Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO vor dem Krebsrisiko von Wurst- und Fleischverzehr hat eine heftige Debatte ausgelöst. Foto: dpa

Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO vor dem Krebsrisiko bei Wurst- und Fleischverzehr hat eine heftige Debatte ausgelöst. Die Verbraucher sind zunehmend verunsichert, wie gefährlich Fleischprodukte wirklich sind.

Stuttgart - Die Menschen haben Tiere zum Fressen gern: 320 Millionen Rinder und Büffel verzehrt die Menschheit Jahr für Jahr – dazu fast 950 Millionen Ziegen und Schafe, rund 1,4 Milliarden Schweine und mehr als 62 Milliarden Hühner, Enten oder anderes Geflügel. Und laut zahlreichen Studien tun sie sich damit nichts Gutes: Demnach müssen Menschen, die Koteletts, Salami und Hackbraten gerne essen, nicht nur fürchten, dass Fleisch unerwünschte Stoffe wie Antibiotika enthält. Wer Fleisch isst, muss auch wissen, dass er somit Erkrankungen wie Herz-und-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes und sogar Krebs fördert – wie erst am Montag von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) in einer Studie bestätigt wurde. Die Behörde der Weltgesundheitsorganisation WHO stellte den Verzehr von Würstchen, Schinken und anderem verarbeitetem Fleisch auf die gleiche Risikostufe wie etwa das Rauchen.

Wie sehr solche Aussagen die Verbraucher verunsichern, zeigt sich derzeit in den Diskussionen in den sozialen Netzwerken: Fleischverkoster gegen Fleischverächter. Von „wissenschaftlicher Panikmache“ ist da die Rede. Andere loben die fleischlose Kost als einzig gesunde Ernährungsform.

Fleisch liefert lebenswichtige Spurenelemente

Tatsache ist, dass Fleisch biochemisch betrachtet zu den komplexesten Nahrungsmitteln überhaupt gehört: Das liegt vor allem an dem hohen Anteil an Eiweiß, das dem Menschen nicht nur Energie liefert. Er braucht diese Proteine auch für sein Wachstum und den Aufbau von Muskelmasse. Daneben ist Fleisch aber auch Lieferant lebenswichtiger Spurenelemente.

Und letztlich hat die Vorliebe für Fleisch den Menschen erst zu dem gemacht, was er heute ist. So sind Evolutionsbiologen davon überzeugt, dass der Mensch nur aufgrund der tierischen Kost ein solch leistungsstarkes und großes Gehirn besitzt.

Und auch heute ist Fleisch als Nahrungsmittel nicht automatisch schlecht: Es kommt nur auf die Menge an. So sind sich Wissenschaftler einig, dass ein hoher Fleischkonsum tatsächlich krank machen kann.

Geflügelfleisch hat einen guten Ruf

Nach Aussagen der Harvard School of Public Health in Boston erhöht sich bei einem täglichen Verzehr von 50 Gramm Fleischprodukten die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 42 Prozent. Die Forscher vermuten als Ursache vor allem das darin enthaltene Salz. Hackfleischprodukte oder Steaks sind da weniger bedenklich. Auch Geflügelfleisch hat – abgesehen von unerwünschten Inhaltsstoffen wie Antibiotika-Resten – einen guten Ruf.

Wer also auf seine Gesundheit achten möchte, sollte pro Woche höchstens 500 Gramm rotes und so wenig wie möglich verarbeitetes Fleisch essen, heißt es seitens der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Eine solche Menge reicht zudem, um sich ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen und Vitaminen zu versorgen. Wer sich daneben noch mit reichlich Obst und Gemüse und Getreideprodukten ernährt, erleidet keinen Mangel.