Hals und Beinbruch: Diesen Rat sollte man besser nicht zu wörtlich nehmen. Foto: Imago/Christoph Hardt

Beinbruch: Das war früher eine der häufigsten Verletzungen nach Stürzen auf der Skipiste. Doch das hat sich geändert. Allerdings nicht nur zum Guten.

Knie, Schulter, Kopf: War früher der Beinbruch die typische Folge eines Skiunfalls, so müssen sich Ärzte heute meist um andere Verletzungen kümmern.

 
Durch neue Bindungssysteme, Skihelme oder Rückenprotektoren ist das Skifahren zwar sicherer geworden, aber auch schneller. Foto: Imago/sportfotodienst
Kollisionen sind daher eine ganz häufige Ursache für schwere Verletzungen, gerade im Kopfbereich. Foto: Imago sportfotodienst
Der Helm schütze zwar, verhindert aber kein Schädel-Hirn-Trauma, wenn der Kopf auf der harten Piste aufschlägt. Foto: I/mago/sportfotodienst

Mehr als jede fünfte Verletzung durch Kollision

Die Auswertungsstelle für Ski-Unfälle bei der Arag Versicherung berichtet über immer mehr Knieverletzungen und Kollisionen. Die Statistik stützt sich auf Unfallmeldungen von Mitgliedern des Verbandes DSV aktiv. Mehr als jede fünfte Verletzung kam durch eine Kollision zustande, mehr denn je zuvor, sagt der Leiter der Auswertungsstelle, David Schulz.

Im Vergleich zur Ausgangssaison 1979/80 ging zwar die Zahl der verletzten Skisportler im Winter 2023/2024 um gut 52 Prozent zurück. Im Vergleich zur Vorsaison gab es eine Zunahme auf das Niveau vor der Pandemie.

Diese CT-Aufnahme nach einem Skiunfall zeigt die Tibiakopffraktur - der Bruch im Bereich des Schienbeinkopfs - gehört Medizinern der BG Unfallklinik Murnau zufolge zu den typischen Verletzungen nach Skiunfällen. Darüber hinaus sind Bandverletzungen des Kniegelenkes, Schulterverletzungen und das Schädel-Hirn-Trauma häufige Verletzungen. Foto: BG Unfallklinik Murnau

Schulter, Schädel, Schienenbein

Viele Patienten auch aus dem Ausland landen nach Skiunfällen in der BG Unfallklinik Murnau im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen.

„Die bei uns in der Klinik behandelten typischen Verletzungen nach Skiunfällen sind inzwischen – neben den Bandverletzungen des Kniegelenkes – die Tibiakopffraktur, also der Bruch im Bereich des Schienbeinkopfs, Schulterverletzungen und das Schädel-Hirn-Trauma“, berichtet der Ärztliche Direktor Fabian Stuby.

Mehr als jede fünfte Verletzung kam durch eine Kollision zustande, mehr denn je zuvor. Foto: Imago/Michael Kristen

Schienbeinkopf statt Schienbein

Warum kommt es heute zu anderen Verletzungen? Einer der Gründe ist laut Stuby die veränderte Ausrüstung. Wegen der modernen, höheren Skistiefel verlagern sich Kräfte nach oben Richtung Knie. Früher sei der Drehbruch des Schienbeins der Klassiker gewesen, heute die Verletzung am Schienbeinkopf. Und die sei häufig komplizierter und langwieriger in der Heilung, erklärt Stuby.

Durch neue Bindungssysteme, Skihelme oder Rückenprotektoren sei das Skifahren zwar sicherer geworden, aber auch schneller, erläutert der Mediziner weiter. Kollisionen seien daher eine ganz häufige Ursache für schwere Verletzungen, gerade im Kopfbereich. Der Helm schütze zwar, verhindere aber kein Schädel-Hirn-Trauma, wenn der Kopf auf der harten Piste aufschlägt.

Kollisionen sind eine ganz häufige Ursache für schwere Verletzungen, gerade im Kopfbereich. Foto: Imago/Bildagentur Muehlanger

Mehr Schulterverletzungen beim Carven

Auch Kollisionen mit Bäumen oder Skilift-Stützen gebe es immer wieder, etwa wenn Fahrer die Kontrolle über ihre Skier verlieren. Auch Kinder sind betroffen. Man erinnere sich in der Klinik etwa an ein kleines Mädchen, das gegen eine Lifthütte prallte und unter anderem schwere innere Verletzungen erlitt.

Die steigende Zahl der Schulterverletzungen führt der Arzt auch auf die moderne Carving-Technik zurück. „Der Körper liegt in den Kurven nah an der Piste. Im Falle eines Sturzes findet der Erstkontakt mit dem Boden dann über die Schulter statt.“

Auch Kollisionen mit Bäumen oder Skilift-Stützen gebe es immer wieder, etwa wenn Fahrer die Kontrolle über ihre Skier verlieren. Foto: Imago/Imagebroker

Kunstschnee wird schneller hart und eisig

Kunstschnee wird durch den hohen Anteil an Wasser schneller zu Eis. Daher sind die Pisten härter und eisiger. Damit seien Skifahrer – gerade mit den Carving Skiern – schneller unterwegs, erläutert Stuby.

Zudem sei häufig nur die Piste beschneit, während – auch wegen des zunehmenden Schneemangels durch den Klimawandel – direkt daneben Steine herausschauen. „Bei einem Sturz sind dann Kopf und Schulter, aber auch der Rücken stark gefährdet.“

Ein solcher Stunt beim Freeriden kann böse enden. Foto: Imago//McPHOTO

Verbände raten zum Helm-Tragen

Das gelte auch für Langläufer. Die Loipen sind häufig eisiger als früher und das führt zu härteren Stürzen. Auch hier seien Kopf und Schulter stark gefährdet und vor allem bei älteren Wintersportlern seien Hüftfrakturen keine Seltenheit.

Rücksicht sowie an Können und Pistenverhältnisse angepasste Fahrweise gehören zu den Grundregeln zur Unfallvermeidung. Verbände, darunter der Deutsche Alpenverein, raten auch zum Tragen eines Helms.