wie heute am Rand, sondern in der Mitte der Fahrbahnen gehalten. Mit dem überdimensionalen Dach habe man versucht, ein „modernes Element“ zu integrieren. Auch bei der großen Wassersäule habe man sich etwas gedacht. Sie symbolisiere das Cannstatter Mineralwasser, stehe also für den lokalen Bezug. Diese Bedeutung scheint jedoch nicht allen Bewohnern des Bezirks einzuleuchten, fragt doch ein Nutzer auf unserer Facebook-Seite: „Was soll die komische wassergekühlte Rakete dort?“

Vergleichsweise wenig Verkehrsunfälle

Der Wilhelmsplatz ist laut Polizei kein Unfallschwerpunkt. In den Jahren 2005 bis 2012 habe es dort nur 21 Verkehrsunfälle gegeben, sagt Thomas Ulmer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Stuttgart. Drei Unfälle mit schwerem Personenschaden seien darunter gewesen, acht Unfälle mit Leichtverletzten und zehn Unfälle, bei denen es nur zu einem Sachschaden gekommen sei. Kleinere Bagatellunfälle würden nicht in der Statistik erfasst. Die häufigste Unfallursache ist laut Ulmer in diesem Bereich, das Nicht-Beachten einer roten Ampel. Aus Sicht der Polizei sei der Wilhelmsplatz aber ein vergleichsweise sicherer Platz.