Der Luchs schleicht sich zurück nach Europa. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein Radfahrer will eine der seltenen Raubkatzen auf dem Lärmschutzwall beobachtet haben. Ist das überhaupt möglich? Wir haben Experten gefragt.

Fasanenhof - Es wäre eine Sensation: Ein Mann aus Plieningen will einen Luchs beobachtet haben. Und zwar auf dem Weg über den Lärmschutzwall im Bereich Fasanenhof. Das berichtet Frank Brundelius. Es sei ein Sportradler aus Plieningen gewesen, der ihn am Montag, 8. November, gegen 17.30 Uhr angesprochen und von dem Luchs erzählt habe. Das Tier habe in einiger Entfernung ruhig gestanden, geschaut, und sei dann im Unterholz verschwunden. „Ich habe ihn gefragt, ob es nicht vielleicht auch ein Fuchs oder ein Hund gewesen sein könnte“, sagt Frank Brundelius. Aber der Mann habe geantwortet, die Sache sei ganz eindeutig gewesen: Das Tier habe die typischen Pinsel an den Ohren und einen kurzen buschigen Schwanz gehabt. „Der Mann war selbst überrascht und hat sich gefreut, jemandem seine Entdeckung mitteilen zu können. Er war nicht aufgeregt oder so, also, ich glaube ihm“, sagt Frank Brundelius. Und darum hat er gehandelt und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) informiert. Diese sammelt unter anderem Daten zu Wölfen und eben auch Luchsen im Land. Die Forschungsanstalt sendete Frank Brundelius einen Fragebogen zu, um mehr über die mögliche Luchssichtung auf dem Fasanenhof zu erfahren. Doch dieser Fragebogen muss von dem Beobachter ausgefüllt werden. Zu diesem will Frank Brundelius nun Kontakt aufnehmen.

Luchse verlaufen sich durchaus auch mal in Ortschaften

Aber ist es überhaupt möglich, dass sich ein Luchs auf den Fasanenhof verirrt hat? „Grundsätzlich könnten Luchse überall auftauchen, da die Tiere auf ihren Wanderungen große Strecken zurücklegen“, antwortet die FVA auf eine Anfrage unserer Zeitung. Dass sich Luchse kurzzeitig auf ihren Wanderungen auch in Ortschaften verlaufen und dort aufhalten, sei nicht ausgeschlossen, wie Einzelfälle zum Beispiel aus der Schweiz zeigen würden. Allerdings sei es ungewöhnlich. Denn Luchse ziehen sich für gewöhnlich in ruhige bewaldete Gebiete zurück, klärt die FVA auf.

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Bei dem verschickten Fragebogen handle es sich um ein Protokoll, in dem weitere Infos zur Beobachtung abgefragt werden. „Nur durch Beschreibungen von Merkmalen, Färbungen oder Verhaltensweisen lassen sich dann nähere Aussagen darüber treffen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich bei den gesichteten Tieren tatsächlich um Luchse gehandelt hat.“ Jedoch sei nicht in allen Fällen eine Klärung möglich. Die FVA bearbeite die Meldungen. „Gibt es auswertbare Hinweise wie Fotos, Spuren oder Kot, können weitere Untersuchungen Erkenntnisse über die Tiere und beispielsweise deren Herkunft erbringen.“ In Baden-Württemberg seien bisher 16 verschiedenen Luchse identifiziert worden. Aktuell leben fünf Individuen im Land. Darunter ein Weibchen, das im Mai 2021 erstmals im Landkreis Konstanz bestätigt wurde.

Der Luchs ist zurück in Mitteleuropa

Luchse waren einst in ganz Europa heimisch. Mit dem Rückgang von Lebensraum und der Ausrottung verschwanden sie aus weiten Teilen. „Erste Wiederansiedlungsprojekte in benachbarten Ländern und Bundesländern haben den Luchs in einigen Regionen wieder nach Mitteleuropa gebracht“, schreibt die FVA.

Kontakt Frank Brundelius bittet den Radler, sich unter Telefon 0711/7 15 78 15 zu melden.