Ein Fernbus am Flughafen Stuttgart kurz vor dem Start nach München – diese Verbindung wird von den Fahrgästen besonders stark nachgefragt. Foto: Leif Piechowski

Immer mehr Fernbusse rollen durch Stuttgart. Und speziell zur Weihnachtsmarktzeit auch viele Touristikbusse. Es fehlt an Haltestellen und Abstellplätzen. Seit Monaten fordert der Gemeinderat ein Konzept. Aber noch immer steht die Stadtverwaltung mit leeren Händen da.

Immer mehr Fernbusse rollen durch Stuttgart. Und speziell zur Weihnachtsmarktzeit auch viele Touristikbusse. Es fehlt an Haltestellen und Abstellplätzen. Seit Monaten fordert der Gemeinderat ein Konzept. Aber noch immer steht die Stadtverwaltung mit leeren Händen da.

Stuttgart - Der Zusammenstoß erscheint unvermeidlich. Wenn der Technik-Ausschuss des Gemeinderats tagt, erwarten die Fraktionen ein Gesamtkonzept für die Steuerung des stark zunehmenden Fernbusverkehrs und des Touristikbusverkehrs. Doch die Stadtverwaltung hat keines. Sie wird nur einen mündlichen Zwischenbericht geben. Man wolle bei den Stadträten herauskitzeln, sagt ein Verwaltungsmitarbeiter, was gewünscht sei: ob man mehr dezentrale Haltestellen anbieten oder die Busstopps ganz auf die Interimsbusbahnhöfe in Obertürkheim und Zuffenhausen konzentrieren solle, von November 2015 an auf den dann fertigen zentralen Fernomnibusbahnhof (FOB) am Flughafen.

Die Grünen hatten aber schon im Juni erklärt, noch vor dem Weihnachtsmarkt 2013, der viele Busse nach Stuttgart bringt und die Ecke beim Karlsplatz verstopft, müsse das Konzept vorliegen. Auch die CDU macht seit Monaten Druck. Im Juli wollte die Verwaltung sich in einer großen Besprechung beraten. Erst am 20. September – zufälligerweise am Tag, als die SPD mit einem Antrag nachlegte – ist das erfolgt. Bis heute gibt es „keine richtige Federführung“, gesteht ein Mitarbeiter, „es wäre aber wünschenswert“.

Stattdessen kommen die Konzeptionspläne nicht aus dem Dreieck zwischen den beteiligten Referaten mit unterschiedlichen Zuständigkeiten heraus: dem Ordnungsreferat von CDU-Bürgermeister Martin Schairer (Genehmigung von Haltestellen), dem Städtebau- und Umweltreferat von SPD-Bürgermeister Matthias Hahn (Verkehrsplanung) und dem Bereich von SPD-Technikbürgermeister Dirk Thürnau (Gestaltung von Busbahnhofsanlagen). Erst wenn man die genauen Wünsche des Gemeinderats kenne, könne man entscheiden, wer federführend sein soll, meint die Verwaltung. Das Konzept wird damit in diesem Jahr nicht mehr fertig.

Unterdessen kreuzen in Stuttgart immer mehr Fahrzeuge auf. Der Boom brach aus, als Anfang 2013 das Monopol der Deutschen Bahn im nationalen Fernverkehr entfallen war. Längst mischt der Discounter Aldi mit. Seit wenigen Wochen rollt zudem ein von der Deutschen Post und dem Automobilclub ADAC angebotener Bus auf seiner Strecke zwischen Dortmund und München nach Stuttgart. Die Fernbusse ziehen Menschen an, die den Preisvorteil gegenüber dem Bahnreisen oder dem Fliegen schätzen.

Zwei Anbieter steuern auch den Flughafen an

Die meisten Fernbusse steuern die Interimsbusbahnhöfe in Obertürkheim und Zuffenhausen an, die die Stadt einrichtete, weil für Stuttgart 21 der Zentrale Omnibusbahnhof am Mittleren Schlossgarten beseitigt wurde. Diese Stopps sind also ganz im Sinne der Stadt. Zwei Anbieter steuern auch den Flughafen an. Der Halt bei Terminal 1 ist aber auch nicht problematisch. Er ist nur einen Steinwurf weit von der Stelle entfernt, wo von November 2015 an der neuen Fernomnibusbahnhof der Stadt sein soll. Nach wie vor halten Fernbusse mehrmals täglich jedoch auch am Bahnhof im Stadtbezirk Vaihingen – und das wird von der CDU sehr kritisch betrachtet. Sie befürchtet, dass dieser Wildwuchs um sich greift und die Entwicklung am neuen Flughafen-FOB ein Stück weit vorbeigeht.

Als die Stadt für diesen gut vier Millionen Euro bewilligte, sei die Lage eben noch anders gewesen, heißt es in der Verwaltung. Dass man der Doppelnutzung des Omnibusbahnhofs Vaihingen für Linienbusse des Nahverkehrs und Fernbusse zustimmte, bedauern Teile der Verwaltung heute. Es komme halt doch zu gewissen Behinderungen, heißt es. Dass es höchste Zeit ist, mit den Anbietern über ihre Wünsche zu reden, wird nicht geleugnet. Im Zweifel könne man Fernbusstopps nur verbieten, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet sei. Wenn man den Busanbietern Angebote mache, fahre man wahrscheinlich besser, meinen manche.

Das könnte für den Vorschlag der Grünen sprechen, Fern- und Touristikbusse zum Cannstatter Wasen zu lotsen – wo es Anschluss an die Stadtbahnlinie 11 gibt.