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Seit Sonntagabend sorgt ein Facebook-Video, das Eisbärin Corinna aus der Stuttgarter Wilhelma zeigt, für Wirbel. Das Tier läuft in dem kurzen Mitschnitt auf einer Felsplatt im Gehege hin und her. Tierschützer ergreifen nun erste Maßnahmen.

Stuttgart - Wirbel und öffentliche Aufregung um Eisbären ist die Stuttgarter Wilhelma gewohnt. Als im Dezember 2007 Wilbär auf die Welt kam, erlebte der Tiergarten in den Folgemonaten einen Hype um seinen neuen Mitbewohner, der mittlerweile in Schweden lebt. Seit wenigen Tagen erhitzt ein Facebook-Video, das am Sonntagabend von einem Zoobesucher veröffentlicht wurde, die Gemüter.

Die 39-Sekunden-Aufzeichnung zeigt wie die 26-Jährige Eisbärin Corinna, Wilbärs Mutter, in ihrem Gehege in der Wilhelma auf und ab geht. Der Besucher kommentiert den Eintrag auf seinem Profil: „Ich hätte noch Stundenlang drehen können das Ergebnis wäre das selbe. Man braucht kein Veterinärexperte zu sein um zu erkennen, dass dieses Tier hier eine Verhaltensstörung aufweist!“, und fordert den Zoo zum Handeln auf.

„Was wir in dem kurzen Video sehen, ist eine klassische Bewegungsstereotypie, eine Verhaltensstörung, die bei Zootieren immer wieder zu beobachten ist“, sagt dazu Cornelie Jäger, Baden-Württembergs Tierschutz-beauftragte. Trotzdem sei es auf Grund der sehr kurzen Videosequenz schwer einzuschätzen, ob das Verhalten für das Tier gefährlich sei. „Für eine genaue Analyse müsste man wissen, ob es in letzter Zeit zu einer Zu- oder Abnahme des gezeigten Verhaltensmuster kam“, fügt die Expertin hinzu.

Online-Petition fordert Wilhelma zum Handeln auf

Auch die Tierschutzorganisation PETA äußert sich im SWR zu dem veröffentlichten Video: „Fast alle der 30 Eisbären in deutschen Zoos zeigen diese Verhaltensstörung. Wir setzen uns für ein Ende der Eisbärenhaltung in Zoos ein“, sagt Vanessa Reithinger von PETA Deutschland.

Von Seiten des Zoos heißt es jedoch, dass sich Corinna nur sehr selten auffällig verhalte. „Eisbären sind eingefleischte Einzelgänger und Corinna genießt es sehr, dass derzeit kein Männchen da ist“, erklärt Zoologin Ulrike Rademacher von der Wilhelma in einem Beitrag des SWR. In dem 780 Quadratmeter großen Gelände habe das Tier zudem viel mehr Fläche als gesetzlich vorgeschrieben. Auch Cornelie Jäger ist überzeugt, dass sich die Wilhelma-Mitarbeiter um abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für die Eisbärin kümmerten.

Viele Facebook-Nutzer sehen das anders und solidarisieren sich mit dem Tier: „Gesund und glücklich sieht jedenfalls anders aus...“ schreibt eine Userin. „Deswegen geh ich nicht in die Wilhelma! Und auch in sonst keinen Zoo. Ganz furchtbar!!!“, schiebt ein anderer nach. Bis zum Freitagvormittag wurde das Video mehr als 2,4 Millionen Mal angeschaut. Zudem findet sich im Netz eine Petition, die eine Verbesserung der Haltungsbedingung der Eisbärin im Stuttgarter Zoo fordert.