Tschüss Mary - Im Züricher Zoo wartet eine neue Heimat auf das dreijährige Gorillamädchen.
Stuttgart - Viel hatten die beiden Gorilla-Halbschwestern nicht voneinander. Vor vier Wochen ist Claudia aus dem Allwetterzoo in Münster in der Wilhelma aufgenommen worden. Schon heißt es Abschied nehmen. Ihre große Schwester Mary Zwo ist zu alt fürs Aufzuchthaus.
Was gab Mary Zwo für ein Bild des Jammers ab, als sie im Juli 2007 in der Wilhelma ankam. Viel hätte nicht gefehlt, und sie wäre gestorben. Ein unerfahrener Schwarzrücken zum Vater und eine überforderte Mutter, die ihr Junges immer wieder zur Seite legte, hatten dem wenige Wochen alten Gorillababy arg zugesetzt. Im Allwetterzoo in Münster wussten sie sich nicht anders zu helfen, als die abgemagerte und unterkühlte Mary Zwo in die Intensivstation der dortigen Uniklinik einzuliefern. Nachdem die Kleine halbwegs über den Berg war, blieb nur der Umzug ins Jungtieraufzuchthaus der Wilhelma. Dort haben die Pfleger reichlich Erfahrung mit geplagten Gorillababys. Viele kleine Affen wurden dort im Lauf der Jahre aufgepäppelt, ehe sie der europäische Zuchtkoordinator in anderen Gorilla-Gruppen unterbrachte.
Halbschwester Claudia bleibt mehr als nur die Erinnerung
Nächste Woche ist es bei Mary Zwo so weit. Denn sie hat sich zu einem prächtigen und kräftigen Gorilla-Mädchen entwickelt. Auch weil ihr ihre menschlichen Ersatzeltern bald nicht mehr Herr werden, ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Etwas Wehmut beschleicht das fünfköpfige Pflegerteam um Revierleiterin Elke Kastner dennoch. "Wir finden es natürlich einerseits sehr schade, dass sie geht, schließlich waren wir zwei Jahre mit ihr zusammen", sagt Thali Bauer. Aber für Mary Zwo sei es das Beste, "zumal sie in einen guten Zoo und eine gute Gruppe kommt". Genauer, in den Zoo von Zürich. "Mary ist so frech, sie muss nun vor allem lernen, dass ihr in einer Familie auch Grenzen gesetzt werden", sagt Marianne Holtkötter, die zuständige Kuratorin in der Wilhelma.
In Zürich trifft Mary Zwo auf drei Ex-Stuttgarterinnen aus dem Aufzuchthaus: Mamitu und Nache sind längst selbst Mütter, und N'Yokumi kam 2005 in die Schweiz. Allem Abschiedsschmerz zum Trotz bleibt mit Halbschwester Claudia mehr als nur die Erinnerung an Mary Zwo. Claudia war nach dem Tod ihrer Mutter Gana vor vier Wochen in die Wilhelma gebracht worden.