Die beiden Brauer Dominik Heizmann (links) und Dominic Mann haben gerade nicht viel zu tun. Foto: /Bernd Zeyer

Die Wichtel-Brauerei auf dem Roser-Areal trifft die Coronakrise besonders hart: Die Einnahmen aus dem Gaststättenbetrieb bleiben aus, zudem mussten viele Liter Bier vernichtet werden. Gebraut wird momentan nicht, alle Mitarbeiter sind in Kurzarbeit

Feuerbach - Der Himmel ist blau, die Sonne strahlt hell, das Thermometer überschreitet die 20-Grad-Marke: Bestes Biergartenwetter. Doch in Zeiten der Coronakrise müssen Stühle und Tische leer bleiben. Besonders hart trifft die derzeitige Situation die Wichtel-Brauerei: Zum einen fallen die Einnahmen der Gaststätte weg, zum andern musste Bier weggeschüttet werden. Gebraut werden dürfte zwar, Sinn macht es aber keinen – niemand weiß, wann Restaurants und Gasthäuser wieder öffnen dürfen.

Im Keller lagern 10 000 Liter Bier

„Im Zweifelsfall müssen wir aus dem Bauch heraus entscheiden, wann wir wieder brauen“, sagt Jens Täuber, Geschäftsführer der Wichtel-Standorte in Feuerbach, Böblingen, Ditzingen und Esslingen. Für eine Neuproduktion brauche man circa drei Wochen Vorlauf. An allen Standorten mussten zusammen rund 2500 Liter Bier vernichtet, in diesem Falle also weggeschüttet, werden. Der Gerstensaft befand sich in so genannten Ausschanktanks, wo er sich nicht lange hält. Anders ist die Situation im Keller der Feuerbacher Brauerei auf dem Roser-Areal. Die dortigen Tanks fassen insgesamt 10 000 Liter, sie sind randvoll. „Dort können wir das Bier bis zu sechs Monate lagern“, sagt Brauer Dominic Mann. Mittlerweile musste Täuber alle Mitarbeiter (allein in Feuerbach sind 30 Frauen und Männer fest angestellt, dazu kommen noch Aushilfen) in Kurzarbeit schicken. Zwar kann der Betrieb auf diese Weise Geld einsparen. Dennoch, so schätzt der Geschäftsführer, macht er, wenn er die Ausfälle an allen Standorten zusammenzählt, pro Monat gut 100 000 Euro Verlust. Schließlich laufen alle Kosten ja weiter. „Dieses Jahr habe ich bereits jetzt abgeschrieben“, sagt er und schüttelt den Kopf. Zwar rechnet Täuber damit, dass es nach der Krise einen steilen Umsatzanstieg geben wird, aufzuholen seien die aufgelaufenen Verluste dann aber kaum mehr. Täuber schätzt, dass das Geld noch bis Juni reicht, danach müsste er dann staatliche Hilfen beantragen.

Speisen und Bier können abgeholt werden

470 Plätze hat der Biergarten in Feuerbach, dazu kommen nochmals 330 Plätze im Innenbereich. Dort herrscht nun gähnende Leere. Immerhin gibt es im Eingangsbereich noch etwas Betrieb: Sowohl Essen als auch Bier können dort abgeholt und mit nach Hause genommen werden. Finanziell ist das für die Firma aber noch nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein.

Dafür schreibt Täuber diesem Service aber eine andere Bedeutung zu: „Für die Familie ist es ein Therapieprojekt.“ Ihm zur Hand gehen nämlich seine Kinder, denen so zu Hause nicht das Dach auf den Kopf fällt.

In normalen Zeiten werden in Feuerbach durchschnittlich drei Mal pro Woche jeweils 1000 Liter gebraut – Pils, Hefeweizen und diverse Monatsbiere. Der Gerstensaft wird ausschließlich direkt an den vier Wichtel-Standorten verkauft, außer Haus geliefert wird nichts. Im Winter gehen in Feuerbach im Schnitt täglich rund 400 Liter über den Tresen, im Sommer sind es 500 bis 600 Liter. Kleinen Brauereien wie Wichtel bringt es nichts, dass der Bierabsatz in Deutschland auch während der Coronakrise weiterhin gut läuft. Diese Umsätze gerieren sich nämlich vor allem durch Verkäufe über Supermärkte, Getränkehändler und Einzelhandel.

Geschäftsführer hofft, dass die Kunden treu bleiben

Den Gedanken, dass sich die Brauerei an der Produktion von Desinfektionsmitteln beteiligt, hat Täuber in Rücksprache mit seinen Braumeistern schnell wieder fallen gelassen. Das würde einen hohen Aufwand bedeuten und sich schlichtweg nicht lohnen.

„Ich hoffe und denke, dass die Leute uns nach der Krise die Stange halten“, sagt Täuber. Trotz allem schaut er positiv in die Zukunft. Ein Blick in die Statistik gibt ihm recht: Weltweit liegt Deutschland beim Bierkonsum hinter Tschechien und Österreich auf Rang drei. Gut 101 Liter pro Kopf flossen im Jahr 2018 durchschnittlich hierzulande durch die Kehlen. Daran, so steht zu vermuten, dürfte auch die Coronakrise kaum etwas ändern.