Solarmodule für ein Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon. Foto: dpa/Stefan Sauer

Die Sonne scheint auf den Balkon - und versorgt so den Kühlschrank mit Strom? Balkonkraftwerke machen es möglich. Immer mehr Menschen im Südwesten entscheiden sich für die kleinen Solaranlagen.

Die Zahl kleiner Solaranlagen ist im Südwesten seit Jahresbeginn rasant gestiegen. „In 2024 sind für unser Netzgebiet bereits über 11 000 Balkonkraftwerke gemeldet worden“, sagt der Leiter Netzanschluss Nord bei der Netze BW, Marko Schieck.

28 000 Neuanmeldungen in 2024

Für das gesamte Jahr hält Baden-Württembergs größter Verteilnetzbetreiber demnach an seiner Prognose von 28 000 Neuanmeldungen fest. Insgesamt seien im Netzgebiet derzeit rund 24 000 kleine Solaranlagen registriert.

Im Marktstammdatenregister (MaStr)sind derzeit rund 62 250 Balkonkraftwerke in Baden-Württemberg gemeldet. Allein in diesem Jahr sind demnach mehr als 19 500 steckerfertige Solaranlagen hinzugekommen. Zur Info: Das Marktstammdatenregister (MaStR) ist ein behördliches Register aller Anlagen und Einheiten im deutschen Energiesystem. Es wird durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) geführt.

Ein Monat Zeit für die Registrierung

Die tatsächliche Anzahl der insgesamt installierten Anlagen dürfte noch höher liegen, da die Betreiber nach Inbetriebnahme einen Monat Zeit für die Registrierung haben. Seit dem 1. April reicht eine Registrierung im Marktstammdatenregister. Früher war auch eine Anmeldung beim Netzbetreiber vorgeschrieben.

Netze BW habe in den vergangenen Jahren erheblich Personal aufgebaut, um den Ansturm zu bewältigen. Für das Jahr 2025 rechnen der Betreiber momentan mit rund 40 000 neuen Mini-Solaranlagen. Gründe für die wachsende Beliebtheit seien unter anderem fallende Preise bei für Balkonkraftwerke, die Erhöhung auf 800 Watt Einspeiseleistung und die steigende Akzeptanz in der Bevölkerung.

B Solarpanel an einem Balkon in Monheim am Rhein, Foto: Imago/Robert Poorten

Mehr Balkonkraftwerke in Stuttgart

Auch bei Stuttgart Netze ist das gestiegene Interesse erkennbar. „Die günstigen Anschaffungskosten, hohe Strompreise und die Förderung sind nach unserer Auffassung ausschlaggebende Gründe für den Anstieg von Balkonkraftwerken“, teilt der Verteilnetzbetreiber der Landeshauptstadt, Stuttgart Netze, dazu mit. In Stuttgart sind laut Marktstammdatenregister derzeit rund 1970 Balkonkraftwerke gemeldet - knapp 720 kamen allein in diesem Jahr hinzu.

Probleme durch den Ansturm gibt es laut Stuttgart Netze nicht: „Grundsätzlich ist unser Netz auf größere Lasten ausgelegt, weshalb die verhältnismäßig geringe Leistung von Balkonkraftwerken keine nennenswerte Herausforderung darstellt.“

Stromerzeugung durch ein Balkonkraftwerk: Klein-Stromerzeugungs-Anlage in einem Baumarkt zum Kauf angeboten. Foto: Imago/Bernd Feil/M.i.S.

Solarenergie für Zuhause

Stecker rein und schon fließt der Strom: So einfach lassen sich Solarstromanlagen für Balkone, die Gartenhütte, das Carport und Haus- und Garagenwände bedienen. Solche kompakte Photovoltaik-Anlagen mit Stecker für gewöhnliche Steckdosen sind nicht nur für Hausbesitzer der erste Schritt zur eigenen Stromproduktion, sondern auch für Mieter.

„Der Reiz dieser Geräte besteht darin, dass sie unkompliziert von Laien einzurichten und zu betreiben sind“, erklärt Martin Brandis, Energieberater des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Dafür reichen in der Regel die mitgelieferten Beschreibungen der Hersteller, die Unterstützung durch einen Fachbetrieb ist meist nicht erforderlich.

Schwer oder leicht: Wie steht es um die Installation?

  • Installation: Mit einem Balkonkraftwerk für einige hundert Euro kann man mit überschaubarem Installationsaufwand selbst in die Solarstromerzeugung einsteigen.
  • Registrierung: Besitzer eines Balkonkraftwerks müssen den Netzbetreiber nicht mehr über ihre neue Anlage informieren und weniger Angaben im sogenannten Marktstammdatenregister machen, in dem Anlagen zur Gas- und Stromerzeugung registriert sind.
  • Zähler: Übergangsweise kann auch der normale Zähler in Betrieb bleiben, auch wenn dieser bei der Einspeisung von Strom ins Netz rückwärts läuft. Auf die Dauer braucht es aber einen Zweirichtungszähler, der den eingespeisten und den aus dem Netz bezogenen Strom getrennt voneinander erfasst.
Balkonkraftwerk an einem Altbau. Foto: Imago/Sven Simon

Wie funktionieren die Anlagen?

Wesentliches Element dieser Solaranlagen von der Stange sind ein oder zwei Paneele, die gemeinsam eine Leistung von höchsten 600 Watt erzeugen. Durch Sonneneinstrahlung wird Gleichstrom erzeugt, der in dem Gerät dann zu Netzstrom umgewandelt wird. Und der geht über einen gewöhnlichen Schuko-Stecker in das häusliche Stromnetz über.

Zur Sicherheit sollte man beim Kauf aber darauf achten, dass das gewählte Modell auch tatsächlich an übliche Haussteckdosen angeschlossen werden kann. Sonst droht eine Überlastung und im schlimmsten Fall ein Brand. Es gibt auch Modelle, die eine spezielle Energiesteckdose vorsehen.

Der große Vorteil: Über die Steckdosen sind die Paneele nicht nur schnell installierbar, sie sind auch schnell wieder abzubauen und man kann sie mitzunehmen. Und daher eignen sie sich genauso für Mieter wie für Haus- und Wohnungseigentümer.

Wie sind die Bedingungen für Mieter?

Mieter sollten vor dem Aufbau den Hauseigentümer nach seiner Zustimmung fragen, empfiehlt Juristin Julia Wagner vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Denn dieser trägt die Verantwortung, dass seine Immobilie diese Anlage sicher trägt und Nachbarn nicht durch Blendung oder Verschattung beeinträchtigt werden.

Wo kann ich diese Mini-Photovoltaik-Anlagen aufhängen?

Die Anlagen brauchen eine Fläche auf oder am Gebäude, etwa an einem Balkon. „Um die dort einfallende Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen, sollten die Paneele nach Süden ausgerichtet werden“, rät Energie-Experte Brandis. Für eine maximale Stromausbeute spielt zudem die Neigung der Solarmodule eine Rolle. „Zwischen 20 und 30 Grad Neigung sind optimal.“

Geringfügige Abweichungen von diesen Vorgaben, etwa weil man die Anlagen verrückt, um dem Schatten von benachbarten Gebäuden oder Bäumen auszuweichen, fallen aber nicht groß ins Gewicht. Selbst eine vertikale Montage an der Fassade sei möglich.

Solarpanels an der Außenseite eines Balkons von einem Wohnblock in München. Foto: Imago/Sven Simon

Was kosten die Anlagen?

Zwischen 400 und 800 Euro kosten die auch als Balkonkraftwerk bezeichneten Geräte, je nach Ausstattung. „Sie werde vorwiegend über Online-Shops vertrieben, in Bau- oder Heimwerkermärkten sieht man sie noch eher selten“, erläutert Martin Brandis.

Es können extra Kosten entstehen, etwa wenn es keine Schuko-Steckdose in der Nähe gibt oder wenn die ausgesuchten Modelle spezielle Energiesteckdosen erfordern. Wo sie fehlen, müssen sie von einem Fachbetrieb gesetzt und angeschlossen werden.

Zudem erwarten die Netzbetreiber einen Zwei-Richtungs-Stromzähler, damit der Solarstrom, der nicht direkt im Haushalt verbraucht wird, störungsfrei in das allgemeine Stromnetz weitergeleitet werden kann. Die Anschaffungs- und Einbaukosten dieser Geräte tragen die Netzbetreiber, für die Endverbraucher wird allerdings eine monatliche oder jährliche Miete für den Zähler fällig. Die Anlagen sind zudem weitgehend wartungsfrei und auf eine gut 20-jährige Laufzeit ausgelegt.

Wie viel Strom kann man damit produzieren?

„Eine Solarsteckeranlage erzeugt im Schnitt bis zu 600 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr“, sagt Bernhard Weyres-Borchert von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). „Dabei ist zu beachten, dass die Ausbeute je nach Standort und örtlichen Gegebenheiten auch deutlich niedriger ausfallen kann.“

Bei einem jährlichen Stromverbrauch von im Schnitt etwa 1200 Kilowattstunden (kWh) pro Person ist das Potenzial also überschaubar. Zudem erzeugt die Anlage den Großteil des Stroms aus Sonnenenergie im Sommer, während der Ertrag im Winter gering bleiben dürfte.