Nicht nur die Großen haben Mitelstreckenraketen – auch, wie im Bild, Pakistan. Foto: dpa

Das neue Wettrüsten hat schon längst begonnen, und es ist nur ein Anfang. Denn um die Umkehr hinzubekommen, um Raketen und Co wieder ab-, anstatt aufzubauen, fehlt es am grundlegendsten: am gegenseitigen Vertrauen, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Heiko Maas wird heute in Moskau seinen Gesprächspartnern erklären, wie unklug es ist, auf die Vorteile des INF-Vertrages zu verzichten. Der deutsche Außenminister wird bestrebt sein, für eine Beibehaltung der Abrüstungsregeln zu werben, die vor allem für Europa von gewaltigem Interesse sind. Mittelstreckenraketen, seien sie amerikanischen oder russischen Typs, haben ihre Ziele eben zumeist auf polnischer, deutscher oder französischer Gemarkung. Heiko Maas wird bestenfalls in besorgte Gesichter sehen. Dass Russland seine umstrittenen Waffen einmottet ist jedenfalls nicht zu erwarten. Eher, dass in Moskau auf die aktuell bekannt gewordenen Aufrüstungspläne der USA verwiesen wird, wonach das Weltall mit Raketen bestückt werden soll.

Hyperschallraketen und Tarnkappenbomber

Die amerikanische Neuauflage von Star Wars hat zwar nichts mit dem INF-Vertrag zu tun und taugt von der Systematik her überhaupt nicht dazu, als Rechtfertigung im aktuellen Mittelstreckenstreit zu dienen. Sie richtet sich gegen andere Bedrohungsszenaren. Russland präsentierte im vergangenen Jahr neue Langstreckenraketen, die ihre atomaren Sprengkörper auch von U-Booten aus abfeuern können und eine Hyperschallrakete, die jedes Abwehrsystem austricksen soll. China arbeitet nicht nur bei Tarnkappenbombern hoch effizient daran, die US-Dominanz zu durchbrechen. Das neue Wettrüsten hat schon längst begonnen, und es ist nur ein Anfang. Denn um die Umkehr hinzubekommen, um Raketen und Co wieder ab-, anstatt aufzubauen, fehlt es am grundlegendsten: am gegenseitigen Vertrauen.