Im Wald: Gebäude, entworfen von Soler Orozco Arquitectos + JSA in Morelos, Mexiko. Foto: Jaime Navarro p.180/Die Gestalten Verlag

Innovative Architekturbüros entwerfen Wohnhäuser und Villen im Einklang mit der Natur. Manche Häuser dienen sogar als Lebensmittelhersteller – wo sind sie zu finden?

Ein, zwei Bäumchen, vielleicht noch Büsche an der Seite, viel mehr Grün war lange Zeit selten auf den Modellen für kühne Architekturprojekte zu finden. Das ändert sich, seit klar ist, dass Ressourcen nicht unendlich zur Verfügung stehen und dass mit der Natur sorgsamer umgegangen werden sollte. Architekturbüros planen, wenn die Bauherrschaften es zulassen und finanzieren, Projekte mit der Natur als Partnerin. Nachwachsendes Material von Stroh und Holz über Lehm bis Kork etwa kommt immer häufiger zum Einsatz, wenn neu gebaut oder umgebaut wird.

 

Und dies geschieht, möglichst ohne gestalterische Ansprüche aufzugeben. Einige herausragende Beispiele solcher im Einklang mit der Natur entworfener Bauten sind in dem opulenten Bildband „The House of Green“ versammelt. Sie kommen, wie George Kafka im Vorwort schreibt, ästhetisch und funktional nichts weniger als spektakulär daher. Günstig ist das Bauen in der Natur bei einigen der großzügigen Anwesen freilich nicht. Doch auch kleine Projekte wie jenes in Norwegen an einem See sind im Buch zu finden.

Einfamilienhäuser und Villen für Naturverbundene

Man staunt über Fassaden, die sich hinter einer Wand aus Pflanzen versteckt, wie in einem Büro in Vietnam, das durch das viele Grün ohne Klimaanlage auskommt. Wohnhäuser schmiegen sich in Hänge, werden gebaut, ohne den schon bestehenden Bäumen auf dem Grundstück in die Quere zu kommen, so wie in das Gebäude in Italien, das um einen zehn Meter hohen Baum herum entworfen wurde.

Der Neubau ergänzt einen traditionellen Bauernhof, die Glaswand lässt viel Licht ins Wohnhaus. Fenster und Dach öffnen sich automatisch, orientiert am Sonnenlicht, so wird auch die Temperatur im Haus kontrolliert und sicher stellt, dass sich sowohl der Baum als auch die Bewohner wohlfühlen.

Dieser Baum im Haus „The Greenary“ ist in Padua, Italien, zu finden. Die Architektur von CRA – Carlo Ratti Associati und Italo Rota ordnet sich der alten zehn Meter hohen Pflanze unter. Foto: Alessandro Saletta, p.134-135/Die Gestalten Verlag

Der Architekt ist Carlo Ratti. Er fordert in seinem einführenden Text im Buch, der„International Style“ – Bauten aus Glas, Stahl, Beton des 20. Jahrhunderts – solle einem „nachhaltigen Stil“ des 21. Jahrhunderts weichen. Dabei müsste es um mehr als Stil gehen, es soll eine „deeper mission“, eine tief im Bewusstsein der Planenden verankerte Mission sein, zukunftsgerecht zu entwerfen.

Sich auf traditionelle, ökologische Bauweisen zurückbesinnen sei dabei das eine; das andere, intelligente Technik von heute dafür einzusetzen. Rattis Büro hat etwa in Singapur ein Hochhaus mit 51 Etagen und mehr als 80 000 Pflanzen – essbare sind auch darunter – und einen Open-Air-Garten oberhalb des achten Stockwerks gebaut, einen Dachgarten gibt es ebenfalls.

Das Projekt „CapitaSpring“ hat jüngst auch den Internationalen Hochhaus-Preis erhalten. Bei der Lektüre des beeindruckenden Bildbandes wünscht man sich, Investoren und Bauherrschaften, die es sich leisten können, mögen sich davon inspiriert fühlen, es den naturverbundenen Gestaltern nachzueifern.

Bilder der Häuser von Norwegen bis Mexiko finden sich in der Bildergalerie.

Info

Buch
Bildband „The House of Green“. Vorwort von George Kafka, Einführung von Carlo Ratti, (englische Texte); erschienen im Die Gestalten Verlag, Berlin, 253 Seiten, 45 Euro.