Wo viel Geld ist, kommt in aller Regel immer noch mehr hinzu – Sparer ohne Vermögen begnügen sich mit Minierträgen. Foto: imago/Wolfgang Maria Weber

Das Sparen ist ein weit verbreiteter Trend. Doch viele Anleger folgen einem tief sitzenden Sicherheitsbedürfnis und verpassen dabei die aktuellen Chancen, meint unser Autor.

Es wird viel geklagt in diesen wirtschaftlich düsteren Zeiten – dafür gibt es gute Gründe. Für nicht wenige Menschen sinkt der Lebensstandard. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich aber auch, dass die Klagen oftmals auf einem hohen Niveau erhoben werden. Denn das Gros der Bevölkerung lebt weiterhin im meist unauffälligen Wohlstand – mehrheitlich wird die persönliche Finanzlage in Erhebungen als positiv eingeordnet.

 

Individuell wächst das Kapitaleigentum selbst in der Krise weiter – nicht nur bei den Superreichen, sondern zum Beispiel auch bei Immobilienbesitzern, die ohne eigenes Zutun von Wertsteigerungen profitieren und sich die Miete ersparen. Selbst die Generationen Y und Z kommen immer öfter quasi leistungslos an (kleinere) Vermögen: Die Erben fahren jetzt die Ernte ein.

Die Mehrheit denkt über Geldvermehrung nach

Die Mehrheit hegt auch keine Abstiegsängste – sie denkt vielmehr diskret darüber nach, wie sie ihren Besitz sinnvoll vermehren kann. Ob mit dem Notgroschen oder einer langfristigen Altersvorsorge – das Sicherheitsbedürfnis ist weit verbreitet. Als läge es in den Genen der Deutschen, wird fleißig Geld angehäuft statt ausgegeben. Aktuellen Umfragen zufolge halten es mindestens drei von vier Bundesbürgern für wichtig, regelmäßig Geld zurückzulegen. Die bundesweite Sparquote von um die elf Prozent drückt den Wunsch nach einem guten finanziellen Netz aus. Hinzu kommt eine anhaltende Konsumzurückhaltung, weil die hohen Preissteigerungen der vergangenen Jahre nachwirken. In der Folge ist das private Geldvermögen in Deutschland auf rund zehn Billionen Euro angewachsen – auf eine Zahl mit 13 Nullen, also 10 000 Mal eine Milliarde. Eine vorrangige Gewinnquelle sind zudem die abgehobenen Aktienmärkte. Wer – ein Beispiel – vor vier Jahren ein paar hundert Rüstungsaktien besessen hat, ist heute womöglich Millionär.

Wohin mit all dem Geld? Den Meinungsforschern zufolge wird es oftmals ohne langfristigen Plan geparkt. Zwar haben die Banken ihre Tagesgeld- und Festgeldzinsen infolge der Leitzinssenkungen heruntergeschraubt. Dennoch gehen die Sparer mit Mini-Erträgen auf Nummer sicher. An Alternativen mangelt es nicht: Jeder Börsenneuling weiß, dass sich mit Fondssparplänen eine Zukunftssicherung aufbauen lässt. Die ETF-Euphorie, so scheint es, ist noch lange nicht an ihrem Höhepunkt angekommen. Auch Gold boomt, weil in volatilen Zeiten die sicheren Häfen gefragt sind. Und langsam kommt auch der Immobilienmarkt, der als langfristige Anlageoption traditionell eine Hauptrolle spielt, wieder in die Gänge.

Angebote gibt es zuhauf. Heerscharen von Finanzberatern bieten sich an, die Geldströme in die ihnen genehmen Kanäle zu leiten. Entsprechend groß ist das Interesse auch auf Investorenmessen, wo sich am allerwenigsten Wohlhabende und Betuchte tummeln. Vielmehr verschaffen sich dort gut informierte Normalanleger einen Überblick.

Die Risikobereitschaft wächst mit dem vorhandenen Kapital

Einerseits mangelt es allgemein noch an Finanzwissen – andererseits ist es aber auch eine Frage der finanziellen Leistungsfähigkeit, inwieweit der Vermögensaufbau mit Wertpapieren angegangen wird. Die Risikobereitschaft wächst mit dem vorhandenen Kapital: Nur die finanzstarke Klientel befasst sich mit schwerer durchschaubaren und gewagteren Anlageoptionen. Folglich sind auch die Chancen sehr einseitig verteilt.

Deswegen sollte sich aber niemand in Abenteuer treiben lassen. So massiv, wie Donald Trumps Politik für die US-Milliardäre oder die KI-Fantasien den Hype an den Aktienmärkten befeuert haben, so heftig kann es auch mal runtergehen. Wer nicht zwischenzeitlich hohe Verluste aussitzen kann oder zu großen Wagnissen neigt, muss die sicheren Varianten weiterhin nicht scheuen.