Der Biologe Sven Wieskotten vom Marine Science Center in Rostock bereitet die kalifornischen Seelöwen Eric und Marten Foto: Wilhelma

Die jungen kalifornischen Seelöwen Eric und Marten verlassen neun Monate nach ihrer Geburt die Wilhelma und bleiben an der Ostsee. Dort erforschen Biologen ihr Orientierungssystem.

Stuttgart - Eric und Marten sind zwei putzmuntere kalifornische Seelöwen. Sie sind im Mai und Juni 2014 in der Wilhelma geboren worden. An diesem Samstag reisen sie gemeinsam an die Ostsee, aber nicht zum Urlaub. Die Fahrt führt ins Marine Science Center in Rostock. Dort studieren Wissenschaftler der Uni Rostock in der Robbenforschungsanlage, die als größte ihrer Art weltweit gilt, wie sich die Meeressäugetiere durch ihre Sinnesorgane in den Weiten der Meere zurecht finden.

„Die Seelöwen der Wilhelma sind eine wichtige Ergänzung für uns. Bisher hatten wir neun Seehunde und einen südafrikanischen Seebären“, sagt Sven Wieskotten. Der 38-jährige Biologe vom Rostocker Institut für Biowissenschaften war in der Wilhelma, um Eric und Marten an sich zu gewöhnen. Mit Training sorgte er dafür, dass die beiden Seehunde mit ihm vertraut werden. Zur Belohnung gab es natürlich einen Fisch.

Nach neun Monaten müssen die jungen Seehunde nicht mehr gestillt werden. Sie haben schon gelernt, selbst nach Fisch Ausschau zu halten und ihn auch aus der Hand des Tierpflegers anzunehmen. „das ist die Voraussetzung, damit wir die Tiere spielerisch dafür gewinnen können, für eine schmackhafte Belohnung bei unseren Studien mitzumachen“, sagt Sven Wieskotten. Dabei testet der Biologe, wie Seehunde sehen, riechen, schmecken und tasten. „Uns interessiert dabei besonders, wie sie verhindern, sich auf ihren Wanderrouten zu verirren, oder wie sie Fische aufspüren, die noch nicht in Sichtweite sind.

Dafür, dass die Wilhelma auf Eric und Marten verzichtet, bekommt der Zoo von Wieskotten eine Gegenleistung. Der 38-Jährige gibt seine Erfahrung mit Seehunden an die Tierpfleger weiter. Das kann helfen, dass sich kranke Seelöwen körperlich untersuchen und behandeln lassen, ohne dass sie der Tierarzt vorher betäuben muss.

Sven Wieskotten arbeitet mit Eric und Marten im Jachthafen „Hohe Düne“ auf dem Forschungsschiff Lichtenberg. Daneben tummeln sich die Seelöwen in einem 60 Meter langen, dreißig Meter breiten und fünf Meter tiefen Teil der Ostsee. Ein Netz verhindert, dass sich Eric und Marten ins offene Meer absetzen, wenn die Forschung ruft. Schon als Doktorand hat Wieskotten mit Robben gearbeitet und deren hydrodynamische Spurverfolgung untersucht. Dabei ging es vor allem um die Funktion der Barthaare der Robben, die er jetzt auch an Eric und Marten untersucht.

Die Barthaare ermöglichen es den Tieren, mit geschlossenen Augen einen Fisch zu verfolgen. Mit den Barthaaren fühlen Seehunde noch Wasserbewegungen von einem Viertel Millimeter pro Sekunde und damit auch die Richtung, die der Fisch einschlägt. Bei einem Experiment hat Sven Wieskotten Seehunden die Augen mit Strumpfmasken verbunden, und sie mit Kopfhörern am Hören gehindert. Dann zog ein Kollege einen Plastikfisch an einer Angel durchs Wasser und an irgendeiner Stelle aus dem Aquarium heraus.

Sobald der Fisch über der Wasseroberfläche war, nahm der Biologe der Robbe die Kopfhörer ab und sie verfolgte die Fischattrappe mit verbundenen Augen. Wenn die Robbe dort auftauchte, wo der Plastikfisch hing, erhielt sie zur Belohnung einen echten.

Am diesem Samstag, 7. März, brechen Eric und Marten auf ihre Reise an die Ostsee auf. Wer will, kann die beiden dort besuchen und ihnen bei der Arbeit zuschauen. Die Anlage ist vom Sonnendeck des Forschungsschiffs einzusehen.

Infos: www.marine-science-center.de