Die Menschenaffenanlage der Wilhelma Ende Juni dieses Jahres. Foto: PPFotodesign

Die nach vielen Verzögerungen für Februar 2013 vorgesehene offizielle Eröffnung der neuen Menschenaffen­anlage droht zu platzen. Solange die Handwerker nicht fertig sind, müssen die Zoomitarbeiter mit der Ausgestaltung der Gorilla- und Bonobo-Gehege warten.

Stuttgart - Silberrücken Kibo kratzt sich den Pelz, wenn ihn einer aus seiner Sippe mit Stroh bewirft oder ihn eine Fliege kitzelt. Kibos Chef, der Direktor der Stuttgarter Wilhelma, kratzt sich, wenn er zum neuen Gehege der Menschenaffen blickt, auch mal öfters – nachdenklich die Stirn. Ob es wohl noch gelingt, das neu gebaute Gehege für Gorillas und Bonobos im Februar 2013 feierlich zu eröffnen? „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben“, sagt Dieter Jauch. Aber mit jedem Tag, den das Jahr fortschreitet, schwindet beim Zoochef der Glaube daran.

Ende September sollte das Gebäude dem zoologisch-botanischen Garten übergeben werden, damit die Zoologen mit der Einrichtung der Gehege beginnen können. Zum Jahreswechsel sollten erst die Bonobos ihr neues Heim beziehen, später die Gorillas. Nach jeweils vier Wochen Eingewöhnung war vorgesehen, sporadisch Besucher durchs neue Affenhaus zu schleusen, damit sich die Tiere auch in neuer Umgebung an den Kontakt mit Zoobesuchern gewöhnen können. Danach sollte die Akklimatisierungsphase abgeschlossen werden, so dass das bisher größte Bauprojekt der Stuttgarter Wilhelma offiziell hätte eingeweiht werden können.

So war der Plan, so wurde er bei einem Baustellenrundgang im Juni von Vertretern des Landes und vom Zoo skizziert. So bestätigt ihn das zuständige Finanzministerium am Mittwoch, obwohl – inzwischen Oktober – die Handwerker immer noch im Menschenaffenhaus zu Gange sind. „Derzeit werden die letzten Restarbeiten durchgeführt. Die Übergabe soll im Oktober 2012 erfolgen, die Eröffnung der Anlage verzögert sich nicht“, so eine Ministeriumssprecherin.

Projekt verteuerte sich auf zuletzt rund 20 Millionen

Der Chef der Wilhelma hegt zumindest sachte Zweifel. Sich darauf festzulegen, dass die verbleibende Zeit für die Ausgestaltung der Affengehege ausreicht und dass die Bonobo-Sippe tatsächlich wie geplant Ende Dezember oder Anfang Januar umziehen kann, fällt Dieter Jauch schwer. Woran es hakt, vermag er nicht zu sagen, „ich sehe nur, dass die Arbeiten nicht vorankommen, wie sie sollten“.

Laut Landesverwaltung wird die offizielle Eröffnung im ersten Quartal 2013 stattfinden, intern wurde wohl Ende Februar avisiert. Nach den Erfahrungen mit dem Projekt – dessen jahrelang strittige Planung und Finanzierung hatte zahlreiche Verzögerungen zur Folge – ist man beim Land mit fixen Terminen offenbar vorsichtig geworden.

Nach anfänglich veranschlagten Baukosten von 13 Millionen Euro hatte sich das Projekt auf zuletzt rund 20 Millionen Euro verteuert. In die Kritik geraten waren dabei vor allem das Land und seine Bauverwaltung. Planer, Zoologen und Land hatten bis zuletzt heftig um Notwendiges und Überflüssiges für ein Tiergehege gerungen. Schon in der Planungsphase hatte das Büro Hascher Jehle Architekten gewarnt, ein so kompliziertes Bauvorhaben könne man „nicht billig rechnen“.

Jauch bangt immer noch, Kibo aber dürfte es kaum kratzen, ob er im Januar, Februar, März oder gar noch später ins neue Heim umzieht.