Zurzeit gibt es einfaches Essen und Getränke in Food-Trucks von SBR. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die für 1. März geplante Neueröffnung der Gastronomie in der Wilhelma in Stuttgart verzögert sich. Der Förderverein des Zoos kritisiert die Hängepartie und fordert eine rasche Entscheidung.

Stuttgart - Auch wenn man es aktuell nicht glauben mag, aber der Frühling steht vor der Tür. Und wenn dann die Temperaturen steigen, beginnt auch wieder so richtig die Saison in der Wilhelma. Spätestens mit dem Beginn der Osterferien Ende März wird es wieder voll werden im zoologisch-botanischen Garten. Den Besuchern kann man aber jetzt schon raten, sich ein Vesper mitzunehmen. Zumindest dann, wenn man auf eine größere gastronomische Auswahl Wert legt.

Der alte Pächter könnte auch der neue sein

Die drei Gastro-Stationen auf dem Wilhelma-Gelände werden auch an Ostern noch geschlossen bleiben. Wie berichtet wurde der Schuler-Gastronomie zum Jahresende 2017 gekündigt, am 1. März sollte eigentlich ein neuer Pächter die Geschäfte aufnehmen. Das wird aber nicht so kommen. „Die Vergabe für die Gastronomie der Wilhelma wird länger dauern“, sagt dazu ein Sprecher des zuständigen Finanzministeriums des Landes. „Leider hat man bei so einem Verfahren nicht alles in der eigenen Hand. Wir hoffen, dass es am 1. Mai endlich mit dem neuen Gastronomie-Konzept losgehen kann.“ Über die Gründe der Verzögerung gibt es aus dem Ministerium keine Auskunft. „Ein Vergabeverfahren ist geheim, um die Geschäftsgeheimnisse der beteiligten Unternehmen zu schützen“, erklärt der Sprecher.

Um die Rechte bemüht sich auch der bisherige Betreiber Schuler. Der Familienbetrieb war bis zum Jahreswechsel 55 Jahre lang ununterbrochen in der Wilhelma aktiv. „Wir haben uns wieder beworben und stehen bereit“, sagt dazu die Schuler-Sprecherin Andrea von Haebler. Man hoffe auf den Zuschlag und brauche danach etwa drei Wochen, um wieder mit dem Betrieb zu beginnen. Die Schuler-Gastronomie, die auch im Berliner Zoo sechs Gastro-Betriebe betreibt, hat allerdings zumindest einen Konkurrenten. Nach Informationen unserer Zeitung soll ein international tätiger Food-Konzern seinen Hut in den Ring geworfen haben. Außerdem hatte eine weitere Restaurant-Kette Interesse bekundet.

Ob sich ein Großbetrieb oder das Familienunternehmen durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Der neue Pächter bekommt laut Ausschreibung einen Vertrag über 15 Jahre, soll in der Zeit aber sieben Millionen Euro in die Generalsanierung des Wilhelma-Restaurants und des Bistro Belvedere beziehungsweise in den Neubau einer Gastronomie in der geplanten Elefantenwelt investieren, für die der Schaubauernhof weichen soll. Das Interesse möglicher Betreiber soll sich aber auch wegen der Zukunft des oberen Restaurants am Schaubauernhof im Rahmen halten. Außerdem gilt das Belvedere-Gebäude offenbar als in die Jahre gekommen. Das Land stellt dagegen dem Pächter einen Baukostenzuschuss in Aussicht.

Der Neue soll 15 Millionen Euro in die Hand nehmen

Bis mindestens 1. Mai wird aber weiter das gemeinnützige Stuttgarter Unternehmen SBR eine Interimsgastro mit Bratwürsten sowie Kaffee und Kuchen anbieten. Das Non-Profit-Unternehmen, das sich die Beschäftigung und Ausbildung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen zum Ziel gegeben hat, betreibt seit Anfang Januar einen Imbisswagen am Schaubauernhof und einen vor dem Restaurant beim Haupteingang. Das Arrangement wurde nun um zwei Monate verlängert. Das rührige Team wird aber bei dem zu erwartenden Besucherandrang an den ersten warmen Frühlingstagen vor einer echten Herausforderung stehen.

Es könnte noch länger gehen als 1. Mai

Kritik an der Länge des Verfahrens kommt vom Verein der Freunde und Förderer der Wilhelma. Der Vorsitzende des Vorstandes Georg Fundel mahnt zu einer raschen Entscheidung. „Die muss bald fallen, schließlich verliert die Wilhelma jeden Tag Geld, an dem es keine komplette Gastronomie gibt“, so Fundel. Der Erklärung aus dem Ministerium das Verfahren sei kompliziert, entgegnet er. „Dann hätte man es nicht so kompliziert machen sollen.“

Jetzt also frühestens 1. Mai statt 1. März. Aber auch der neue Termin ist ambitioniert. Zum einen müsste man dazu nun wirklich bald entscheiden, zum anderen hat der Unterlegene des Verfahrens ein Einspruchsrecht, das auch wieder eine Verzögerung von einigen Wochen auslösen könnte. Und dann ist Sommer.