Michael Prinz kümmert sich um die zum Tanzen wild entschlossene Damen auf dem roten Teppich des Perkins Park. Foto: 7aktuell.de/Andreas Werner

Wer hat an der Uhr gedreht? Bei der Jubiläumsparty von „La Boum“ im Perkins Park fühlten sich die Älteren jung – und die Jungen staunten über die Alten. Voll und heiß wie früher war’s mit 1200 Gästen. Viele Stadtpromis feierten wild mit.

Stuttgart - Werden Baggern, Flirten und Spaßhaben heutzutage nur noch via Tinder und Co. von daheim aus erledigt? Von wegen! Oft wird zwar behauptet, die neuen Portale des Internets hätten das Zwischenmenschliche drastisch verändert. Im Perkins Park aber drücken sich in der Nacht auf Samstag 1200 Menschen, junge wie ältere, auf vollgestopfte Tanzflächen sowie an die Theken. Der Laden brummt wie zu seinen besten Zeiten. „Barship ist besser als Parship“, meint ein Herr unter seinem pinkfarbenen Zylinder und holt sich gleich noch einen Drink.

Der Herr in Pink ist Florian Gauder von den Partyspielagenten. Hier oben auf dem Killesberg hat er schon manches erlebt. Der Degerlocher Bauunternehmer deutet auf einen kleinen Raum, der sich über der DJ-Kanzel befindet. Heute ist dort eine Bar. Einst, erzählt Gauder, zogen sich die Star-DJs in diesen Backstage-Bereich schon mal mit einem Groupie zurück, eilten danach wieder raus, schnell die Hose zuknöpfend, um die nächsten Platten aufzulegen.

1982 hat Steffen Eifert Mr. Macs Partyteam gegründet

Gute Laune macht jünger als Botox. Dass etliche Besucherinnen und Besucher von „La Boum“ heute 30 Jahre älter sind als vor 30 Jahren, ist vergessen. Quer durch die Generationen ist der Spaß groß. Mädel kann man auch noch mit 50plus sein, wie eine vergnügte Blondinen-Runde der Geschiedenen beweist. Sieht nicht so aus, als würden sie Männer vermissen.

Dass es in dieser Nacht so voll, verschwitzt und heiß ist, hat vor allem zwei Gründe: Steffen Eifert, Chef des 1982 gegründeten Mr. Macs Partyteam, feiert den 20. Geburtstag von „La Boum“, seiner Partyreihe mit Musik der 1980er Jahre. Der größte Beschaller des Südwestens beschäftigt über 40 DJs. Zu seiner Jubiläumsparty in der Nacht zum Samstag kommen viele Paare, die ihre Hochzeit mit Eiferts Musik gefeiert haben. Der zweite Grund für den Ansturm ist der Unternehmer Marc Wenger, der zu seiner „Vip-Night“ mit rotem Teppich und mit Fotowand über 250 Gäste aus Show, Gastroszene, Kultur, Wirtschaft und Society eingeladen hat.

Kaum einer aus seinem großen Freundeskreis fehlt. Vom Pur-Gründungsmitglied Roland Bless bis zum Playmate Ramona Bernhard, von Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder bis zum Magier Thorsten Strotmann, von Thomas Klingenberg, dem Präsidenten der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, bis zur Stiftungspräsidentin Maria von Sachsen-Altenburg, vom Filmproduzenten Robin K. Bieber bis zu Esther Müller, der Managerin von Gotthilf Fischer – die Vielfalt einer bunten Stadt ist gut drauf.

Playmate Ramona hatte einen Nacktrückfall

Gleich zwei Schönheitschirurgen, Christian Fitz und Ron Julius Eppstein, sind da, als seien besonders viele gekommen, die ins Beuteschema eines Beauty-Docs fallen. Club-Legende Laura Holding-Hoppenheit erzählt, dass sie vom hiesigen Boulevardblatt gefragt wurde, wie sie zu Sex im Alter stehe. „Natürlich gut“, sagt sie. Ansonsten redet die Stadträtin im Perkins Park nicht groß rum. Gespräche beendet sie schon mal abrupt: „Sei ruhig und gib mir am 26. Mai drei Stimmen!“

Playmate Ramona Bernhard berichtet, wie es sich ohne soziale Medien leben lässt. Ihr Instagram-Account ist gehackt worden. Und sie verrät, warum sie einen Nacktrückfall erlitten hat. Eigentlich wollte sie nach ihrem 30. Geburtstag keine Nacktshootings mehr machen, doch im italienischen „Playboy“ ist sie jetzt doch wieder hüllenlos zu sehen. Sie habe nicht gewusst, dass die Italiener dieses nicht ganz aktuelle Foto von ihr aus dem deutschen Archiv der Kollegen besorgt haben.

TV-Wahrsagerin Lydia Erhardt legt für Magier Thorsten Strotmann Karten. Sie sieht viel Positives in der Zukunft des Zauberkünstlers. Dessen Entschluss, ein neues Theater in Leonberg zu bauen, sei richtig, doch stünden noch harte Verhandlungen an.

Die Welt ist eine Discokugel

Im nächsten Jahr feiert der Perkins Park seinen 40. Geburtstag. Gerade in der Jubiläumsnacht ist er ein Ort der Erinnerungen. Wisst ihr noch, wie Boris Becker nach dem Daviscup-Sieg 1989 hier im kleinen Club mit einem Mädel wild geknutscht hat? Udo Jürgens stellte auf Killesbergs Höhen 1981 der Weltöffentlichkeit sein erstes englischsprachiges Album vor. Im Park zauberten Claudia Schiffer und David Copperfield 1994 Liebesglück vor. Dass die beiden ein Paar waren, glaubt bis heute keiner. Es war halt ein Trick.

1994 kam Boy George zur Boyz Night, der ersten Gay-Party-Reihe in einem Hetero-Club. „Hey, hey, hey, wo sind die Hände?“, rief Uwe Hacker, die DJ-Legende. Den früheren Nationaltorwart Eike Immel musste der Türsteher in sein Auto zum Schlafen legen, was Maßarbeit war. Der große Spieler hatte einen Porsche vor der Tür stehen. Und 2006 feierten die deutschen Nationalspieler den dritten Platz bei der Fußball-WM – es war ein legendäres Sommermärchen. In den früheren Morgenstunden, kurz vor dem Abflug zum Berliner Fanfest, hatten sich die WM-Helden aus der Party im Amici herausschmuggeln lassen, um auf dem Killesberg kein Auge zuzumachen, ehe es in die Hauptstadt ging.

Der Perkins Park hat es geschafft, selbst dann junge Leute anzulocken, wenn die Alten Jubiläum feiern wie bei „La Boum“. Die Welt ist keine Scheibe, kann man hier oben seit fast 40 Jahren lernen. Die Welt ist eine Discokugel.