In der Stuttgarter Wilhelma gibt es jetzt Chili-Pflanzen zu sehen - hier die milde Sorte Capsicum anuum „Medusa“. Foto: Wilhelma

In der Wilhelma werden derzeit rund 100 verschiedene Chili- und Paprikasorten gezeigt. Manche ihrer Früchte haben es in sich.

Chili- und Paprikapflanzen werden angebaut, weil ihre Früchte in vielen Küchen als Gewürz verwendet werden. In der Stuttgarter Wilhelma gibt es jetzt Chilipflanzen zu sehen, die den Angaben zufolge zu den schärfsten der Welt gehören. Sie mögen einen sonnigen, geschützten Standort – im historischen Gewächshaus der Wilhelma stehen sie also genau richtig. Dort sind rund 100 verschiedene Sorten dieser Gewächse zu sehen. „Dieses Jahr haben wir gleich 24 Sorten neu in unserer Ausstellung“, erklärt Wilhelma-Gärtnerin Fenja Baumgärtner. Die meisten davon habe der Botanische Garten Bochum zur Verfügung gestellt.

 

Auch die Pflanze mit wissenschaftlichem Namen Capsicum chinense und mit der näheren Bezeichnung Biquinho Amarelo stammt aus dem Botanischen Garten in Bochum. Der Name bezieht sich auf die tropfenförmigen Früchte. Er bedeutet „kleiner gelber Schnabel“. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Brasilien. Sie hat einen Schärfegrad von 1, das bedeutet wenig scharf. Die Skala reicht von 1 bis 10. Die Schärfe der Beeren wird durch den chemischen Stoff Capsaicin hervorgerufen und hängt von der Sorte ab. Sie wird in Scoville-Einheiten (SHU für Scoville Heat Units) gemessen. Die schärfste Chili hat einen Schärfegrad von 10++ mit 2,2 Millionen SHU. Eine milde Sorte hat den Schärfegrad 1 -2 und 500 bis 2500 SHU.

Früchte von Capsicum chinense „Biquinho Amarelo“. Foto: Wilhelma

Chilis in der Wilhelma: Beim Präriefeuer ist der Name Programm

Auch eine Chilipflanze namens Capsicum annuum mit der zusätzlichen Bezeichnung Präriefeuer – auch Spanischer Pfeffer genannt – ist in der Wilhelma zu sehen. Bei dieser Staudenpflanze ist der Name Programm: Sie hat einen Schärfegrad von 9.

Früchte von Capsicum anuum „Präriefeuer“. Foto: Wilhelma

Die Pflanze der Gattung Capsicum chinense mit der zusätzlichen Bezeichnung „Tiberius Mauler“ verfügt über einen Schärfegrad von 10+. Sie gehört zu den Paprikas und ist sehr scharf. Auch sie ist in der Ausstellung zu finden.

Die Capsicum Chinense mit der Bezeichnung „Carolina Reaper“ ist mit dem Schärfegrad von 10+++ die zweitschärfste Chilisorte der Welt und eine Zuchtform der Paprika-Art. Sie befindet sich ebenfalls im Historischen Gewächshaus der Wilhelma.

Als weltweit schärfste Chilipflanze gilt seit Herbst 2023 die Chili X, auch Pepper X genannt. Sie ist ebenfalls eine Zuchtform von Capsicum chinense. Sie kommt auf 2,69 Millionen Scoville-Einheiten und steht im Guinessbuch der Rekorde.

Die zweitschärfste Chili der Welt: Capsicum chinense „Carolina Reaper“. Foto: Wilhelma

Cilis im eigenen Garten – So gelingt der Anbau

  • Aussaat Februar bis März auf der Fensterbank
  • Standort: hell
  • Von Mai an können die jungen Pflanzen ins Beet oder in den Kübel nach draußen
  • Regelmäßig düngen – etwa alle zwei Wochen
  • Standort: sonnig, warm und windgeschützt
  • Wichtig für eine reiche Ernte: Die erste Blüte ausbrechen
  • Erntezeit: September

Sonderschau in der Wilhelma: Weltweit gibt es 4000 verschiedene Chilisorten

Weltweit gibt es 4000 unterschiedliche Chilisorten. Ein Großteil davon sind Züchtungen der ursprünglich aus Mexiko kommenden Wildform mit dem wissenschaftlichen Namen Capsicum annum, dem Spanischen Pfeffer. Die Beeren der in Mittel- und Südamerika wild vorkommenden Capsicum-Arten sind im Vergleich zu den kultivierten Sorten relativ klein. Sie locken mit ihrer leuchtenden Farbe die Vögel an, die sie fressen und die unverdauten Samen über ihren Kot verbreiten.

Die Schärfe des Capsaicins spüren die Vögel nicht, da ihnen die dafür notwendigen Geschmacksrezeptoren fehlen, wie Wilhelma-Sprecher Birger Meierjohann erklärt.

Säugetiere werden jedoch von dem für sie scharf schmeckenden Wirkstoff abgeschreckt. Das ist ein Vorteil für die Chili-Pflanzen, denn ihre Samen würden den Verdauungstrakt der meisten Säugetiere nicht unbeschadet passieren.

Schon Inkas und Azteken haben mit Chili gewürzt

Schon die Vorfahren der Inkas und Azteken haben sich den Angaben zufolge die Beeren der Chilipflanzen als Gewürz zunutze gemacht, die eine Kreislauf anregende und Entzündungen hemmende Wirkung haben. Seit 1492, als Christoph Kolumbus als erster Europäer amerikanischen Boden betreten hatte, nahm der Siegeszug der Chili seinen Lauf.