Poitouesel zählen zu den bedrohten Nutztierrassen, die auf dem Schaubauernhof leben. Foto: dpa

Viele Stimmen melden sich mit Kritik an den Plänen der Wilhelma zu Wort. In dem vielschichtigen Protest steckt auch eine klare Botschaft, meint unsere Redakteurin Christine Bilger.

Stuttgart - Die Zeiten haben sich geändert. Zoos müssen umdenken. Einfach nur Tiere einzusperren und sie zur Schau zu stellen, das ist ein Konzept, von dem man sich schon lange verabschiedet hat. Der moderne Zoo will mehr: Er will einen Beitrag zur Arterhaltung leisten. Er kann mehr, denn die Verhaltensforschung hat Einfluss genommen auf die Planung der Gehege. Den Tieren kann heute daher ein besseres Leben geboten werden, selbst hinter Gittern. Und der moderne Zoo muss mehr tun für seine Tiere. Die Vorbehalte gegenüber der in Städten eingepferchten exotischen Tierwelt werden mehr. Zoos müssen darauf reagieren, wenn sie die Kritik entkräften wollen – vor allem aber ihrer Tiere wegen.

Kritik trotz zeitgemäßer Planung

All das berücksichtigen nun die Wilhelma-Macher – in der Zooleitung wie im Finanzministerium – mit der Planung des asiatischen Dorfs und der Elefantenzuchtanlage. Dennoch ernten sie jede Menge Kritik für den Verlust einer für Außenstehende vielleicht unscheinbar wirkenden Anlage wie dem Schaubauernhof. Das war erwartbar. Denn der Schein trügt: Die Ställe am obersten Zipfel der Wilhelma sind alles andere als Nebensache für die Besucher. Sie sind ein Publikumsmagnet mit pädagogischem Auftrag. Arterhaltung fängt vor der Haustür an, das ist die Kernbotschaft bei der Schau der alten Rassen.

Der vielstimmige Protest formuliert eine klare Botschaft

Es wird kein Zurückrudern geben, der Masterplan ist aufgestellt. Aber hoffentlich setzt ein Nachdenken ein bei den Verantwortlichen, ob der vielstimmige Protest vielleicht eine Botschaft formuliert, die es ernst zu nehmen gilt. Vielleicht ist es eine Anregung, welche die Planer mitnehmen. Vielleicht ist es möglich, irgendwann Ersatz zu schaffen, irgendwie in der Stadt weiterhin die Welt des Bauernhofs erlebbar zu machen. Tausende Kinder würden es den Machern danken.

christine.bilger@stzn.de