Rund 145 Millionen Schokoladen-Nikoläuse und -Weihnachtsmänner hat die deutsche Süßwarenindustrie in diesem Jahr produziert. Foto: dpa

Gänse aus Polen, Christbaumschmuck aus China – viel kommt aus dem Ausland, doch auch deutsche Firmen haben Exportschlager. Hiesige Hersteller punkten etwa mit Lebkuchen, Importeure mit Christbaumschmuck.

Stuttgart - Produkte rund ums Weihnachtsfest – ob Süßigkeiten, Fleisch, Fisch oder Tannenbäume – haben Hochkonjunktur. Für die Hersteller bedeutet das glänzende Geschäfte – weltweit.

Nürnberger Lebkuchen für die USA

Jährlich verputzt jeder Deutsche etwa ein Kilogramm Lebkuchen, Spekulatius, Stollen, Zimtsterne & Co. Die Branche lässt sich auch immer wieder neue Kreationen einfallen – etwa Lebkuchen mit Bratapfelgeschmack, Kirschwasser oder Feigen. Im vergangenen Jahr produzierten die deutschen Hersteller rund 80 000 Tonnen dieses Herbstgebäcks. Der Großteil ist für den heimischen Markt bestimmt, rund ein Fünftel für den Export – allen voran in die Nachbarländer. Nürnberger Lebkuchen, Dresdner Stollen und Aachener Printen zählen zu den bekanntesten Marken und haben – wie das Lübecker Marzipan, das ebenfalls in der Weihnachtszeit Hochkonjunktur hat – eine so genannte geografisch geschützte Herkunft. In den USA und Kanada sind vor allem Lebkuchen-Truhen aus Nürnberg beliebt, sagt Solveig Schneider vom Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie. Als Grund dafür vermutet sie, dass viele Nordamerikaner deutsche Vorfahren haben, die einst ausgewandert sind.

Schoko-Weihnachtsmänner auch für den Export

Vollmilch- oder Bitterschokolade, weiß, zartschmelzend oder womöglich noch gefüllt? Deutsche Schoko-Nikoläuse und Weihnachtsmänner sind variantenreich. Insgesamt hat die deutsche Süßwarenindustrie davon in diesem Jahr wieder rund 145 Millionen Stück hergestellt – das ist gegenüber dem Vorjahr ein leichter Zuwachs von 0,9 Prozent. Über zwei Drittel (96 Millionen) davon wurden in den letzten Wochen bundesweit an Lebensmittelhändler, Kaufhäuser und den Fachhandel ausgeliefert. Etwa ein Drittel der hierzulande hergestellten Schoko-Nikoläuse gehen in den Export – nicht nur in die europäischen Nachbarstaaten, sondern auch in die USA, nach Kanada oder Australien. Besonders beliebt sind deutsche Schoko-Nikoläuse in Frankreich, Österreich und Großbritannien. Ein großer Hersteller ist etwa Rübezahl in Dettingen/Teck. Das Unternehmen stellt jährlich rund 50 Millionen Schoko-Weihnachtsmänner und eben so viele Osterhasen her, die im Fachjargon als so genannte Schokoladen-Hohlkörperfiguren bezeichnet werden. Zudem ist Rübezahl nach eigenen Angaben mit jährlich rund 30 Millionen verkauften Schoko-Adventskalendern weltweit einer der größten Hersteller dieser Ware.

Gänse aus Polen

Traditionell gehört der Gänsebraten deutschlandweit in der Weihnachtszeit auf den Tisch. Jährlich kommen rund 3000 Tonnen Gänsefleisch aus deutschen Schlachtungen auf den Markt. Mehr als drei Viertel der Gänse werden im vierten Quartal geschlachtet. Frisches Gänsefleisch ist teurer als Tiefkühlware. Auch wer Brust oder Keule statt einer ganzen Gans bevorzugt, muss pro Kilo deutlich tiefer in die Tasche greifen. Laut dem Preisspiegel der AMI (Agrarmarkt Informationsgesellschaft) liegt der Kilopreis für gefrorene Gänseburst im Schnitt über zehn Euro, Keule bei knapp neun Euro. Der Kilopreis für die Tiefkühlgans dagegen beginnt bei knapp vier Euro. Günstige Aktionspreise im Lebensmitteleinzelhandel für eine frische Gans lagen im Dezember bei rund sechs Euro je Kilogramm. Doch die Preise sind sehr unterschiedlich. Man könne auch schnell bei 15 Euro je Kilogramm landen, heißt es bei der AMI, je nachdem, woher die Gänse stammen. Einer der größten Geflügelbetriebe im Inland ist in Schleswig-Holstein – Dithmarsche Gänse aus bäuerlicher Freilandhaltung. Der Großteil – also mehr als 80 Prozent – der Gänse kommen aus dem Ausland, allen voran aus Polen und Ungarn. Jährlich sind das mehr als 21 000 Tonnen Gänsefleisch. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland nach jüngsten Zahlen in rund 4300 Betrieben etwa 330 000 Gänse gehalten.

Lachs und Räucherfisch zum Fest

Lachs und Räucherfisch sind an Weihnachten und Silvester besonders beliebt und haben in deutschen Haushalten Hochsaison. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Lachs liegt bei 2,4 Kilogramm – er ist damit der meist verzehrte Fisch hierzulande. Insgesamt liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei Fisch in Deutschland mit rund 13,5 Kilogramm weiter unter dem EU-Schnitt von 26 Kilogramm. Im vergangenen Jahr haben Verbraucher in Deutschland mit insgesamt knapp 413 500 Tonnen rund 3000 Tonnen mehr Fisch und Meeresfrüchte gekauft und dafür rund 3,9 Milliarden Euro ausgegeben, so viel wie nie zuvor; das sagt Thomas Lauenroth, Vorsitzender des Fisch-Informationszentrums (FIZ). Die Versorgung des deutschen Marktes wird zu 87 Prozent durch Importe gedeckt. In vielen Familien ist auch der Weihnachtskarpfen ein Klassiker zum Fest – wenngleich er im Ranking der beliebtesten Fische hier zu Lande nur auf Platz 15 landet und auch von der Verzehrmenge (111 Gramm pro Kopf) kaum nennenswert ist. Um den Weihnachtskarpfen ranken sich aber verschiedenste Legenden – unter anderem dass Glück und Wohlstand fürs neue Jahr garantiert sein sollen, wenn man eine Schuppe eines Weihnachts- oder Neujahrskarpfens im Portemonnaie hat.

Nordmanntanne beliebtester Weihnachtsbaum

Etwa 24 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume stehen jedes Jahr in deutschen Wohnzimmern, weitere auf dem Balkon oder vor dem Haus. Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger geht von einer unveränderten Nachfrage von rund 27 Millionen Bäumen in diesem Jahr aus, wobei die Preise geringfügig um 0,50 Euro bis ein Euro je laufendem Meter steigen könnten. Die Nordmanntanne ist mit 75 Prozent der beliebteste Baum. Die A-Qualität kostet zwischen 18 und 24 Euro je laufendem Meter, die Blaufichte – auf Platz zwei der Beliebtheitsskala – zwischen zehn und 16 Euro je Meter. Die Nachfrage nach dem regionalen Baum halte an, heißt es beim Verband. Immer beliebter würden Weihnachtsbaumevents wie das Selbstschlagen oder Weihnachtsmärkte auf landwirtschaftlichen Höfen. 90 Prozent der Weihnachtsbäume stammen aus Deutschland. Der Importanteil geht stetig zurück. Vor zehn Jahren kam ein Viertel der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume noch aus dem Ausland – überwiegend aus Dänemark. In Baden-Württemberg werden etwa 2,5 Millionen Weihnachtsbäume benötigt, nur etwa 1,3 Millionen kommen von Produzenten im Land, sagt Martin Rometsch vom Christbaumverband Baden-Württemberg. Nordrhein-Westfalen und das Sauerland hätten bundesweit die meisten Anbauflächen für Weihnachtsbäume. Auch Deutschland exportiert Tannenbäume – unter anderem in die Schweiz, nach Frankreich, Österreich und Polen.

Weihnachtsdekoration aus China

Lichterketten, Christbaumkugeln, Plastiksterne oder Engel – der Großteil des Christbaumschmucks und anderer Weihnachtsartikel kommen aus China. Allein im vergangenen Jahr wurden knapp 12 000 Tonnen davon aus dem Reich der Mitte nach Deutschland importiert. China ist der weltweit größte Hersteller von Christbauschmuck. In der Stadt Yiwu in der südöstlich gelegenen Provinz Zhejian beispielsweise werden in rund 600 Fabriken etwa 60 Prozent aller Weihnachtswaren hergestellt. Was sich die Deutschen an den Baum hängen, kommt fast zu 90 Prozent aus dem Ausland. In Deutschland gibt es gerade noch eine Handvoll Unternehmen, die Weihnachtsdekorationen aus Glas produzieren – Krebs Glas Lauscha in Thüringen etwa zählt zu den führenden Herstellern für mundgeblasenen Glas-Christbaumschmuck. Auch das Erzgebirge ist für seine Holzkunst bekannt, die vor allem zur Weihnachtszeit eine besondere Rolle spielt – etwa mit Schwibbögen oder Weihnachtspyramiden.