Das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Esslingen an der Schlachthausstraße soll in die Neuordnung des innerstädtischen Areals integriert werden. Foto: Ines Rudel

Mit der Verlagerung der SWE wird die Neue Weststadt weiter aufgewertet. Auch das Schlachthofareal wird überplant. Jetzt beginnt das Warten auf den großen städtebaulichen Wurf.

Esslingen - Lange Zeit war der Gaskessel der Stadtwerke Esslingen markantes Erkennungszeichen am westlichen Stadteingang zur Esslinger Innenstadt. Der Kessel ist schon seit einigen Jahren verschwunden. Jetzt sollen aus städtebaulichen Gründen auch die Stadtwerke Esslingen (SWE) ihren Stammsitz an der Schlachthausstraße aufgeben und eine neue Heimat im Industriegebiet Neue Neckarwiesen bei Oberesslingen finden. Der Grundsatzbeschluss dazu ist am Montag in der Sitzung des Gemeinderats mit großer Mehrheit gefallen.

Was ist die Ausgangssituation?

Nach der Aufgabe des Esslinger Güterbahnhofgeländes durch die Deutsche Bahn war das zentral gelegenen Areal lange Jahre eine Gewerbebrache. Seit einigen Jahren entwickelt sich dort aber ein hoch modernes, ökologisch vorbildliches Stadtquartier mit 500 Wohnungen, dem geplanten Neubau der Hochschule sowie einigen Gewerbebetrieben. Die ersten Neubürger sind bereits eingezogen. Zwischen der Weststadt und dem ebenfalls neu gestalteten Hengstenbergareal wirken die Stadtwerke mittlerweile wie ein Fremdkörper und stehen zusammen mit dem Schlachthofareal einer großzügigen, städtebaulich verbindenden Neugestaltung der Weststadt und des Hengstenbergareals im Wege.

Das Schlachthofareal ist noch in Privatbesitz. Spielen die Eigentümer mit?

Bereits im Jahr 2016 sind die Eigentümer des Schlachthofgeländes auf die Stadt mit Ideen zur Neugestaltung des Areals zugekommen. Da es sich damals um eine selektive Betrachtung allein des Schlachthofareals handelte, hat die Stadt gebremst. Die grundsätzliche Bereitschaft zur Veränderung ist aber vorhanden.

Wohin ziehen die Stadtwerke?

Die Stadtwerke Esslingen bekommen einen repräsentativen Neubau am Standort Schwertmühle im Gewerbegebiet Neue Neckarweisen zwischen Oberesslingen und Zell. Der Standort liegt in der Nähe der S-Bahn-Haltestelle Oberesslingen an der Fritz-Müller-Straße. Dazu erwirbt die Stadt das Gelände dort und gewährt den Stadtwerken einen Investitionszuschuss. Im Gegenzug will die Stadt das aktuelle Stadtwerke-Gelände an einen Investor verkaufen. Dennoch wird der geplante Umzug die Stadtkasse voraussichtlich mit knapp fünf Millionen Euro belasten.

Welche Vorteile hat der Umzug?

Das Büro Wittfoth Architekten hat einen städtebaulichen Rahmenplan entwickelt und nennt darin zahlreiche Argumente für eine Neuordnung von SWE- und Schlachthof-Areal. Das Gebiet könne in den Gesamtkomplex der Neuen Weststadt als gemischt genutztes Gebiet samt hochschulnaher Einrichtungen einbezogen und in 5-bis 6-geschossiger Bauweise verdichtet werden. Bis zu 150 neue Wohnungen sollen entstehen. Das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Esslingen soll dabei erhalten und in die Gesamtkonzeption einbezogen werden. Es sollen attraktive Freiflächen entstehen und die Fleischmannstraße als durchgehende Verbindungsachse zwischen dem Hauptbahnhof und dem Hengstenbergareal entwickelt werden. Auch neue Radverbindungen und Fußwege sind geplant. Zudem soll das Restaurant Der Goldene Ochse als Reminiszenz an den historischen Ort erhalten bleiben.

Was geschieht mit dem für den Hochschulneubau geplanten Parkhaus?

Die Stadt hat sich verpflichtet, auf ihre Kosten ein Parkhaus für den Hochschulneubau mit rund 500 Stellplätzen zu errichten. Ohne den Wegzug der Stadtwerke hätte dieses Gebäude nur direkt am Rossneckar errichtet werden können. Zum einen wäre dieses Parkhaus verkehrstechnisch problematisch angebunden gewesen. Zudem sei der Bauplatz am Rossneckarkanal „eher prädestiniert für hochwertige Nutzungen wie beispielsweise Wohnen und Arbeiten als für ein technisches Verkehrsbauwerk“, heißt es in der Vorlage. Das Parkhaus soll jetzt unmittelbar von der Schlachthausstraße erschlossen werden, zudem ist eine Tiefgarage für das Gesamtareal geplant.

Wie sieht der zeitliche Rahmen für den Umzug der Stadtwerke aus?

Die Zeit drängt. Denn stimmen die aktuellen Planungen, könnte der vom Land Baden-Württemberg finanzierte neue Hochschulbau bereits im Jahr 2024 eröffnet werden. Zu diesem Zeitpunkt muss dann auch das Parkhaus gebaut und eröffnet sein. Damit die Bauarbeiten dort rechtzeitig beginnen können, müssen – nachdem der Gemeinderat nun den Grundsatzbeschluss zur Verlagerung der SWE getroffen hat – in den kommenden anderthalb Jahren der Neubau in den Neckarwiesen geplant und das Baugesuch eingereicht werden. Im Januar 2021 sollen die Bagger in den Neckarwiesen anrollen. Für den Dezember 2022 ist die Einweihung geplant.