Führt die nunmehr wiedervereinigte AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag: Jörg Meuthen. Foto: dpa

Die Spaltung in Alternative für Deutschland und Alternative für Baden-Württemberg ist Geschichte. Das hilft der AfD. Es löst aber nicht ihr grundlegendes Problem, meint StN-Chefredakteur Christoph Reisinger.

Stuttgart. - Das kleinzureden wäre nicht fair. Es ist bemerkenswert, dass alle 22 Abgeordneten der nunmehr wiedervereinigten AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag mit der neuen Satzung unterschrieben haben, dass Judenhass und Rassismus bei ihnen keinen Platz haben. Schließlich waren es die antisemitischen Positionen des Abgeordneten Wolfgang Gedeon, die zur Spaltung in AfD und ABW geführt hatten.

Wobei jene Kollegen, die dem inzwischen Fraktionslosen bis zuletzt die Stange hielten, jede Erklärung schuldig bleiben, was ihren Sinneswandel bewirkt hat. Deshalb mangelt es eben doch an Klarheit. Und das ist mehr als ein Schönheitsfehler im Neubeginn der AfD.

Der verhilft zwar der Fraktion zu alter Größe und Bedeutung. Außerdem verschafft er deren Chef Jörg Meuthen neuen Rückenwind in seiner Auseinandersetzung mit der Co-Bundesvorsitzenden Frauke Petry. Aber so flott, wie sich die Fraktion um eine Erklärung für den Sinneswandel einer erheblichen Zahl ihrer Mitglieder mogelt, so deutlich wird: Trotz Einheitsfraktion ist keineswegs ausgemacht, dass zusammengehört, was da wieder zusammengewachsen ist. Es fällt ja auf, wie mühelos die AfD bürgerlichen Konservatismus mit nationalsozialistischen Gedankenkernen wie dem Umvolkungswahn oder der pauschalen Stigmatisierung irgendeiner Religion verbindet.

Sicher, die Spannbreite von Anschauungen war und ist auch in anderen Parteien gewaltig. Erst recht während Phasen der Gründung und der Selbstfindung. Aber auf Dauer wird die AfD um Belege nicht herumkommen, dass sie ernst meint, was in der Satzung ihrer Südwest-Landtagsfraktion steht. Wetten, dass es darüber zu neuen Brüchen kommen wird?

christoph.reisinger@stuttgarter-nachrichten.de