Blick in die Ausstellung, die noch bis zum 27. März im Stadtpalais zu sehen ist. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stadt der Zukunft, für junge Menschen wird es die Stadt der Gegenwart sein. Wie soll diese aussehen? Das Stadtpalais in Stuttgart zeigt, wie Jugendliche leben möchten.

Stuttgart - In einer Demokratie zu leben ist mitunter anstrengend. Während in China im Handstreich ohne Rücksicht auf Bewohner und Umwelt neue Bauten aus dem Boden gestampft werden, dauert es in Deutschland oft Jahrzehnte, bis neue Quartiere entstehen. Die Prozesse sind lang, zäh, der Anspruch eines jeden soll gehört, viele Belange müssen berücksichtigt werden, die Ansprüche an Sicherheit sind hoch. Das führt dazu, dass der Standard mit dem man einst geplant hat, veraltet ist. Und dass die Bewohner, für die man plant, längst andere Ansprüche haben. Aus Kindern sind Erwachsene geworden, aus Jugendlichen Eltern, aus Arbeitnehmern Rentner.

Zu sehen sind auch Filme, die durch Minecraft entstanden sind

Für Sara Eskilsson Werwigk von der Stadtbau-Akademie des Stadtpalais ist deshalb klar, dass man die Jugendlichen fragen muss, wie sie sich die Städte der Zukunft vorstellen: „Denn sie sind diejenigen, die darin leben werden.“ Also hat das Stadtpalais mit der Wüstenrotstiftung einen Wettbewerb ausgelobt. Neun Gruppen haben sich beteiligt, ihre Gedanken in Entwürfe umgesetzt, die bis zum 27. März im Stadtpalais zu sehen sind. Die Vorgaben waren: „Grün, Vertikal, Smart.“ Also in die Höhe bauen, wobei viele Gruppen auch in die Tiefe gingen, in den Untergrund, nach dem Vorbild Helsinkis etwa. Zu sehen sind Modelle, aber auch Filme, die mit dem Videospiel Minecraft entstanden sind.

Ein verbindendes Element war die Suche nach Freiräumen. Nach Orten, wo Jugendliche unter sich sein können, unbeobachtet, Plätze für sich haben. Gerne im Grünen. So tauchen überall Dachgärten auf, kleine Parks, Wasser. Die Gewinner des ersten Preises, sieben Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren der Kunstschule Labyrinth aus Ludwigsburg, haben sich dabei so in ihr Thema vertieft, dass sie sogar recherchiert haben, wo es Quellen gibt in Ludwigsburg, die ihren kleinen See speisen könnten. Sie haben aus dem ehemaligen Franck-Areal in Ludwigsburg einen Großstadt-Dschungel gemacht.

Ein Ort, der nicht nur zum Parken einlädt

Auch Jugendliche der Jugendkunstschule Stuttgart und der Altenburgschule haben sich mit einem realen Ort auseinandergesetzt. Sie haben aus dem Römerkastell einen Ort gemacht, der nicht nur zum Parken einlädt, er soll ein „öffentliches Wohnzimmer“ mit Garten, Kletterfelsen, Labyrinth, Feuerplatz, Sitzmöglichkeiten, Werkstätten, Clubs und Proberäumen sein. Dafür bekamen sie den zweiten Preis. Der dritte Preis ging an Schüler des Dillmann-Gymnasiums für ihren Entwurf, der von Le Corbusier inspiriert wurde.

Wer nun glaubt, das sei eine kleine Spinnerei oder Beschäftigungsübung für Jugendliche, der möge sich das Modell der Jugendkunstschule Fellbach anschauen. Die haben unter dem Motto „Grau ist das neue Grün“ ihre Heimatstadt umgeplant. Im Mittelpunkt dabei der 107 Meter hohe, immer noch unvollendete Schwabenlandtower. Älter als die jungen Stadtplaner. Und ausgedacht und entworfen von Erwachsenen.

Anders leben in der Stadt der Zukunft

Wettbewerb
Es wird von April an einen zweiten Wettbewerb geben, der sich an Kinder im Alter von sieben bis zehn Jahren richtet. Die Anmeldung ist bis zum 1. April möglich. Thema ist auch hier: „Vertikal, Grün oder Smart – anders leben im Stadtquartier der Zukunft.“ Infos unter www.stadtpalais-stuttgart.de