Nicht die Löffel hängen lassen der Frühling kommt bestimmt. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Für die Wilhelma kommt Ostern dieses Jahr zu früh, für ihre Besucher nicht. Wilhelma-Fans hat am Gründonnerstag und auch am regnerischen Karfreitag nichts von einem Besuch abgehalten.

Stuttgart - „Wie unsere, nur in XXL“, sagt der Knirps und staunt. Er staunt wie ein paar Dutzend anderer Kinder, Mamas und Papas über die große Breitbandschildkröte, die sich Pfleger Joschka Schulz wie einen Laib Brot unter den Arm geklemmt hat. Das Reptil kümmert der Trubel offensichtlich nicht. Nur die Spitze seines Kopfs schaut unterm Panzer hervor. Die Schildkröte ist noch nicht aus ihrer Winterstarre erwacht. Sobald keine Nachtfrostgefahr mehr besteht, laut Schulz „in zwei oder drei Wochen“, darf sie in ihr Freigehege vis-à-vis des Seelöwenbeckens. Am Donnerstag hat Schulz die Schildkröte und einen Gehegenachbarn, eine Schleuderschwanzagame, für den Fotografen unserer Zeitung kurz Frühlingsluft schnuppern lassen. Im mitteleuropäischen Winter müssen die im Ruhemodus befindlichen wechselwarmen Kröten und Echsen nach drinnen. Sonst würden sie erfrieren. „Man merkt aber, dass die Tiere langsam aktiv werden“, sagt Pfleger Schulz.

Richtig aktiv sind derzeit die vielen Bediensteten der Wilhelma. Sie wecken den Stuttgarter Zoo aus dem Winterschlaf. Nicht am Seelöwenbecken, das am Donnerstag gereinigt wird – das Wasser im Bassin wird zu dem Zweck mehrmals im Jahr abgelassen. Doch an anderer Stelle wird gepflanzt, gehackt, gefräst, gehämmert. Einen eher seltenen Anblick bietet das Außengehege der Sumatratiger Carlos und Dumai. Der Wassergraben gleicht normalerweise einem hoffnungslos veralgten Tümpel. Zum Frühlingsanfang schimmert das Wasser tiefblau – derweil sich wenige Meter weiter Gepard Charlie von ein paar vorösterlichen Sonnenstrahlen den Pelz kitzeln lässt.

Ostern markiert für die Wilhelma in der Regel jedes Jahr den Wendepunkt von kalt zu warm, von wenig zu viel Trubel im Tierpark. Immer zu Ostern hoffen die Verantwortlichen auf den ersten großen Besucheransturm. Trotz des frühen Termins der Feiertage in diesem Jahr war der Auftakt an Gründonnerstag mit mehreren Tausend Gästen vielversprechend. „Der Zeitpunkt von Ostern ist egal“, sagt Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin, „wenn es trocken ist, kommen die Menschen so oder so.“ Nach dem nasskalten Karfreitag dürfte es demnach am Karsamstag und am Ostermontag im Stuttgarter Zoo voll werden, denn nur für Ostersonntag ist Regen angekündigt.

Die Tiere jedenfalls zieht es ins Freie. Zum Schutz vor der noch leicht frostigen Witterung krabbeln Erdmännchen und Totenkopfäffchen eben unter die Wärmelampen, die die Pfleger bereitgestellt haben. Die Meissner Widder, eine Kaninchenart, hoppeln so geschwind durch ihr Gehege, dass ihnen sicher warm davon wird. Auch die für die Jahreszeit üblichen Verdächtigen haben in der Wilhelma wieder Quartier bezogen: Störche nisten auf der Damaszenerhalle, Reiher und Kraniche in den Baumkronen daneben. Überall riecht es nach Bärlauch, und im Magnolienhain im Maurischen Garten sind die Blüten kurz vorm Explodieren. Er ist ganz nah, der Frühling.