Der Streit über Wildtiere im Zirkus ist in Stuttgart neu entbrannt (Archivbild). Foto: dpa

In Stuttgart ist der Streit um ein Wildtier-Verbot für Zirkusse neu entbrannt. Tierschützer kritisieren die Haltung der Tiere. Zuständig ist zwar der Bund, aber immer mehr Städte erlassen eigene Regelungen.

Stuttgart - Von den blauen Plakaten grüßen zwei Elefanten, imposante Stoßzähne ragen aus ihrem Maul. Ihre Rüssel flankieren eine goldene Krone. Zusammen kündigen sie den nach eigenen Angaben größten Zirkus der Welt an: den Circus Krone. Der Betrieb gastiert seit Donnerstag auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Mit dabei sind Löwen, Tiger, Elefanten, ein Nashorn - und die Diskussion um ein Wildtier-Verbot in Zirkussen.

Die Befürworter eines solchen Verbots kritisieren die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden. „In einem fahrenden Zirkus kann man den Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden“, sagt Martina Klausmann vom Landestierschutzverband. Außerdem seien die Sicherheitsbestimmungen nicht ausreichend - das habe man 2015 in Buchen (Neckar-Odenwald-Kreis) gesehen. Damals war ein Elefant aus seinem Zirkus ausgebrochen und hatte einen Spaziergänger getötet.

Peta will protestieren

Während Elefanten, Löwen und Co. in der Manege ihren großen Auftritt haben, kommt es deshalb vor dem Zirkuszelt immer wieder zu Protesten. Die Tierrechtsorganisation Peta hat auch in Stuttgart eine Aktion angekündigt. Als Tiere verkleidet wollen Tierschützer die Besucher mit Plakaten und Flyern über die Problematik informieren.

Damit wolle man ein Zeichen setzen und Stuttgart darin bestärken, an dem Wildtier-Verbot festzuhalten, sagt eine Sprecherin. Denn auf den öffentlichen Plätzen der Landeshauptstadt dürfen seit 2011 nur Zirkusse gastieren, deren Vorführungen ohne Wildtiere auskommen. Im Januar hob der Gemeinderat auch eine Ausnahmeregelung für den Cannstatter Wasen wieder auf.

Aber auch die Gegner des Verbots machen mobil. „Dieses Verbot ist in keinster Weise gerechtfertigt. Die Zuschauer sehen die Tiere als willkommene Bereicherung“, sagt Ulf Körber von der Gesellschaft der Circusfreunde. Falls das Verbot weiter bestehen sollte, könne man zusehen, wie eine wichtige Kultureinrichtung zu Grabe getragen werde. Der gemeinnützige Verein hat in Stuttgart eine Kundgebung und eine öffentliche Zoobesichtigung geplant.

Zirkusverantwortliche sehen Verbote gelassen

Die rechtliche Situation ist kompliziert. Ein generelles Wildtier-Verbot kann nur der Bund verabschieden. Laut Staatsministerium hat die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag aber vereinbart, für eine Bundesratsinitiative zum Wohl der Zirkustiere einzutreten. Dieser Vorschlag scheitere jedoch immer wieder an der Bundesregierung, sagt Tierschützerin Klausmann.

Die Städte im Südwesten reagieren unterschiedlich auf die Forderungen. Einige hätten ein Verbot beschlossen, andere seien liberaler und setzten auf verstärkte Prävention, sagt Gerhard Mauch, Dezernent beim Städtetag in Stuttgart. Der Kommunalverband habe sich nicht für ein Verbot ausgesprochen.

Die Verantwortlichen vom Circus Krone sehen die Verbotsvorhaben gelassen. „Die Städte verstoßen mit diesen Regelungen gegen das Grundgesetz. Deshalb fallen die Verbote auch wieder wie die Fliegen von der Wand“, sagt der Tierschutzbeauftragte vom Circus Krone, Frank Keller. In Chemnitz sei ein ähnliches Verbot bereits gekippt worden, da es die Berufsfreiheit der Dompteure einschränken würde.