Es ist genug für alle da, doch wie verteilt man es? Lebensmittellieferung an ein Flüchtlingslager in Nigeria. Foto: AFP

Können Apps dabei helfen den Hunger in der Welt zu bekämpfen? Das Welternährungsprogramm eröffnet in München ein Innovationszentrum, um neue Wege bei der Hungerbekämpfung zu entwickeln.

München - Der Kampf gegen den Hunger ist eine der ganz großen Herausforderungen der Menschheit. Ertharin Cousin, Chefin des Welternährungsprogrammes (WFP), lässt keine Zweifel an der Dimension ihrer Aufgabe. „Wir haben in den vergangenen Jahren schon sehr viel erreicht“, sagt sie und erwähnt das gemeinsame Ziel der weltweit tätigen Hilfsorganisationen, dass bis zum Jahr 2030 kein Mensch auf dieser Erde nicht mehr hungern soll.

Heute gehen nach Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) immer noch jeden Abend rund 795 Millionen Menschen hungrig zu Bett. Dass alle zehn Sekunden irgendwo auf der Welt ein Kind stirbt, weil es nicht genug zu essen hat, bleibt eine schockierende Tatsache.

Doch das Ziel einer vollständigen Abschaffung von Hunger als extremster Form der Armut ist greifbar nah, glaubt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, der Hunger mit Mord vergleicht. „Ich bin überzeugt: Die Welt kann genug Nahrung für alle produzieren“, sagte der CSU-Politiker bei der Eröffnung des WFP Innovation Accelerator in München. In dem Zentrum sollen in Zukunft in Form von Start-ups Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft neue Ideen im Kampf gegen den Hunger entwickeln.

40 Cent per Smartphone

„Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken, wollen wir unser Ziel erreichen“, unterstreicht die WFP-Chefin Ertharin Cousin. „Wir hatten immer wieder gute Ideen und haben viele von ihnen umgesetzt, aber das alles muss systematisch geschehen.“

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier versicherte der WFP-Chefin, dass die Bundesregierung und die Hilfsorganisationen an einem Strang ziehen würden. Auch er glaubt, dass im Kampf gegen den Hunger die Kräfte gebündelt und bereits vorhandene Erfahrungen genutzt werden müssen. „Ich erhoffe mir hier einige wichtige Impulse von dem neuen Zentrum in München“, sagte der Außenminister bei der Eröffnung. In die richtige Richtung weise etwa die Smartphone-App „ShareTheMeal“, unterstrich Steinmeier, einer neuartigen und sehr einfachen Art zu helfen. Nach dem Herunterladen der Anwendung kann man mit einem einfachen Knopfdruck 40 Cent spenden. Das ist etwa die Summe, die benötigt wird, um ein Kind einen Tag lang mit den wichtigsten Nahrungsmitteln zu versorgen. Die App gibt es seit einem Jahr, wurde inzwischen rund 500 000 Mal herunter geladen, und es konnten auf diese Weise weltweit fast sechs Millionen Essen finanziert werden.

Steinmeier betonte: „Die große Zahl an humanitären Notlagen wird die Hilfsbedürftigkeit auf der Welt leider weiter wachsen lassen.“ So gesehen seien die 570 Millionen Euro der Bundesregierung für die Notleidenden in Syrien eine gute Tat, diese Summe könne aber nicht das Ende der Hilfsbereitschaft bedeuten.